Die Kirchenkampfsammlung V – ein Fundus an Zeitungen und Zeitschriften aus dem Dritten Reich

8SL 033 Nr. 269 – Zeitungsausschnitt 1933. Links: Reichspräsident von Hindenburg auf dem Wege zur Garnisonkirche. Rechts: Adolf Hitler und seiner Minister beim Abschreiten der Front. Adolf Hitler (r.), Vizekanzler von Papen (l.). Zwischen beiden Reichsminister Dr. Joseph Goebbels.

Der 21. März ist ein historisches Datum, genauer der 21. März 1933. Denn an diesem Tag, also heute vor exakt 90 Jahren, wurde in der Garnisonkirche in Potsdam der Reichstag eröffnet, nämlich der erste nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten. Bekannt ist vielen sicherlich die Aufnahme der Verneigung Adolf Hitlers vor Reichspräsident Paul von Hindenburg, während er ihm die Hand schüttelt. Eine symbolträchtige Inszenierung der Nationalsozialisten des Bundes des „alten und neuen Deutschlandlands“. Die „historische Stunde der Nation“, wie die Dienstag-Abend-Ausgabe der Rheinisch-Westfälische(n) Zeitung (8SL 033 Nr. 269 – 21.3.1933) diesen Tag bezeichnete, überließ man auch nicht dem Zufall. Mit Blick auf den 21. März 1871 wählte man bewusst dieses Datum. Denn 1871 hatte sich an diesem Tag der erste Reichstag des Deutschen Kaiserreichs konstituiert. Die Ansage war deutlich. Die nationalsozialistische Bewegung darf und soll als legitime Nachfolge des alten Preußen verstanden werden.

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Findbuch zur Kirchenkampfsammlung V online

Auf der Website des Archivs ist nun das Findbuch des Bestandes 8SL 033 Kirchenkampfsammlung V online.

Flyer zur DC-Versammlung am 16. Okt. 1934 Bestand: 8SL 033 Nr. 62

Nach den Beständen 6HA 004 (Kirchenkampfakten Beckmann), 8SL 005 (Kirchenkampfsammlung Müller), 8SL 030 (Kirchenkampfsammlung Walter Schmidt) und 8SL 031 (Kirchenkampf-Sondersammlung) ist diese Kirchenkampfsammlung die fünfte ihrer Art. Sie entstand, als im Vorfeld der zahlreichen Veranstaltung zum 50. Jahrestag der Bekenntnissynode von Barmen 1984 umfängliches Material zum sogenannten Kirchenkampf zusammengetragen wurde. Seither nahm ihr Volumen vor allem durch punktuelle Zugänge, meist privater Abgaben (zuletzt 2021) stetig zu. In diesen Fällen lässt sich daher die Provenienz teilweise nachweisen. Für das Gros der Unterlagen ist das leider nicht der Fall.

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Märtyrersuppe mit Dunkelmännerklöschen und 12-Apostel-Wein

In Sammlungsbeständen kann man bekanntlich – und oftmals unverhofft – auf Vielerlei stoßen. Der redliche Versuch ein Thema besonders gewissenhaft zu dokumentierten kann sich auch durchaus zu einer regelrechten „Sammlungswut“ steigern. Alles thematisch zusammenhängende wird konsequent aufbewahrt (gerne auch in doppelter, dreifacher oder x-facher Ausführung). Woher dabei eine Archivalie stammt oder wie genau sie nun ihren Weg in eine Sammlung fand, bleibt manchmal leider unbeantwortet. Nebulös verbleibt so z.B. der Pfad der Stilblüten aus dem Reichsberufswettkampf von 1937 in die Kirchenkampfsammlung V.

Ähnliches gilt auch für die maschinelle Abschrift eines Briefes vom Mainzer Bischof Albert Stohr (1890-1961) vom 26. Oktober 1935 an den Reichsstatthalter im Gau Hessen-Nassau Jakob Sprenger (1884-1945). Dokumentationsmaterialien zu katholischen Geistlichen fallen ja eigentlich in den Zuständigkeitsbereich katholischer Archive. Fairerweise muss man sagen, dass der Inhalt des Schreibens doch nachvollziehen lässt, warum es evtl. aufbewahrt wurde.

