Paul Schneider gehört in der Erinnerungskultur der Evangelischen Kirche im Rheinland zu den großen Namen. Über sein Leben, Wirken und Nachwirken gibt es zahlreiche Veröffentlichungen. Auch hier im Blog wurde schon oft darüber geschrieben.

Mittlerweile gerät auch seine Frau Margarete Schneider stärker in den Fokus und erhält die Würdigung für ihre eigenen Verdienste. Auch über sie liegt mittlerweile eine ausführliche Biografie und zahlreiche kleinere Veröffentlichungen vor. Besonders hervorgehoben werden darin die Tapferkeit und Standhaftigkeit, mit der sie ihrem Mann bedingungslos zur Seite stand.

Nach dessen Tod machte sie es sich zur Aufgabe das Gedenken an ihn und die Auseinandersetzung mit den Gräueln der NS-Diktatur wachzuhalten. Dafür wurde sie im Jahr 2000 sogar mit dem Bundesverdienstkreuz geehrt.

Auch damals schon machte die Haltung Margarete Schneiders Eindruck auf die jungen Mitglieder der Bekennenden Kirche.

Am 24.4.1939 schrieb der 27jährige Rolf Girardet, frisch gebackener BK-Pfarrer im Hilfsdienst in Koblenz, an seine Braut:

„Nachher kam eine Dame zu mir in die Sakristei: Frau Pfarrer Schneider – Dickenschied. Ihr Mann sitzt bald 2 Jahre im Weimarer Konzentrationslager. Sie erzählte mir, er wäre dort fast dauernd im Arrest, weil er Sonntag für Sonntag morgens beim Appell anfinge, einfach zu predigen. Sie hatte gerade seit 5 ½ Monaten zum ersten Mal wieder ein Lebenszeichen von ihm erhalten. Und nun das Wunderbare: Diese Frau ist von einer solchen ruhigen Heiterkeit und Fröhlichkeit erfüllt, daß wir Anderen uns einfach vor ihr schämen müssen. Kein Zug in ihrem Gesicht verrät, was sie als Mutter von 7 (sic!) Kindern durchzumachen hat. Sie ist etwa 30 Jahre alt und sieht blendend aus.„

Dieses Dokument ergänzt auf unaufdringliche Weise das Bild, dass man sich u.a. anhand der ausführlichen Korrespondenzen im Nachlass Paul Schneiders von Margarete Schneider machen kann.