Die 1946 gegründete Zeitung DER WEG (Evangelisches Kirchenblatt für das Rheinland) erschien in den ersten Jahren ohne jegliche kommerzielle Werbung. In der Ausgabe vom 12. April 1953 erfährt die Leserschaft die Hintergründe für dieses Manko sowie die neuen Planungen der Redaktion:
Der intendierte „saubere Anzeigenteil“ im moralisch-ethischen Sinne fand in den kommenden Ausgaben auf originelle Weise eine wortwörtliche Umsetzung:
Bei beiden Produkten handelte es sich um Erzeugnisse regionaler Anbieter aus Solingen bzw. Wuppertal. Ein Beispiel für den im WEG-Artikel benannten „früher so geschätzten Anzeigenteil“ des Barmer Sonntagsblattes bietet die Ausgabe vom 21. Januar 1923:
Neben den zeittypischen gewerblichen Anzeigen finden sich am rechten Seitenrand auch immer noch vereinzelte Stellenausschreibungen für Dienstpersonal in bürgerlichen Haushalten. Vor 1914 waren diese noch ungleich verbreiteter gewesen. Unter einem „Alleinmädchen“ versteht man dabei eine alleinige Hausangestellte. Beklemmend mutet die Anzeige des 73-jährigen Pastors und früheren Barmer Superintendenten Eduard Bausch an. Für seine Wohnung in der Diekerstraße (heute: Am Diek) in Oberbarmen, die er gemeinsam mit seiner älteren leidenden Schwägerin bewohne, sucht er eine „treue Stütze für alle Arbeit in dem kleinen Haushalt“. Wir wissen nicht, ob er damit Erfolg hatte. Bausch verstarb dann bereits am 3. Oktober 1923.
1973, ein halbes Jahrhundert später, bot der Anzeigenteil des WEG eine breite Palette an Annoncen und Stellenanzeigen. Getarnt zwischen Präparaten gegen Prostatabeschwerden und dem Angebot frischer Preiselbeeren erspäht man auch das Stellengesuch eines Archivars. Er übernehme gern das „Aufarbeiten und Katalogisieren (sic!) von Archivalien bei ev. Gemeindeämtern.“
Den kontinuierlich fortschreitenden Verfall der Auflagenziffern des WEG vermochten freilich weder die Anzeigenerlöse noch diverse Printkonzepte, Marktanalysen und Strukturkommissionen aufzuhalten. 2003 wurde die Zeitung DER WEG eingestellt. Die Geschichte des Presseverbandes der Evangelischen Kirche im Rheinland und der von ihm verantworteten Publikationen dokumentiert unser Archivbestand 5WV 014M.