Der erste Rosenmontagszug nach Krieg und Krise

Blick auf die Königsallee: Foto aus Bildsammlung
des Stadtarchivs Düsseldorf veröffentlicht in :
Wintgens, Frank: Mit der Vergangenheit leben:
Feste und Feiern in Düsseldorf 1945-1955

Der Düsseldorfer Karneval har eine lange Tradition und ist hier kaum wegzudenken. Traurigerweise konnte Pandemiebedingt der Rosenmontagszug zwei Jahre lang nicht stattfinden. Und auch im letzten Jahr wurde er zunächst ins Frühjahr verschoben und schlussendlich auf Grund des Krieges in der Ukraine ersatzlos gestrichen.
Dieses Jahr soll alles wie gewohnt stattfinden und man erwartet einen riesigen Festumzug mit geschmückten Wagen und Kostümen. Wie auch in anderen Bereichen des sozialen Lebens kann man sich vorstellen, dass die Begeisterung und der Zuspruch der Einwohner groß ist und man rechnet mit einer Vielzahl von Teilnehmern.

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Von der Heiterkeit der Christen – Ein Beitrag zum Rosenmontag

Karneval in Düsseldorf „Drei tolle Tage“ aus Der Weg, Nr. 9/1960, S. 1
Presseverband 4287 

Fast wäre es in diesem Jahr einfach an uns vorbei gegangen: Karneval ! Am heutigen Rosenmontag wäre die Düsseldorfer Innenstadt eigentlich überfüllt von Menschen anlässlich des Rosenmontagszuges. Dieses Jahr kaum denkbar. Daher hier ein kleiner Ausschnitt aus der Zeitschrift „Der Weg“ aus dem Jahre 1960, der ganz gut zur aktuellen Corona-Situation passt, aber auch Hoffnung verspricht. Auf das wir vielleicht im kommenden Jahr wieder Karneval zelebrieren können:

„Fröhlich warten heißt, den Abstand zwischen Jetzt und Dann nicht übersehen, das Vorläufige nicht mit dem Endgültigen verwechseln, heißt: irgendwo auch heiter nein sagen zu können. Um der geforderten Ganzheit des Ja willen. Heiterkeit und Distanz schließen einander nicht aus, denn Heiterkeit hängt mit Klarheit zusammen, nicht nur im Wetterbericht.— Fröhlich Warten heißt auch; die Geduld nicht verlieren, nach dem Gott so viel Geduld an uns wendet. Geduld in Bezug auf die Zeit des Wartens, Geduld in Bezug auf unser Sein mit anderen. Wahrer Humor ist der Liebe verwandt und von guter, herzlicher Art. Die Heiterkeit des Christen stellt Zeichen und Praxis mitmenschlicher Solidarität dar.“

AEKR 8SL046 (Bildsammlung)/Fotografen Hans Lachmann: Karneval in der Düsseldorfer Altstadt

Das Archiv der EKiR wünscht allen Karnevalisten einen schönen Rosenmontag.

Publikationsinteressen rheinischer Theologen

Wat Korona mit uns macht – Betrachtungen auf Ruhrdeutsch; Autor: Walther Henßen, Zeichnungen u. Gestaltung: Rainer Holweger; Herausgeber: Altstadt-Buchhandlung, Essen, 2020

„Wat Korona mit uns macht.“ Die humorvolle und tröstliche Neuerscheinung des ehemaligen Essener Pfarrers Walther Henßen in (moderatem) Ruhrdeutsch veranschaulicht die überraschende Bandbreite der Publikationen rheinischer Theologen quer durch die Jahrhunderte. Dieses Sammelgebiet wird seit jeher in unserer Archivbibliothek nach Kräften gepflegt, ohne dass hier freilich Vollständigkeit zu erzielen ist. Viele Titel sind der Grauen Literatur zuzuordnen und gelangen oft nur über Nachlässe zu uns. Dominierten in der frühen Neuzeit naturgemäß die Theologie mit exegetischen Werken sowie Predigtsammlungen, so weitete sich das Interessenspektrum der schreibenden Pfarrer seit dem Rationalismus des 18. Jahrhunderts erheblich aus.

