Als die Zukunft noch statisch war

Im Februar berichtete Herr Dühr über das 20-jährige Jubiläum der Internetpräsenz der Rheinischen Landeskirche. Heute kann man sich das Leben kaum noch ohne Internet vorstellen. Erste Schritte im Bereich der „neuen Techniken im Medienbereich“ ging die EKiR aber bereits noch einmal fast 20 Jahre früher: Am 1. Juni 1980 startete der Bildschirmtext (BTx) in Deutschland: ein Medium zur Textkommunikation über den Bildschirm.

Start des Bildschirmtext-Angebots der Evangelischen Kirche am 1.6.1980, Fernseher mit aufgerufener Informationsseite über die Institutionen der Evangelischen Kirche;
Der Weg 22/1980, aus Bestand: AEKR Düsseldorf 8SL 069 (Fotosammlung Presseverband)

Dabei ist der Bildschirmtext nicht zu verwechseln mit dem heute noch nutzbaren Tele- oder Videotext, der mit dem Fernsehprogramm ausgestrahlt wird und keinen Dialog zwischen Anwender und Anbieter erlaubt! Der Bildschirmtext hingegen wurde über das Telefonnetz übertragen und verband mithilfe eines Decoders Telefon und Fernseher, sodass die Seiten auf dem Fernsehbildschirm dargestellt werden konnten. Abgerechnet wurde über die Telefonrechnung. Durch das Wählen der Telefonnummer 190 wurde die Verbindung zur Bildschirmtext-Zentrale der Deutschen Bundespost hergestellt, dann konnten die diversen Seiten aufgerufen werden. Mit Hilfe einer an den Fernseher angeschlossenen Tastatur konnten sich sogar bereits einfache Online-Dienste wie Bankgeschäfte oder Versandhausbestellungen tätigen lassen. Die Seiten waren allerdings statisch. Bewegte Animationen ließen die verfügbaren Datenübertragungsraten nicht zu.

Btx device

Eine Kombination aus Telefon und BTX-Terminal, das so genannte „Multifunktionale Telefon 12“; Foto: Michael Gruhl, Wikimedia Commons/ CC BY-SA 3.0

Zunächst hatten etwa 2000 Teilnehmer aus Düsseldorf, Mettmann und Neuss die Möglichkeit sich an einem ersten „Feldversuch“ zu beteiligen. Bundesweit begann der Regelbetrieb des BTx erst am 18. Juni 1984.

Auch die Ev. Kirche im Rheinland beteiligte sich frühzeitig  an dem Zukunftsprojekt. Im März 1979 begannen die Vorbereitungen (Gesprächsnotiz von Friedrich Schwanecke, Akten zur Einführung des Bildschirmtextes finden sich im Bestand 1OB 017 LKA Sachakten Az. 13, Nr. 5408ff)

Pünktlich zum Start des Feldversuchs  konnten die Nutzer unter der Nummer 580  die Hauptseite ihres Bildschirmtext-Angebotes  aufrufen und anschließend mithilfe von Tastatur und Telefon durch etwa 200 Seiten mit Informationen zur Evangelischen Kirche, ihre Institutionen und Hilfsdienste navigieren.

Erarbeitet wurden die Inhalte von einer eigens gegründeten Arbeitsgruppe und bereitgestellt wurden die Seiten im Film-, Funk- und Fernsehzentrum.

Flächendeckend durchgesetzt hat sich das Medium Bildschirmtext nicht. Dazu trugen vor allem die hohen Kosten bei, die das Angebot für private Nutzer unattraktiv machten. Bereits in den frühen 1990er Jahren wurde BTx zunehmend von anderen Formaten abgelöst und schließlich 2001 ganz eingestellt.

2 Gedanken zu „Als die Zukunft noch statisch war

  1. Natürlich erinnere ich mich an das tüdelü via 56k Modem. Die KD-Bank bot für die Nutzung des online-Bankings via BTX eine Vergütung, also habe ich dies Angebot seit 1996 genutzt. Der Zugang ins Netz war mir damals nur via compuserve möglich, bis die Telekom aufrüstete.
    Die Entwicklung im Netz ging rasant vor sich, so dass ich mit schlichtestem htm schon 1998 eine Website für meine Gemeinde anbieten konnte. Aber die Einsamkeit im Netz war damals noch beträchtlich!!

  2. Pingback: Funkausstellung mit Bildschirmtext | HNF Blog

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert