Weihnachten 1923: erste Aufführung eines Krippenspiels in der Johanneskirche in Düsseldorf

Düsseldorfer Sonntagsblatt, Nr. 52, 23.12.1923, S. [4-5]; AEKR, Archivbibliothek, Sign. ZK 65

„Zum ersten Mal wird in diesem Jahr, sowohl in der Kindergottesdienstfeier am 4. Advent, nachmittags 5 Uhr, wie in der Christmette um 1/2 7 Uhr, eine Krippenfeier, wie sie in vielen Gemeinden Deutschlands zur Darstellung gelangte, vom Kirchenchor und Mitgliedern des Lydiavereins geboten werden.“

Der oben zitierte erste Absatz des Beitrags endet mit der Zeile: „Zur Einführung der Besucher sei das Nachfolgende gesagt.“ Es folgt eine inhaltliche Beschreibung des Ablaufs der Feier, dazu ein Verhaltenshinweis, wie er auch heute in den Familiengottesdienstes zu Heiligabend gegeben wird: „Unter den Worten des Liedes schreitet ein langer Zug von Jungfrauen durch den Mittelgang der Kirche, der auf jeden Fall frei bleiben muß.“

„Nicht Spiel soll das ganze sein, nicht „Aufführung“, sondern Gottesdienst, Anbetungsgottesdienst. Die mitwirken, wollen gleich Priestern und Leviten eínen Dienst am Heiligtum tun, wollen dem gemütsarmen, gemütsbeschwerten Volk unserer Tage Sinn und Seele empor zur Höhe heben. Eine Predigt im Wort, eine Predigt im Lied, im Bilde, will das ganze sein. Der Gotteshauch der heiligen Nacht soll über der Stunde liegen, die nur Gotteswort und geistlich Lied enthält. Möge es ihr gelingen und sie „einen neuen Schein“ in die Herzen bringen.“

Krippenfeiern stammen aus alter katholischer Tradition und wurden in der großen Reformbewegung Ende 16./Anfang 17. Jahrhundert weiter verbreitet, später durch die Aufklärung zurückgedrängt und nur vereinzelt erhalten. Es gab auch im protestantischen Raum entsprechende Darbietungen, die sich aber meist viel strenger an den Bibeltext hielten und einen erzieherisch-lehrhaften Charakter hatten. Martin Luther hatte diese Krippenfeiern zunächst abgelehnt, da sie aus der vorreformatorischen Tradition stammten. Später erkannte er, dass diese aber eine Form der Glaubensvermittlung böten und empfahl schließlich Aufführungen durch die Schuljugend, um das Wort Gottes zu verbreiten. (Dietz-Rüdiger Moser, Bräuche und Feste im christlichen Jahreslauf. Graz/Wien/Köln 1993).

Da uns kein zeitgenössisches Bild eines Krippenspiels vorliegt, soll das Titelbild dieser Broschüre als Illustration dienen (Ed. Rickenbacher: Wir wollen ihm die Krippe schmücken. Gießen/Basel o.J. [ca. 1920]. AEKR, Archivbibliothek, Sign. V I d 010

Die Krippenspiele beziehen sich auf die Weihnachtsgeschichte nach Lukas, schildern das Gebot des Kaisers Augustus zur Volkszählung, den Weg von Maria und Josef nach Bethlehem und die Suche nach einer Herberge, das Erleben der Hirten auf dem Feld, das Erscheinen der Engel, den Weg der Hirten zum Stall und die Anbetung des Kindes in der Krippe. Mit viel oder wenig Aufwand wird das Bühnenbild gestaltet, die kleinen Kinder spielen die Schafe, die großen übernehmen die Sprechrollen.

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