Neues Findbuch für Ortsakten online

Kirchberg, Michaeliskirche, Simultaneum – Postkarte

Der Bestand der Ortsakten 1OB 008 liegt im Archiv der EKiR in drei chronologischen Serien vor. Hintergrund der Anlage der Akten ist die Aufsichtsfunktion des Konsistoriums über die Gemeinden. Die Akten nehmen dabei Bezug auf die verschiedensten Aspekte der Organisation und Verwaltung der einzelnen Gemeinden der Rheinischen Kirche und dokumentieren damit evangelisches Leben auf lokaler Ebene. Für die Kirchengemeinden der EKiR stellen sie somit einen wichtigen Quellenfundus dar und können von komplementärer Natur zu den übrigen Akten des Konsistoriums resp. des Landeskirchenamtes, der Kirchenkreise oder sogar von Nachlässen sein.

Die erste Serie beginnt ca. 1850 und endet mit dem für alle Gemeinden vollzogenen Registraturschnitt von 1971, ausgelöst durch die Änderung der Art der Lagerung von der Liegeakte zur Hängeakte im Neubau des Landeskirchenamtes. Der Bestand wurde vor diesem Hintergrund ca. 1980 erstmals verzeichnet. Das Findbuch selber war zwar als PDF auf unserer Website online abrufbar, jedoch keineswegs datenbankfähig, sodass es ab 2022 in unsere Archivsoftware retrokonvertiert wurde und die einzelnen Akten mit der jeweiligen Bestandsignatur und -nummer ausgewiesen wurden. Nach nunmehr fast zweijähriger Arbeit an 15157 laufenden Nummern, verteilt auf 3520 Archivkartons, kann jetzt das fertige Findbuch online auf der Homepage eingesehen werden.

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Wege und Irrwege einer evangelischen Bibliothek

„Inter arma silent musae,“ im Kriege schweigen die Künste. Diese Sentenz trifft leider allzu oft zu. Umso mutiger war 1643, mitten im Dreißigjährigen Krieg, der Beschluss der Bergischen Provinzialsynode, eine eigene Bibliothek in Düsseldorf einzurichten. Ihr Bestand rekrutierte sich aus Schenkungen der Prediger, wohlhabender Bürger sowie ausscheidender Mitglieder des Presbyteriums. Im Archiv erhalten ist das kleine Quartbändchen des Zugangsregisters. So wohlausgestattet wie die hier abgebildete Universitätsbibliothek von Leiden um das Jahr 1600 dürfen wir uns das Düsseldorfer Bücherdepot nicht vorstellen. Die auf dem Kupferstich dokumentierte Ankettung der Bücher war damals üblich und der menschlichen Natur geschuldet.

Kupferstich aus: „Alma et Illustries Academia Leidensis“, aus Bestand: Archiv der Evangelischen Kirche im Rheinland, Archivbiliothek, Sig. Goe 945

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts geriet die Düsseldorfer Bibliothek gänzlich in Vergessenheit und wurde erst 1849 auf dem Speicher des Küsterhauses zufällig wiederentdeckt. Bis 1890 erfolgten weitere Buchspenden und Ankäufe. 1933 wurde der Bestand an die damalige Landes- und Stadtbibliothek Düsseldorf übergeben. In der heutigen ULB werden die ca. 2.600 Bände als eigener historischer Bestand „Bibliothek der Evangelischen Gemeinde zu Düsseldorf“ mit der Signatur EVG verwahrt. Immerhin 156 z. T. mehrbändige Titel stammen dabei aus dem 16. Jahrhundert, 250 Titel aus dem 17. Jahrhundert. Betrachten wir einige Titel der Sammlung genauer.

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Jahresrückblick 2023

Auch in diesem Jahr gibt es hier wieder eine kleine Zusammenfassung des Jahres 2023 in unserem Archiv. Ich glaube ich spreche hier für das gesamte Archivteam: Der Meilenstein dieses Jahres war der Relaunch unserer neuen Website, die nun nach mehr als 10 Jahren des Bestehens in einem neuen und vor allem zeitgemäßen Design erscheint. Im Zuge dessen haben wir unser Online-Angebot für Benutzerinnen und Benutzer weiter ausbauen können. So finden Sie auf unserem Youtube Kanal ein weiteres Video zur Schriftgutverwaltung mit dem Titel „Ersetzendes Scannen – Ja oder nein?“, sowie auf unserer Homepage Quellen aus dem Nachlass von Paul Schneider. Aber auch im analogen Bereich gab es einige Neuerscheinungen. So gibt es eine neue Abteilung in unserer Plakatsammlung mit dem Klassifikationspunkt „Aushänge“, da sich die Anzahl in dieser Gattung stark erhöht hat. Weiterhin sind einige, zum Teil kuriose, dreidimensionale Gegenstände in unsere Präsesbestände überführt worden, die wir als Abgabe aus der Präsidialkanzlei des LKA übernommen haben.

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Neu im Bereich der Quellentexte: Die Protokolle des Lokalkonsistoriums Moers

Seit Anfang des Jahres stehen auf unserer Homepage im Bereich der Digitalen Angebote bereits eine Vielzahl von Amtsbüchern der Kirchenkreissynoden zum Abruf bereit. Kurz vor Jahresende kommt nun noch ein interessantes Stück dazu.