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Diakonisches Hilfswerk: Jugendschutz beim Karneval der 1950er

Ende der Woche ist es wieder soweit und die „fünfte Jahreszeit“ findet auch hier bei uns in Düsseldorf ihren Höhepunkt mit Altweiber und Rosenmontag. Wer im Rheinland schon einmal dabei war, der weiß gewiss, wie ausgelassen der rheinische Karneval zelebriert wird.
Ein dabei immer wieder in den Fokus rückender Kritikpunkt ist der Schutz der Jugend.

Jugendschutz-Rundbrief, Informationen der Aktion Jugendschutz, 1954, aus Bestand: AEKR 5WV 052 (Diakonisches Werk – Hilfswerk, Geschäftsstelle Düsseldorf), Nr. 443

Im Jahre 1954 rief das Hilfswerk der Evangelischen Kirche im Rheinland eine Aktion „Jugendschutz bei Karneval“ mit dem Ziel „die Auswüchse bei karnevalistischen Veranstaltungen mit ihren weitreichenden Gefährdungen der Jugendlichen und zahlreichen Kindern zu beseitigen“ ins Leben. Die Forderungen gingen dabei sogar soweit, dass man eine „Erneuerung des Karnevals“ anstrebte, um die Gefährdung der Jugendlichen einzudämmen.
In einem Rundbrief der Aktion Jugendschutz der Hauptarbeitsstelle Hamm vom Januar 1954 wurden vor allem die Klagen aufgeführt, dass viele Jugendliche karnevalistische Veranstaltungen besuchten, die für sie ungeeignet waren. Darüber hinaus wurden Jugendschutzbestimmungen massiv missachtet, indem sich „hemmungslos gehen gelassen und betrunken“ wurde. Weiterhin kritisierte man einen Teil der Eltern, die ihre Funktion als Erziehungsberechtigte vernachlässigten oder ihre Kinder sogar zu Besuchen von Veranstaltungen mitnahmen.

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Rheinischer Karneval und evangelische Kirche: Keine ziemlich besten Freunde

Der Karneval und wir? aus Bestand: AEKR Düsseldorf 1 OB 002 (Rheinisches Konsistorium), 809;

Der Karneval und wir? aus Bestand: AEKR Düsseldorf 1 OB 002 (Rheinisches Konsistorium), 809;

Am 11. Januar 1930 schickte der Westdeutsche Sittlichkeitsverein (Vors.: Pfarrer Karl Wendland in Köln) einen Brief an das Konsistorium der Rheinprovinz, in dem er als seine Hauptaufgabe (sic!) definierte, „…energisch gegen den Karnevalsunfug zu kämpfen.“ Beigefügt war das druckfrische Flugblatt des Vereins „Der Karneval – und wir?“ Bereits fünf Jahre zuvor hatte sich das Presbyterium der Evangelischen Gemeinde Köln in seinem Rundschreiben „Gegen das Wiederaufleben des Karnevals“ gewandt. Ja, war der rheinische Karneval denn 1925 abgeschafft? Weiterlesen

Kirche im Kampf gegen das „Rosenmontagsmilieu“

Lange Zeit hat sich die evangelische Kirche mit dem Karneval sehr schwer getan.

Bis in die 1970er Jahre hinein gab es immer wieder kirchenamtliche Verlautbarungen, die schwerste theologische und moralische Bedenken gegen das närrische Treiben geltend machten. In zahlreichen Flugschriften wurde mit geharnischten Worten gegen das „Rosenmontagsmilieu“ zu Felde gezogen und vor den schwerwiegenden Folgen fastnächtlicher Zügellosigkeit gewarnt – gelegentlich verbunden mit dem dezenten Hinweis, dass es sich beim Karneval um katholisches und damit letztlich heidnisches Brauchtum handele, mit dem man als guter Protestant nichts zu schaffen haben dürfe.
Erst in den 1980er Jahren trat ein kultureller Wandel ein. Zwar hat der Karneval noch immer keinen Eingang in den liturgischen Kalender gefunden, doch sind in den letzten 25 Jahren verstärkt protestantische Prinzengarden und Beffchen tragende Büttenredner gesichtet worden. Eine kürzlich ins Leben gerufene ökumenisch besetzte Kommission zur Revision der Perikopen und der liturgischen Farbe des Sonntags Estomihi soll demnächst erste Ergebnisse vorlegen.

Karneval etwas für uns?Wort der Ev. Kirche im Rheinland zum Karneval
Die ökumenische Estomihi-Kommission bei ihrer konstituierenden SitzungEstomihi-Kommission