Feldpost und sonstige Kriegskorrespondenz im Archiv der EKiR

„Was sollen wir sagen, was sollen wir selbst tun, wenn es heißt unter Berufung auf das Erstechen und Massakrieren zurückgebliebener Verwundeter durch die Russen: Gefangene werden nicht gemacht!, wenn für einen vermissten Soldaten 300 Juden an die Wand gestellt werden?“

Dieses Zitat aus einem Brief des im Oktober 1941 gefallenen Hilfspredigers Friedrich Wilhelm Hesse bildet eine seltene Ausnahme. Die regulären Feldpostbriefe unterlagen in allen Kriegen einer rigiden Zensur mit ggf. scharfen Verfolgungsmaßnahmen, zumal 1939-1945 unter den Bedingungen des nationalsozialistischen Staates. Es ist daher gänzlich unrealistisch, hier kritische Äußerungen über die militärische Lage oder gar das politische System als solches zu erwarten. Wenn überhaupt, finden sich diese in privater Kriegskorrespondenz, die etwa von Fronturlaubern mitgenommen worden war.

Feldpostbrief, Deutschland, 1944

Eine dritte Kategorie bildet der organisierte Postverkehr zwischen kirchlichen Dienststellen und ihren zum Militär eingezogenen Vikaren und Hilfspredigern. Im Rheinland unternahmen sowohl das NS-affine Konsistorium wie auch der Bruderrat der Bekennenden Kirche große Anstrengungen, den Kontakt zu ihrem kirchlichen Nachwuchs zu halten. Hierzu gibt es bereits eine wissenschaftliche Auswertung, ebenso auch zu den Diakonen der Kreuznacher Brüderschaft Paulinum. Einzelne rheinische Pfarrer hielten seit 1943/44 über Briefe die Verbindung zu ihren ausgebombten und evakuierten Gemeindegliedern in Süddeutschland und Thüringen aufrecht. Schließlich ist noch an Post aus Kriegsgefangenenlagern zu denken.

Dennoch finden sich in allen Briefkategorien mannigfache Untertöne, die Aufschlüsse über den Alltag im Krieg, die Zustände an der sog. Heimatfront sowie die Mentalität  der jungen Kriegsteilnehmer vermitteln.

Weiterlesen