Neues Onlinebildarchiv – Die junge Republik in Bildern von Hans Lachmann

Flüchtlingslager Rheydt-Odenkirchen, AEKR 8SL046 (Bildarchiv), BRD_1948_2927

Über das Förderprogramm „WissensWandel“ wurden dem Archiv der Evangelischen Kirche im Rheinland Anfang des Jahres Mittel bewilligt, um einen großen Fotobestand zu digitalisieren und im Web zu veröffentlichen. Im Mai starteten die extra für das Projekt eingestellten Kräfte Sandra Otto und Anastasia Schulz-Zawieska mit der Veröffentlichung der bis zum heutigen Abschluss über 5000 digitalisierten Bilder.

Demonstration, AEKR 8SL046 (Bildarchiv), BRD_1981_0130

„WissensWandel“ ist in direkter Folge der Corona-Pandemie entstanden. Es soll dazu beitragen, die Folgen der einschränkenden Maßnahmen bei den Gedächtnisinstitutionen zu mildern und ebenso den Zugang zu Inhalten unabhängig von einer Nutzung vor Ort zu erlauben. Ziel ist es, ein umfassendes Angebot aus digitalen Services dauerhaft zu etablieren. Diese Unterstützung vom Deutschen Bibliotheksverband ist Teil des Rettungs- und Zukunftsprogramms NEUSTART KULTUR der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien. Mittlerweile sind die bereitgestellten Mittel, die interessierte Institutionen seit November 2020 beantragen konnten, weitgehend erschöpft. Dafür können wir in naher Zukunft auf umfangreiche digitale Service-Angebote im Archiv- und Bibliotheksbereich hoffen.

Reisebus, AEKR 8SL046 (Bildarchiv), BRD_1964_2694

Wir reihen uns dort mit einem Teil unserer Bildersammlung ein, der ohne dieses Projekt vermutlich nie auf diese Art erschlossen worden wäre.
Im Archiv der Evangelischen Kirche wurden bereits einige Bilder aus dem Oeuvre des Fotografen Hans Lachmann (1920-2006) digitalisiert und online gestellt, denn wir verfügen vertraglich festgelegt über alle Verwertungsrechte am Nachlass. Im Sinne unserer Open-Access-Linie haben wir dies konsequent dazu genutzt, die klassischen kirchlichen Themen (Synoden, Kirchentage, Bauten, Theologen und Theologinnen u. ä.), die Lachmann dokumentiert hat, unter einer Creative-Commons-Lizenz zu veröffentlichen.

Mit einer virtuellen Ausstellung über Hans Lachmann haben wir bereits darauf hingewiesen, dass dieser leidenschaftliche Fotograf auch außerhalb des kirchlichen Spektrums Welt und Gesellschaft dokumentiert und eine breit gefächerte Sammlung angelegt hat. Mit den finanziellen Ressourcen der EKiR konnten wir uns aber bisher bei unseren Digitalisierungsbemühungen nur auf die kirchennahen Motive konzentrieren.

Trümmerspielplatz, AEKR 8SL046 (Bildarchiv), BRD_1952_2188

Im geförderten Projekt geht es daher um etwas Anderes und Neues, um die zweite (private) Seite seines Schaffens. Lachmann hat von der Nachkriegszeit an in vielfältiger Weise den Alltag der westdeutschen Gesellschaft beobachtet. Er hatte ein gutes Gefühl für Themen und Stimmungen und „hielt dann drauf.“ Der Bedarf an solchem Fotomaterial für zeitgeschichtliche Publikationen ist hoch. Die Datierung der Bilder beläuft sich auf den Zeitraum von 1949 bis 1982 (Grauzone Mitte 80er Jahre), die Motivauswahl ist reichhaltig, die ausgewählten Bilder thematisieren hauptsächlich das alltägliche Leben in der Bonner Republik von Freizeit und Sport über Feiertage und Demonstrationen bis hin zu Architektur und Technik.

Schlossturm Düsseldorf, AEKR 8SL046 (Bildarchiv), BRD_1972_2154


Die Digitalisate der ausgewählten Aufnahmen können nun über unsere Online-Bildersammlung aufgerufen und in diversen Formaten und Auflösungen heruntergeladen werden. Eine spannende Zeitreise, die man gemütlich von zu Hause aus erleben kann.

