Wenn Archivare ausrücken… Das Ende des FFFZ in Stockum

Wenn Archivare ausrücken, können mehrere Gründe vorliegen. Anlass für eine Aktivität außerhalb des Büros kann eine Fortbildung, eine Tagung, ein Beratungsgespräch vor Ort im Sinne der Archivpflege oder das Einsammeln von potentiellem Archivgut sein.
So geschehen vor einigen Wochen. Drei Kollegen des Archivs der Ev. Kirche im Rheinland begaben sich zum ehemaligen Film Funk Fernseh Zentrum (FFFZ) in der Kaiserswerther Straße 450 in Stockum. Die Mission: alle verbliebenen Ordner, sprich das oben bereits erwähnte potentielle Archivgut, in Umzugskartons zu verpacken. Diese wurden dann ins Zwischenarchiv nach Moers gebracht, wo sie nun auf ihre spätere Bearbeitung warten. In solchen Momenten tritt übrigens der (nicht zu unterschätzende) physische Aspekt archivarischer Tätigkeit zu Tage und Muskelkraft ist gefragt!

Verräumen der letzten Aktenordner im FFFZ – AEKR
Verräumen der letzten Aktenordner im FFFZ – AEKR

Hintergrund dieser Umbettungsaktion ist der bevorstehende Abriss des ehemaligen FFFZ Gebäudes, welches 1993 eingeweiht wurde. Nach fast ca. 30 Jahren schließt sich damit das Kapitel des FFFZ am Standort in der Kaiserswertherstraße. Dabei war es gerade die Standortfrage, die vor drei Jahrzehnten für hitzige Diskussionen sorgte. 1990 wurde auf der Landessynode der Beschluss gefasst, ein neues kirchliches Medienzentrum zu errichten. Denn die Räumlichkeiten des Hauses der Diakonie in der Lenaustraße 41, in welchem das Medienzentrum seit 1967 untergebracht war, erfüllten nicht mehr die Kriterien an eine moderne und zeitgemäße kirchliche Medienarbeit. Raumnot und eine unzulängliche räumliche sowie technische Ausstattung erforderten einen dringend benötigten Neubau.

CPA Lehrgang im FFFZ in der Lenaustraße 41, Hans Lachmann, Datum: 1985, Ort: Düsseldorf – 8SL 046 AEKR


Über die Notwendigkeit des Neubaus herrschte gemeinhin Konsens. Über den Standort weniger. „In den scheinbar unscheinbaren Arbeitsvorlagen liegt sehr viel Zündstoff“, wurde damals Präses Peter Beier zititert. Die Debatte auf der 38. Tagung der Landessynode dauerte mehrere Stunden. Diskutiert wurde hauptsächlich darüber, ob das Projekt auf dem Gelände des Kölner Medienparks oder in Düsseldorf realisiert werden sollte. Für Ersteres setzte sich besonders der damalige Kölner Stadtsuperintendent und spätere Präses Manfred Kock ein. Über die Synode hinaus wurde zudem Kritik aus den Reihen einiger Pfarrer aus dem Koblenzer Raum geübt. Man beanstandete nicht nur die hohen Kosten des Neubaus (26. Mio. Mark), sondern auch den geplanten Anbau einer Tagungsstätte mit 27 Gästezimmern.

Präses Peter Beier Film Funk Fernseh Zentrum (FFFZ) Grundsteinlegung, im Hintergrund: Jürgen Jaissle Düsseldorf 20. Juni 1991 Fotograf: Hans Lachmann – 8SL 046 AEKR
Baustelle Film Funk Fernseh Zentrum (FFFZ) Kaiserswerther Straße 450 in Düsseldorf; Fotograf: Hans Lachmann 8SL 046 AEKR

Am Ende fiel die Entscheidung zugunsten Düsseldorfs aus. Die Nähe zu der in der Landeshauptstadt beheimateten ev. Presse und zu den landeskirchlichen Institutionen sah man als ausschlaggebende Vorteile an. Ebenso vorteilhaft war die Tatsache, dass auf kircheneigenem Gelände gebaut werden konnte. Die Grundsteinlegung erfolgte am 20. Juni 1991, wohingegen das Hotel erst 1993 eröffnet wurde. Zum 31. Dezember 2018 wurde der Betrieb des Hotels und des Tagungshauses schließlich eingestellt. Nachdem die Mitarbeiter des Medienverbandes, d.h. der Presse-und Öffentlichkeitsarbeit, 2014 ins Landeskirchenamt übersiedelten, war das Hotel alleine leider nicht mehr tragfähig.

2 Gedanken zu „Wenn Archivare ausrücken… Das Ende des FFFZ in Stockum

  1. Als Pensionär, der lange außerhalb der EKiR lebt, habe ich weder die Schließung des FFFZ noch die des Hotels mitbekommen. Sehr schade, ich war immer gerne dort, nett und gepflegt und wurde dort auch aus meinem übergemeindlichen Amt verabschiedet. Daß Gebäude, die gut konzipiert und erhalten sind, nach nicht mal 30 Jahren abgerissen werden, ist – zumindest für mich – schwer zu verstehen.

  2. Pingback: Das FFFZ im Rückblick – eine kleine Chronik | blog.archiv.ekir.de

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