„Langsam scheint es mir, als sei dieser Krieg doch noch nicht so bald zu Ende.“

Eindrücke aus meinem Informatorium beim Archiv der Evangelischen Kirche im Rheinland

Feldpostbrief von Klaus Harney an seine Eltern vom 30. 09.1940, aus Bestand: AEKR 7 NL 169 (Nachlass Superintendent Rudolf Harney), 12 (Brief 5)

Auch wenn dieser Satz durchaus zu einigen Auseinandersetzungen unserer näheren Vergangenheit und Gegenwart passen würde – er stammt aus einem Feldpostbrief vom 30. September 1940. Sein Verfasser, der junge Klaus Harney, zum damaligen Zeitpunkt bereits Oberleutnant zur See auf dem Zerstörer Z5 „Paul Jacobi“ und aufgrund seiner Beteiligung am Kriegsbeginn in der Danziger Bucht mit dem Eisernen Kreuz II. Klasse ausgezeichnet, schrieb diese Zeilen an seine Eltern, Elisabeth und Rudolf Harney, in einer Zeit, als die anfängliche Kriegsbegeisterung begann, der Realität zu weichen.

Der angeführte Satz ist nur einer von vielen, der mir während meines heute zu Ende gehenden Informatoriums im Archiv der Evangelischen Kirche im Rheinland (Standort Düsseldorf) im Kopf geblieben ist. Weiterlesen

Archivische Kriegsvorbereitung in der Grenzregion

Rundschreiben des Evangelischen Konsistoriums der Rheinprovinz vom 8. Mai 1939 betr. Sicherung kirchlicher Archive im Kriegsfall. Aus Bestand 8SL 055B (Sammlung Anordnungen-Rundschreiben-Merkblätter).

Schon Monate bevor am 1. September 1939 der Zweite Weltkrieg begann waren die Vorbereitungen auf den Waffengang angelaufen. Von kirchlichen Stellen war dabei frühzeitig auch der Archivalienschutz in den Blick genommen worden, insbesondere in den Grenzregionen Deutschlands. Das Evangelische Konsistorium der Rheinprovinz traf bereits im Mai 1939 Vorkehrungen für die Sicherung der kirchlichen Archive im Kriegsfall.

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Im Zweiten Weltkrieg wurde auch der Abendmahlswein rationiert

In Deutschland wurde schon vier Tage vor dem Beginn des Zweiten Weltkrieges der Bezug von Lebensmitteln, Benzin und wenig später von Kleidung rationiert und es wurden entsprechende Lebensmittelmarken und Bezugsscheine ausgegeben. Dass auch der Wein für die Feier des Abendmahls in den Kirchen nicht mehr im gewohnten Umfang zur Verfügung stand, überrascht dann eigentlich nicht.

Barocker Abendmahlskelch von 1750, fotografiert von Angelo Steccanella

In der zum Thema „Austeilung des heil. Abendmahls“ angelegten Sachakte im Archivbestand 1OB 002 (Nr. 711) wird der Notstand bei der Versorgung mit Wein erstmals im März 1942 thematisiert. Die Kirchenkanzlei der Deutschen Evangelischen Kirche teilt in einem Erlass mit, dass die „Fühlungnahme mit der Hauptvereinigung der deutschen Weinbauwirtschaft ergeben hat, dass eine zentrale Regelung der Frage nicht möglich ist.“ Da eine Zwangsbewirtschaftung des Weines nicht eingeführt sei, könne auch kein Kontingent z.B. für kirchliche Zwecke zur Verfügung gestellt werden. Es stünde weniger als die Hälfte der früheren Menge für den zivilen Bedarf zur Verfügung. Einem anderen Schreiben ist zu entnehmen, dass besonders die Landeskirchen, in deren Gebiet keine Weinanbaugebiete liegen, große Versorgungsschwierigkeiten hatten. Weiterlesen

Der eloquente Dr. Grünagel

Reichsbischof Ludwig Müller in Aachen: v.l.n.r.: Zehn - Bruch - Müller - Staudte - Grünagel. ca. 1933/1934?

Reichsbischof Ludwig Müller in Aachen:
v.l.n.r.: Zehn – Bruch – Müller – Staudte – Grünagel.
um 1933

Damit hatte die Kirchen-leitung der Evangelischen Kirche im Rheinland nicht gerechnet: „Nun gesellen Sie sich“, so schrieb Präses Heinrich Held im Dezember 1949 an Oberkirchenrat Oskar Söhngen in Berlin-Charlottenburg, „auch noch zu den Vielen, die für Dr. Grünagel eintreten, und mein Aktenstück wird immer stärker.“ Für den ehemaligen Aachener Pfarrer Friedrich Grünagel verwendeten sich zahlreiche, teilweise prominente Persönlichkeiten: Neben Oberkirchenrat Söhngen Professor Emil Weber, Superintendent Paul Staudte, Emmi Welter, Vorsitzende der rheinischen Frauenhilfe und Mitglied des Deutschen Bundestags, Eugen Gerstenmaier, Leiter des Evangelischen Hilfswerks und späterer Bundestagspräsident, Kirchenpräsident Hans Stempel, Kirchenpräsident Martin Niemöller, Landesbischof Julius Bender u.a.. Die rheinische Kirchenleitung um Präses Heinrich Held geriet zunehmend unter Rechtfertigungsdruck. Weiterlesen

Advent im Kriegsgefangenenlager

Erste Seite der Ev. Lagerzeitung „Unter dem Wort“, Nr. 18/1945, hrsg. von Pfarrer Rolf Girardet, Archivbibliothek Sig. ZK 838

Der Advent ist eine Zeit des Wartens und Hoffens.

Das haben sicherlich auch die Leser der Adventsausgabe des Jahres 1945 des evangelischen Gemeindeblatts „Unter dem Wort“ so empfunden, als sie die einleitenden Worte über den Philipperbrief lasen. Immerhin war ihre Zukunft ungewiss, da sie sich bis auf weiteres als Kriegsgefangene im amerikanischen Lager Fort Custer in Michigan befanden.

Zu den Gefangenen zählte auch der rheinische Pfarrer Rolf Girardet (1912-1984). Weiterlesen

Zerstörung von Kirchengebäuden in Düsseldorf in den Bombennächten am 12.6.1943 und 2.11.1944

Zerstörte Christuskirche, ca. 1945, 8SL 046 Bildarchiv, Sammlung Hans Lachmann

Zerstörte Christuskirche, ca. 1945 (8SL 046 Bildarchiv, Sammlung Hans Lachmann)

Das Bombardement der britischen Luftwaffe auf Düsseldorf begann um 1.25 Uhr. Innerhalb von nur 80 Minuten zerstörten mehr als 220000 Bomben bei diesem schwersten aller Angriffe auf die Stadt am 12. Juni 1943 weite Teile der Düsseldorfer Innenstadt und der umliegenden Stadtteile.Weitere Angriffe folgten, u.a. ein weiterer Großangriff in der Nacht vom 2. auf den 3. November 1944, bis schließlich ein Großteil der Stadt in Trümmern lag.
Natürlich machte die Zerstörung auch vor Kirchen und Pfarrhäusern nicht Halt: Weiterlesen