Protokolle des Lokalkonsistoriums Moers, Protokoll vom 24. Brumaire 12. Jahres (16.11.1803), erste Seite, aus Bestand: 3MB 006, Nr. 86

Es handelt sich um die Protokolle des Lokalkonsistoriums Moers. Diese Konsistorialkirche konstituierte sich im Jahr 1803. Schon seit 1798 wurden nach und nach die innerfranzösischen Verwaltungsstrukturen des revolutionären Frankreichs auf die besetzen Gebiete des linken Rheinufers übertragen.

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Weihnachtspakete über die Zonengrenze

Aushang „Schickt Weihnachtspakete über die Zonengrenze“, aus Bestand: AEKR 8NL 49 (Plakatsammlung), Nr. 2431

Am 7. Dezember des Jahres 1952 begann in der jungen Bundesrepublik die Woche der sozialen Besinnung. Das war eine gemeinsame Aktion der freien Wohlfahrtspflegeverbände, allen voran des Evangelischen Hilfswerks. Ein Baustein der Hilfsaktion war die Übersendung von Liebesgaben zu Weihnachten an die Bewohner der ehemaligen sowjetischen Besatzungszone.

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Neue Online-Findbücher: Kirchengemeinden Niederlinxweiler, Wolfersweiler, Ellern-Mörschbach, Jeckenbach und Löllbach

Neu auf der Website des Archivs und im Portal „Archive in Nordrhein-Westfalen“ sind fünf Online-Findbücher von Beständen der Evangelischen Archivstelle Boppard. Es handelt sich um Archive von Evangelischen Kirchengemeinden im Saarland, auf dem Hunsrück und im Nordpfälzer Bergland, deren Findbücher zum Teil retrokonvertiert, zum Teil neu erstellt wurden:

Erste Sammlung der „Wolffersweiler Kirchen-Acten“, 1601-1731; aus Bestand: AEKR Boppard 4KG 044B (Wolfersweiler) Nr. 1

Das Archiv der saarländischen Kirchengemeinde Niederlinxweiler enthält fast ausschließlich Akten des 19. und vor allem des 20. Jahrhunderts; ins 18. Jahrhundert zurück reichen lediglich einige wenige Vermögensunterlagen.

Das Archiv der ebenfalls im Saarland liegenden Kirchengemeinde Wolfersweiler, hingegen reicht bis 1600 zurück, ein Dokument stammt sogar aus dem Jahr 1586, allerdings in einer Abschrift von 1778. In dem sehr tief erschlossenen Bestand ist vor allem auf die ausgesprochen dichte Überlieferung zu Schulen, Kirche und Pfarrhaus zu verweisen.

Ebenfalls im frühen 17. Jahrhundert setzt die schriftliche Überlieferung der auf dem Hunsrück angesiedelten Kirchengemeinde Ellern-Mörschbach ein. Das Gemeindearchiv ist allerdings in Teilen lückenhaft. So war es beispielsweise nicht möglich, Personalakten der Pfarrer zu bilden, da die Unterlagen zu dürftig bzw. überhaupt nicht vorhanden waren. Auch das Rechnungswesen weist einige Fehlstellen auf. 2021 wurde der bis 1968 laufende Bestand um die Abkündigungsbücher der Jahre 1979-2014 ergänzt.

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Billy Graham – ein Erweckungsprediger aus den USA auch im Rheinland

Fotograf: Hans Lachmann, Datum: 1960, Ort: Essen

In einem Artikel für das ‚Ev. Gemeindeblatt für Württemberg‘ (aufgegriffen von der ev. Zeitung ‚Der Weg‘ vom 19. Okt. 1952) klagt der Theologe Dr. Kurt Hutten (1901-1979) in seinem Beitrag „Der Hunger nach dem Wunder“ über katholische Marienerscheinungen und „treiberische(n) Evangelisationsversammlungen, in welche die Gläubigen in Verzückungen geraten und in Zungen reden und Heilung erleben“ (S. 1). Der Wunsch der Menschen nach einer übernatürlichen Erscheinung oder Erfahrung gehöre für ihn zu den Symptomen einer Zeit, die geprägt ist durch das Atomzeitalter, Weltanschauungskämpfe, Diktaturen, eine immer schneller fortschreitende Technik, Rationalisierung und Bürokratisierung. Vor der kalten Realität sucht man Zuflucht im Übernatürlichen. Das Individuum „lechzt nach dem hinreißenden Erlebnis und der frommen Ekstase“ (ebd.).

Die Zeichen resp. „Symptome der Zeit“ hat wohl auch der amerikanische Baptistenprediger Billy Graham richtig erkannt, der mit seinen Evangelisationsevents tausende Besucher anzog. William Franklin „Billy“ Graham (1918-2018), der bei einer Verkündigungsveranstaltung 1934 selber ein Erweckungserlebnis hatte und sich daraufhin dem Studium der Theologie zuwandte, avancierte zu einem der einflussreichsten christlichen Prediger des letzten Jahrhunderts in den USA. Mit wachsender Popularität baute er ein regelrechtes „Unternehmen“ um seine Person, mit eigenem Missionswerk (die Billy Graham Evangelistic Association – BGEA), Radiosendungen, Buchveröffentlichungen, Schulungen, Fernsehen und Massenveranstaltung, letztere auch als „crusades“ (Kreuzzüge) bezeichnet.

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