450 Jahre Emder Synode

Diese Woche wird die Rheinische Landessynode virtuell abgehalten. Natürlich stehen auch in diesem neuen Format die wichtigen kirchenpolitische Beschlüsse und Wahlen (nicht zuletzt die Wahl eines oder einer neuen Präses) im Fokus der Berichterstattung. Mit Fug und Recht erinnert die Synode aber auch an ihre bedeutende Vorgängerin, die im Oktober 1571 zu Emden zusammentrat und wegweisende Beschlüsse zur künftigen Verfassung der Reformierten Kirchen fasste.

Speziell zur historischen Bedeutung der Emder Synode für die Evangelische Kirche im Rheinland hat das Archiv der EKiR einen kurzen Beitrag verfasst, den Präses Rekowski allen Synodalen im Vorfeld zugesandt hat. Vielfältige weitere Informationen und Hintergründe zum Geschehen in Emden 1571 finden Sie auf der Webseite des Reformierten Bundes

Once again: Der Weseler Konvent 1568 als Erfindung der Historiker

Auf den Tag genau vor zwei Jahren stellten wir hier im Blog die damals frisch erschienene Studie des amerikanischen Historikers Jesse Spohnholz zum Weseler Konvent 1568 vor. Er legte hierin überzeugend dar, wie im Laufe des 17.-19. Jahrhunderts ein reines Positionspapier mit einigen Unterschriften zum vermeintlichen Schlüsseldatum reformierter rheinischer Kirchengeschichte stilisiert wurde.

Etwas naiv formulierte ich damals die Erwartung, dass sich die kirchenhistorische Zunft zumal im Rheinland zeitnah mit den Thesen von Spohnholz auseinandersetzen werde. Stattdessen kann man den Eindruck gewinnen, dass das Thema einfach totgeschwiegen wird. Immerhin hat man 2018 in Wesel auf größere Jubiläumsfeierlichkeiten verzichtet. Umso erfreulicher ist daher die jetzt im rheinischen Geschichtsblog Histren veröffentlichte detaillierte Besprechung von Jonas Bechtold, für die er auch auf Ergebnisse der diesjährigen Conference der GSA in Portland (USA) zurückgegriffen hat

Kirchenordnungen: Eine unendliche Reformdebatte

Karte ohne Pins, Josef Niessen, Geschichtlicher Handatlas der deutschen Länder am Rhein. Mittel- und Niederrhein, Köln 1950, S. 20,Archivbibliothek LR1/211

Kirchenordnungen bilden seit dem 16. Jahrhundert so etwas wie die Verfassungstexte evangelischer Landeskirchen.

Anlässlich einer Fachtagung in Emden zur möglichen Reform der rheinischen Kirchenordnung skizzierte dieser Vortrag (PDF) die große Vielfalt an lutherischen, reformierten und reformkatholischen Kirchenordnungen, die im Gebiet des Rheinlandes teilweise bis zur französischen Zeit in Geltung standen.

Immer wieder -und bis in die Gegenwart- wechselten dabei Phasen detailverliebter Einzelregelungen mit Versuchen einer Verschlankung und Konzentration auf das Wesentliche ab. So widmete sich die immerhin 360 Seiten starke Kirchenordnung der Wild- und Rheingrafschaft von 1693 mit Inbrunst der genauen Speisenfolge, wie sie bei der auf 12-14 Uhr angesetzten Mittagspause während der Pfarrerkonvente gehandhabt werden sollte: …  Weiterlesen

Der Weseler Konvent 1568: Schlüsseldatum rheinischer Kirchengeschichte oder Fake-Event?

Spätestens seit seiner 300-Jahr-Feier 1868 gilt der sogenannte Weseler Konvent vom    3. November 1568 gewissermaßen als grundlegende Weichenstellung für die reformierte Kirche in Nordwesteuropa: Damals hätten die dort anwesenden 43 Vertreter niederländischer Flüchtlingsgemeinden erstmals Artikel für eine presbyterial-synodale Kirchenverfassung formuliert.

Der amerikanische Historiker Jesse Spohnholz hat nun hierzu vor einigen Wochen eine 280 Seiten starke Monografie publiziert: „The Convent of Wesel. The Event that never was or The Invention of Tradition“. Dort legt er m. E. überzeugend dar, dass dieser Konvent nie stattgefunden hat. Weiterlesen