Hier gelangen Sie zum neuen Bildarchiv: Alltag in der frühen Bundesrepublik: Das Bildarchiv des Fotografen Hans Lachmann (1920-2006)

Leichte Sprache – auch in Archiven wichtig

Barrierefreiheit und das Thema „Leichte Sprache“ werden in unserer Gesellschaft zunehmend wichtiger. Es geht darum, möglichst vielen Menschen den Zugang zu Informationen und Wissen zu ermöglichen. Dies gilt daher ganz speziell für alle Institutionen, Kultureinrichtungen und eben auch für Archive.

Doch was bedeutet „Leichte Sprache“?

Leichte Sprache ist eine speziell geregelte sprachliche Ausdrucksweise des Deutschen, die auf sehr leichte und vereinfachte Verständlichkeit abzielt. Sie hat das Ziel, dass Texte in Leichter Sprache von jeder Person gelesen und verstanden werden können. Sie ist daher nicht mit Alltags- bzw. Umgangssprache zu verwechseln. Sie ist essentiell für die Barrierefreiheit, denn sie zielt speziell auf Menschen mit kognitiven Handicaps (Krankheit, Deutsch Lernende, Sehbehinderung, Lernbehinderung, Analphabetismus oder mangelndes Wissen über Textsorten) ab. Sie soll vor allem dazu benutzt werden, um eben Alltags- oder Fachsprache zu ergänzen. Sie sollte niemals ein Ersatz für Fachsprache sein, sondern lediglich ein ergänzendes Informationsangebot darstellen. Für den Gebrauch ist es zudem wichtig, leichte Wörter zu verwenden die aus wenigen Bausteinen bestehen. Sie sollten möglichst präzise sein, keine Metaphern sein und am besten keine Nebenbedeutung haben. Fremdwörter sollten vermieden werden. Ist dies nicht immer möglich, daher müssen Sie im Folgenden erklärt werden. Weiterhin können Zahlen und Satzzeichen problematisch sein.

Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass leichte Sprache unerlässlich im Zusammenhang mit Barrierefreiheit ist. Dies gilt sowohl online auf Hompages, aber auch analog bei Flyern oder Informationsmaterial. Viele große Archive wie z.B das Bundesarchiv verwenden auf ihren Internetseiten bereits leichte Sprache. Ziel sollte es sein, dass eben auch alle kleineren Archive im Bereich der Barrierefreiheit nachjustieren.

Als Beispiel für „Leichte Sprache“ ein Auszug von der Hompage der Evangelischen Kirche im Rheinland:

https://www.ekir.de/www/service/in-leichter-sprache-der-neue-vorlese-knopf-16787.php?desktop=1

Was wissen Sie von Adolf Clarenbach?

Im Zuge der vom Archiv der EKiR begleiteten Kunstaktion „Kirchenköpfe“ ist heute das Portrait des Lehrers Adolf Clarenbach (ca.1495-1529) der Öffentlichkeit vorgestellt worden. Sein mutiges Eintreten für reformatorisches Gedankengut führte ihn auf den Scheiterhaufen in Köln. Weitere Informationen zu seiner Vita finden Sie hier. Realisiert wurde das Werk von dem Kölner Streetart-Künstler Ron Voigt.

Adolf Clarenbach, Porträt aus der Reihe „Kirchenköpfe“ im Landeskirchenamt Düsseldorf

Kennen Sie Konrad Heresbach?

Ja natürlich, wenn Sie etwa in Mettmann das nach ihm benannte Gymnasium besucht haben oder generell gut bewandert in der niederrheinischen Landes und Religionsgeschichte des 16. Jahrhunderts sind. Aber die Beschäftigung mit seiner Persönlichkeit lohnt sich für alle.

Im Zuge der vom Archiv der EKiR begleiteten Kunstaktion „Kirchenköpfe“ ist jetzt das Portrait des Humanisten und fürstlichen Rates Konrad Heresbach (1496-1576) der Öffentlichkeit vorgestellt worden. Informationen zu seiner Vita und zur künstlerischen Realisierung finden Sie hier.

