Mein Praktikumsbesuch im Archiv der EKiR

Wer vor der Vergangenheit die Augen verschließt, wird blind für die Gegenwart. – Richard von Weizsäcker

Praktikant Luke Messinger, Foto: Archiv des JHD

Praktikant Luke Messinger, Foto: Archiv des JHD

Über meine Universität hatte ich die Möglichkeit an der Veranstaltung „Erlebnis-Archiv“ teilzunehmen, welche die Uni in Kooperation mit dem Landschaftsverband Rheinland anbot. Obwohl ich selbst Geschichte studiere, waren Archive für mich auch im Hinblick auf Hausarbeiten noch kein Thema. Wie manch anderer hing auch ich dem Vorurteil an, dass Archivare im Keller eines Unternehmens oder einer Einrichtung sitzen, hauptsächlich Zeit tot schlagen und dann und wann eine Akte bearbeiten. Zunächst hatte ich ein zweitägiges Seminar im LVR Kulturzentrum, hier wurden über Podiumsdiskussionen, Vorträge und Übungen Facetten des Berufs des Archivars beleuchtet, doch auch das konnte mir nicht den ganzen Umfang des Berufes offenbaren. Für mein Praktikum hatte ich mir ein Kirchliches Archiv ausgesucht: das Archiv des Jugendhauses Düsseldorf, dessen Träger die die katholische Kirche ist. Hier wurde ich schnell eines Besseren belehrt, denn Arbeit, auch wenn es nur ein Ein-Personen-Archiv war, gab es hier genug. Ebenso wurde mir schnell klar, dass sich hier weit mehr verbarg als nur Akten, wie Fotos, Dias, Gemälde, Kleidungsstücke, Fahnen und vieles mehr. Nach einer kurzen Einarbeitungszeit bot sich mir dann die Möglichkeit auch in ein anderes Archiv zu schnuppern: Das Archiv der Evangelischen Kirche im Rheinland.

Andere Dimensionen taten sich hier auf, denn nicht nur vom Umfang und der Stellenzahl war dieses Archiv größer, auch die Bestände waren weitaus älter. Viele Regalraumkilometer offenbarten sich mir, hinter denen der ein oder andere Schatz schlummerte, von Pfarrbriefen über riesige Taufbücher und Plakaten bis hin zu alten Urkunden aus dem 16. Jahrhundert , welche das Herz eines jeden Geschichtsinteressierten höher schlagen lassen. Man kann sich denken wie nützlich paläographische Kenntnisse in diesem Zusammenhang sind. Als nächstes wurde mir das Zwischenarchiv gezeigt, in dem noch haufenweise künftige Arbeit wartet. Hier zeigte sich der Umgang mit digitalen Daten, wie Emails, die je nach Bezug, mit verzeichnet und archiviert werden müssen. Digitale Daten sind für Archive in gewisser Weise immer noch Herausforderung, da Unsicherheit besteht, ob die jetzigen Formate auch in Zukunft noch nutzbar oder auf zukünftige Systeme übertragen werden können, und wie sicher Daten im Netz letztendlich sind. Schließlich erhielt ich noch einen Einblick in die Öffentlichkeitsarbeit des Archivs mit Hilfe von sozialen Netzwerken, Bildportalen wie Flickr und Blogs.

Rückblickend kann ich sagen, dass ich aus meinem Praktikum viel mitnehmen konnte. Zum einen hat es mich nun zum Nachdenken angeregt, ob ich nicht doch den Weg des Archivars einschlage, auch wenn ich dieses vorher nicht in Betracht gezogen habe. Andererseits konnte ich, auch wenn ich mich nicht dafür entscheiden sollte,  viel für mein Studium mitnehmen und auch den Umgang mit Archiven lernen, sowie die „Hemmschwelle“ für die Archivnutzung überwinden, die, wie ich finde, bei vielen meiner Kommilitonen vorhanden ist, und für kommende Hausarbeiten nutzen. Ich denke, dass es eine Problematik für viele Archive ist, eine Anbindung an die Öffentlichkeit zu finden. Zudem denke ich, dass Universitäten mehr den Fokus auf Veranstaltungen setzen sollten, die in Kooperation mit Archiven stattfinden, um Studenten als Nutzer für Archive zu gewinnen. Ebenso könnte ich mir gut vorstellen, dass Workshops über die richtige Nutzung eines Archives auch Anklang bei potentiellen Nutzern wie zum Beispiel Familienforschern finden würden.

Luke Messinger, Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf

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