Der Reichsberufswettkampf war ein im Dritten Reich zwischen 1934 und 1939 reichsweit ausgerichteter Wettstreit um die beste berufliche Leistung. Die Organisation und Durchführung des Wettkampfes oblagen der Reichsjugendführung und der Deutschen Arbeitsfront. Teilnehmen konnten alle Jugendlichen oder jungen Auszubildenden aller Berufe und Betriebe. Man könnte das in etwa von der Idee her mit dem heutigen Leistungswettbewerb des Deutschen Handwerks oder dem Berufswettkampf des Bundes der Kaufmannsjugend etc. vergleichen.
Messen konnte man sich in ca. 20 Fachsparten auf drei verschiedenen Ebenen. Innerhalb seines Wohnortes, auf Gau- bzw. auf Reichsebene. Geprüft wurde das handwerkliche Geschick in der Praxis, das theoretische Wissen und die weltanschauliche Schulung (im Grunde die Verinnerlichung der NS-Ideologie). Mädchen mussten zudem ihre Fähigkeiten im Bereich der Hauswirtschaft unter Beweis stellen.
Der Wettkampf genoss großen Zulauf, denn einem Sieg auf Gau- noch besser auf Reichsebene folgten berufliche Vorteile. Wer sich in besonderem Maße hervortat, dem winkte die Aufnahme in eine Förderstiftung. Selbstverständlich profitierte auch ein Betrieb vom Erfolg des oder der Angestellten. Doch auch für die Initiatoren war der Wettkampf wichtig. Die Hitlerjugend nutzte ihn zur Selbstdarstellung und als Kanal ihrer weltanschaulichen Positionen. Die Deutsche Arbeitsfront hingegen konnte so unter dem Deckmantel eines Wettkampfes Ausbildungsstandards vereinheitlichen, zentral prüfen und schlecht abschneidende Betriebe gängeln.
Nun hat der Reichsberufswettkampf eigentlich nichts mit der Ev. Kirche im Rheinland am Hut und hat somit nichts in kirchlichen Dokumenten zu suchen. Doch aus solchen fischte ich das unten abgebildete Schriftstück. Momentan bearbeite ich den Sammlungsbestand 8SL 033 Kirchenkampfsammlung V. Diese Sammlung zum Thema Kirchenkampf ist nach den Kirchenkampfakten Beckmann (6HA 004), der Kirchenkampfsammlung Müller (8SL 005), der Kirchenkampfsammlung Walter Schmidt (8 SL 030) und der Kirchenkampf-Sondersammlung (8SL 031) im Archiv der EKiR die fünfte ihrer Art (daher auch die Bezeichnung „V“). Das Material der Sammlung wurde über mehrere Jahre von verschiedenen Stellen zusammengetragen, sodass die Provenienzen der Unterlagen oftmals nicht rekonstruiert werden können. Wie dieses Durchschlagpapier (daher die schlechte Lesequalität) seinen Weg in eine Mappe mit der Aufschrift „Deutsche Evangelische Kirche 1937 – 1939“ fand, wird wohl ungeklärt bleiben. Eingedenk seiner Entstehungszeit mussten wir beim Lesen dieser Stilblüten aus den schriftlichen Arbeiten des Reichsberufswettkampfes des Jahres 1937 schmunzeln, Sie ja vielleicht auch.
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