Schreibschriften – Eine illustrierte Kulturgeschichte

Unter diesem Titel hat die Grafikerin Lena Zeise jetzt einen sehr ansprechend gestalteten Überblick über die Schriftarten und Schreibtechniken von der Antike bis zur Gegenwart vorgestellt. Eine ausführliche Besprechung finden Sie hier.

Obgleich der Band zahlreiche aussagekräftige Schriftbeispiele von der Antike bis zum 20. Jahrhundert bietet, ist er nicht als praktische Übungshilfe für das Transkribieren der gotischen Minuskel oder der deutschen Kurrentschrift zu verstehen. Hierfür gibt es in Buchform und im Web zahlreiche hilfreiche Angebote gerade auch für familienkundlich Interessierte. Ein guter Überblick findet sich bei Archivalia. Für die ganz Eiligen seien hier etwa die „Zehn Goldenen Regeln der Paläographie“ genannt, u. a. mit dem meines Erachtens empirisch wirklich zutreffenden Tipp: „Im Zweifel ist es immer ein ´W´…“

Warum also der Buchhinweis in einem Archivblog? Nun, es schadet auch den meist sehr pragmatisch agierenden Archivarinnen und Archivaren nicht, den Blick vom reinen Entzifferungsgeschäft auf die Kulturtechnik des Schreibens zu weiten. Diese ist bekanntlich durch den technisch-kulturellen Wandel vielfach bedroht. Der vorliegende Band regt dazu an, wieder stärker ihren kognitiven Wert anzuerkennen.

Rückblick: Tag der Archive 2020 in Düsseldorf

Tag der Archive in Düsseldorf 2020

Nachdem den Besuchern des Tages der Archive in Düsseldorf in der vergangenen Woche ein umfangreiches Programm zum Thema Archivwesen, Kultur, Sport- und Lokalgeschichte geboten wurde, möchten wir hier auf unserem Blog einmal resümieren.

Für uns im Archiv der Evangelischen Kirche im Rheinland startete die Woche am Montag mit einer Führung durch unsere „Katakomben“. Anhand von Quellen des Mittelalters bis hin zum 20. Jahrhundert (z.B. Mittelalterliche Urkunden; Protokollbücher, Kirchenbücher, Plakate und Tagebücher), wurde den Teilnehmern ein kleiner Eindruck über unsere Archivbestände gegeben. Im Anschluss war noch genügend Zeit für Fragen und gegenseiten Austausch.

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„Bist du schon eingestaubt?“

Die Materialsichtung erfordert einen klaren Blick

Wer kennt sie nicht, diese sogenannten „Stereotype“? Sie begegnen uns überall im Alltag – so also auch, als ich erzählte, dass ich ein Praktikum im Archiv der Evangelischen Kirche im Rheinland machen würde. Für manche hieß das, den ganzen Tag verstaubte Akten im Keller zu wälzen, etwa so, wie es manchmal im Fernsehen dargestellt wird.
Ich persönlich hatte selbst noch keine konkrete Vorstellung dessen, was mich im Praktikum erwarten würde. Immerhin konnte ich nach meinem ersten Tag mit einem Schmunzeln berichten, dass sich die Magazine, in denen die Archivalien aufbewahrt werden, im Untergeschoss befinden, entgegengesetzt einiger Annahmen, waren diese jedoch nicht verstaubt.

Aus einem der Magazine holte ich den Bestand herauf, den es von mir zu erschließen galt. Es handelte sich um einen Teilnachlass eines ehemaligen Pfarrers aus Bonn. In den kommenden Tagen machte ich mich daran, das Material zu sichten. Schnell hatte ich die ersten spannenden Entdeckungen gemacht: „Mein“ Nachlasser äußerte sich zum „Kirchenkampf“ hielt nach Ende des zweiten Weltkrieges Predigten in Schweriner Flüchtlingslagern und positionierte sich zu politischen Themen (so beispielsweise zur Oder-Neiße-Grenze oder zum politischen Nachtgebet).

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