In der kleinen Gemeinde Grumbach, im Nordpfälzer Bergland in einem Seitental des Glans gelegen, wuchsen im frühen 19. Jahrhundert Bestrebungen zum Bau einer eigenen Kirche. Von den 660 Seelen der evangelischen Pfarrgemeinde konnte der bisherige Betsaal lediglich ein Sechstel fassen, überdies war die Hitze darin im Sommer mitunter so groß, dass den Gottesdienstbesuchern gesundheitliche Schäden drohten. Da die kommunalen Kassen klamm waren, rief Bürgermeister Glaser 1831 die Einwohner zur finanziellen Beteiligung auf und es wurden Spenden in Grumbach und Merzweiler gesammelt. Endgültig Fahrt nahm die Initiative jedoch erst mit dem Übergang an Preußen 1834 auf – nicht zuletzt durch die Unterstützung der Wild- und Rheingräfin Luise Charlotte, die den preußischen König Friedrich Wilhelm III. auf das Anliegen der evangelischen Gemeinde aufmerksam machte.

Die preußische Regierung forderte eine detaillierte Kostenkalkulation, die 1835 vom beauftragten „Bauconducteur“ Leonhard aus Saarbrücken erstellt wurde. Die Baukosten wurden zunächst mit 6693 Talern veranschlagt. Aufgrund der angespannten finanziellen Lage der Gemeinde setzte die Regierung jedoch eine Obergrenze von 5000 Talern fest. Zur Finanzierung wurde neben einer Kollekte auch ein sogenanntes Gnadengeschenk des Königs in Höhe von 3000 Talern bewilligt.
Baumeister Leonhard entwarf die Grumbacher Kirche nach den Vorgaben der sogenannten „Schinkelschen Normalkirche“, einem Kirchenbautyp, den der preußische Architekt Karl Friedrich Schinkel kurz zuvor entwickelt und König Friedrich Wilhelm III. 1827 mit einem „Normalkirchenerlass“ verfügt hatte. Nach den Napoleonischen Kriegen bestand in Preußen ein hoher Bedarf an neuen Kirchen, während gleichzeitig die finanziellen Mittel vieler Gemeinden begrenzt waren. Schinkel entwickelte daher standardisierte Kirchenmodelle, die kostengünstig, funktional und dennoch ästhetisch ansprechend waren. Diese Bauten wurden insbesondere in ländlichen Regionen und kleineren Städten errichtet.

Charakteristisch für die im Stil des Klassizismus gestalteten Schinkelschen Normalkirchen ist ihre schlichte, rechteckige Grundform mit Satteldach und Rundbogenfenstern. Viele der Kirchen verfügen über vorgebaute oder eingestellte quadratische Türme, die den Bau optisch akzentuieren. Es gab jedoch auch Musterentwürfe für Kirchen ohne Turm, denn Schinkel stellte die Notwendigkeit eines hohen Turmhelmes für kleine Dorfkirchen generell infrage. Wichtiger erschien ihm, dass die Kirchen außen schlicht und innen hell sowie akustisch und für ihre liturgische Bestimmung angemessen gebaut waren. Der Innenraum der Normalkirchen ist meist mit einer Holztonne überwölbt, Emporen an den Seiten bieten zusätzlichen Platz für die Gemeinde. Altar und Kanzel sind entsprechend dem Verständnis Schinkels, wonach Predigt und Sakrament gleichgewichtig sind, zentral angeordnet.
Schinkels Pläne für Normalkirchen ließen sich an die Bedürfnisse der jeweiligen Gemeinden anpassen. Die Kosten variierten je nach Größe, Baumaterial und Ausstattung, lagen jedoch im Durchschnitt zwischen 4000 und 10.000 Talern. Die standardisierte Planung und die Wiederverwendung bewährter Baupläne trugen dazu bei, die Kosten für Planung und Errichtung möglichst niedrig zu halten.
Der Kirchenbau in Grumbach reiht sich in diese Tradition ein und weist typische Merkmale der Normalkirche auf, die Baumeister Leonhard jedoch nach eigenen Vorstellungen abänderte. Er schuf einen klassizistischen Saalbau mit hohem Portal und eingestelltem, zweigeteilten Turm, dem ein für die Grumbacher Gegend atypischer hölzerner Glockenturm aufgesetzt wurde. Der Innenraum hat rechteckige Fenster an den Längsseiten und eine flache Holzdecke. Das Zentrum der fensterlosen Ostseite nimmt der Kanzelaltar ein. Eine fast identische, nur größer dimensionierte Kirche nach Plänen von Leonhard war im Jahr zuvor in Ottweiler geweiht worden. Da der Bau in Grumbach durch staatliche Zuschüsse mitfinanziert wurde, unterlag er den Vorgaben der Regierung, die Änderungen an den ursprünglichen Plänen vornahm. Die Oberbaudeputation in Trier war maßgeblich in den Bauprozess involviert und stellte sicher, dass sowohl finanzielle als auch architektonische Richtlinien eingehalten wurden. Die Gesamtkosten der schmucken Grumbacher Kirche beliefen sich dank preußischer Sparsamkeit letztlich auf nur 4915 Taler.



Akten zum Kirchbau finden sich im Archiv der Evangelischen Kirchengemeinde Grumbach-Kappeln-Hoppstädten, das in der Evangelischen Archivstelle Boppard aufbewahrt wird.
Literatur: 175 Jahre Evangelische Kirche in Grumbach. Festschrift zum Jubiläum der Kirchweihe am Reformationstag 31. Oktober 2013, [Grumbach 2013]. Alle Abbildungen, soweit nicht anders gekennzeichnet, aus dieser Publikation.