Die evangelische Bühnengilde Koblenz – Eine digitale Ausstellung mit DDB Studio

Dank der Deutschen Digitalen Bibliothek konnte die Zeit im Home Office ideal genutzt werden. Das neue Ausstellungs-Tool DDB Studio erlaubt es selbst dem größten Technikmuffel eine digitale Präsentation zu gestalten, sofern man geeignetes Schaumaterial zur Verfügung hat. Die DDB bietet das Programm kostenfrei für bei ihr registrierte Institutionen an und steht dabei jederzeit mit guten Rat und, sofern nötig, auch Tat zur Seite. Eine einmalige Möglichkeit, die Bestände der Kultureinrichtungen einem breiten Publikum zu eröffnen.
Um einen Einblick in unseren Bestand zu geben, wurden einige unserer Fotoschätze mit dem Programm DDB Studio in einer digitalen Ausstellung arrangiert. Die Bilder stammen aus dem Nachlass Hoerder und dokumentieren die Arbeit der Evangelischen Bühnengilde Koblenz (EBK). Die Ausstellung zeigt eine Auswahl des Repertoires der Laienschauspieltruppe und skizziert anhand dessen die 14-jährige Geschichte der EBK.

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Die Journalistin Bettina Förster untersuchte im Archiv Boppard den Nachlass von Walter Hoerder, weil sie bei Prof. Dr. Volker Neuhaus an der Universität zu Köln über die Entwicklung des evangelischen Laienspiels von der Weimarer Republik bis 1959 promoviert. Hier beantwortet sie einige Fragen zur Motivation und Tätigkeit der Gilde.

Was zeichnete die Arbeit der EBK aus?

Walter Hoerder war während der gesamten Zeit von 1922 bis 1935 der verantwortliche Leiter der Bühnengilde. Er wirkte auch als Regisseur und übernahm Rollen. Wenn man die zahlreichen Kisten aus seinem Nachlass durchsieht, dann wird ganz schnell klar, dass er und die Gruppe diese Arbeit mit großer Leidenschaft gemacht haben. Die Aufführungen sind durch Fotos, Berichte und Zeitungsartikel akribisch dokumentiert. Sie haben in der Online-Ausstellung, die Sie gemacht haben, eine repräsentative Auswahl getroffen. Eigentlich war Hoerder gelernter Bankkaufmann und auch die anderen Spieler waren alle Laien. Die Kulissen und Kostüme gestalteten sie sehr aufwendig – es muss stundenlang gedauert haben, diese Kostüme zu nähen. Die jungen Erwachsenen spielten aber nicht nur zusammen Theater, sondern sie machten auch Wanderungen oder Singabende. Seine Nichte hat mir geschrieben, dass die Spieler eine intensive Freundschaft verband. Offiziell hieß es, dass die EBK an Gemeindeabenden das „ausserkirchliche Leben in bewusst deutsch-evangelischem Sinne“[1] fördern wollte. Einige Berichte hat Hoerder auch in der Zeitung Das Evangelische Rheinland geschrieben und hier formuliert er, dass sie spielten, weil sie innerlich ergriffen waren.

Wovon waren die Spieler ergriffen?

Vom Theaterspielen und vom Gemeinschaftsgedanken. Die Einnahmen wurden traditionell nach Abzug der Unkosten gespendet. Hoerder dokumentiert zum Beispiel über die Spielzeit Winter 1933/34, dass sie neben dem Anliegen „in volksbildnerischer Weise in der Gemeinde künstlerische Arbeit“ [2] zu leisten auch den Zweck darin sahen, die Not mit dem Ertrag zu lindern. So gingen auch aus dieser Saison die Eintrittsgelder nach Abzug der Unkosten an die Armenpflege der Gemeinde und an das Winterhilfswerk des Deutschen Volkes. Dieses gilt als wichtiges Propagandaelement der Nationalsozialisten. Hoerder war begeistert vom Nationalsozialismus. Sie spielten auch für die Hitler-Jugend. 1933 wollte er Schlageter aufführen, das erfolgreiche Stück vom Nationalsozialisten Hanns Johst, aber er bekam die Rechte dafür nicht.

Was ist über den Spielplan zu sagen?

Auffällig ist die Bandbreite des Spielplans und die Tatsache, dass die EBK Stücke des Berufstheaters aufführte. So gaben sie zum Beispiel 1926 auch den Jedermann von Hugo von Hofmannsthal. Beim Publikum besonders beliebt und erfolgreich waren Lustspieldarbietungen. Bei der Aufführung von Die goldene Eva von Franz von Schönthan und Franz Koppel-Ellfeld im November 1931 war der Saal wohl „beängstigend“ überfüllt. Die Bühnengilde führte aber auch Stücke auf wie 1929 Zeitenwende vom Laienspielautor Paul Figge. Zu dieser Aufführung kamen sogar dreitausend Besucher.

Warum hörte die Arbeit auf?

Das war ein längerer Prozess. Kurz zusammengefasst: 1934 gab es Korrespondenzen mit dem Stadttheater, der Landesstelle des Propagandaministeriums und der Reichstheaterkammer. Darüber berichtet Hoerder 1935 im Evangelischen Sonntagsblatt. Werke der Berufsbühne und abendfüllende Stücke wurden ihnen nicht mehr erlaubt und Hoerder wollte keinen „kunstlosen Vereinsbühnenkitsch“ fabrizieren. Pastor Wilhelm Winterberg sprach ihm für seine Arbeit innigen Dank aus, aber dies kann Hoerder nicht wirklich getröstet haben. Er schrieb in einem Bericht im Oktober 1935 wehmütig, dass ihm der Abschied besonders schwerfiel.


[1] Hoerder, Walter: 10 Jahre Evangelische Bühnengilde Koblenz. In: AEKR Boppard Best. 7NL 133B (Nachlass Walter Hoerder), Nr. 18.

[2] Hoerder, Walter: Bericht vom 28. Mai 1934. In: AEKR Boppard Best. 7NL 133B (Nachlass Walter Hoerder), Nr. 18.

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