Der Bischof von Mainz zeigt sich in seinem Schreiben entrüstest über staatliche Versuche, katholische Jugendliche in die Hitlerjugend zu zwingen. Ein Problem mit dem sich auch evangelische Landeskirchen konfrontiert sahen. Der Zusammenschluss ev. Jugendverbände zum Ev. Jugendwerk Deutschlands mit ca. 700.000 Mitgliedern schützte diese nicht davor, von Reichsbischof Ludwig Müller höchstpersönlich in einem Abkommen vom 19. Dezember 1933 trotz Einsprüchen und Protesten an die Hitlerjugend ausgehändigt zu werden. Nur durch die Aufhebung von Mitgliedschaften der Jugendlichen von ihren jeweiligen Vereinen und Verbänden fand man doch noch eine Möglichkeit, sich der HJ zu entziehen.

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Etwas zum Schmunzeln….Stilblüten aus dem Reichsberufswettkampf

Bei emsiger Arbeit an den Lösungen der Aufgaben zum Reichs-Berufswettkampf, in den Lehrräumen eines Textilwerkes 1934. Bundesarchiv, Bild 146-2003-0051 / CC-BY-SA 3.0

Der Reichsberufswettkampf war ein im Dritten Reich zwischen 1934 und 1939 reichsweit ausgerichteter Wettstreit um die beste berufliche Leistung. Die Organisation und Durchführung des Wettkampfes oblagen der Reichsjugendführung und der Deutschen Arbeitsfront. Teilnehmen konnten alle Jugendlichen oder jungen Auszubildenden aller Berufe und Betriebe. Man könnte das in etwa von der Idee her mit dem heutigen Leistungswettbewerb des Deutschen Handwerks oder dem Berufswettkampf des Bundes der Kaufmannsjugend etc. vergleichen.

Messen konnte man sich in ca. 20 Fachsparten auf drei verschiedenen Ebenen. Innerhalb seines Wohnortes, auf Gau- bzw. auf Reichsebene. Geprüft wurde das handwerkliche Geschick in der Praxis, das theoretische Wissen und die weltanschauliche Schulung (im Grunde die Verinnerlichung der NS-Ideologie). Mädchen mussten zudem ihre Fähigkeiten im Bereich der Hauswirtschaft unter Beweis stellen.

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Wanderausstellung „erfasst, verfolgt, vernichtet. Kranke und behinderte Menschen im Nationalsozialismus“

„Dann ist der Mord an uns allen freigegeben“ – aufrüttelnde Predigt des Bischofs Clemens August von Galen gegen das Euthanasieprogramm der Nazis.

Unter der Schirmherrschaft des Bundespräsidenten hat die Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN) in Kooperation mit der Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas und der Stiftung Topographie des Terrors eine Wanderausstellung konzipiert.

Es geht um den Mord und die Zwangssterilisation an Kranken sowie behinderten Menschen im Nationalsozialismus und die Frage der Auseinandersetzung  mit dem Geschehen von 1945 bis heute. Mit Fotos und Dokumenten zahlreicher Archive werden die Aktionen der Euthanasie im Dritten Reich reflektiert, die Akteure  der Verbrechen aufzeigt sowie an die Opfer gedacht.
Eines dieser Dokumente ist eine Predigtabschrift des Bischofs Clemens August von Galen (6 Seiten) aus dem Archiv der Evangelischen Kirche im Rheinland:

Predigt Clemens August von Galen in der Lambertikirche Münster Predigt Clemens August von Galen in der Lambertikirche Münster Predigt Clemens August von Galen in der Lambertikirche Münster Predigt Clemens August von Galen in der Lambertikirche Münster Predigt Clemens August von Galen in der Lambertikirche Münster Predigt Clemens August von Galen in der Lambertikirche Münster
– Bestand : AEKR 6HA 004 (Kirchenkampfakten Beckmann), B30. (PDF/ 600 KB)

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