Hast du auch schon mal an einem Gottesdienst im nichtkirchlichen Gebäude teilgenommen?
Vielleicht kennt jemand von den Leserinnen und Lesern das aus eigenem Erleben: Protestantische Gottesdienste werden nicht nur in Kirchen oder Gemeindezentren gefeiert. Wenn die Gemeinde für einen Bereich keine Gottesdienststätte besitzt, dann wurde – und wird – in andere geeignete Räume ausgewichen; es kann sich z.B. um Säle in einer Gaststätte oder den Klassenraum einer Schule handeln.
Eine interessante Aufstellung über die Gebäude im Gebiet der Evangelischen Kirche im Rheinland nach dem Stand vom 1. Januar 1962 findet sich in unserer Archivbibliothek in der Zeitschrift „Der Küster. Fach- und Mitteilungsblatt der evangelischen Küster im Rheinland, Westfalen, Lippe und Saarland“, Heft Nr. 47, Oktober/Dezember 1963: Demnach gab es am Stichtag 1.000 Kirchen, 724 Gemeindehäuser und 1081 Pfarrhäuser im Eigentum der evangelischen Kirchengemeinden. 31 Kirchen, in denen evangelische Gottesdienste stattfanden, waren im Eigentum des Staates oder politischer Gemeinden. 55 Kirchen im Eigentum anderer Bekenntnisse wurden für evangelische Gottesdienste mitbenutzt, in 51 evangelischen Kirchen waren andere Bekenntnisse zu Gast. Außerdem fanden in 364 kirchlichen Räumen regelmäßig Gottesdienste statt.
Es folgt die Zahl, die mich überrascht und den Verfasser der Nachricht in „Der Küster“ zu einer Bewertung veranlasst hat: „Bemerkenswert hoch ist die Zahl nichtkirchlicher Räume mit regelmäßigen Gottesdiensten. Sie beträgt 500.“ Insgesamt addieren sich die Gottesdienststätten auf 1.950.
Interessant ist noch ein Vergleich mit aktuellen Zahlen: In der „Statistik der Evangelischen Kirche im Rheinland“, Ausgabe 2018 (auch im Internet), finden sich unter dem Punkt 12.3, Predigtstätten, die folgenden Angaben nach dem Stand vom 1.1.2017: Predigtstätten insgesamt: 2.100; evangelische Kirchen: 1.268; Gemeindezentren/-häuser/-säle (im Eigentum einer kirchlichen Körperschaft): 286; übrige Predigtstätten (die nicht im Eigentum der ev. Kirche stehen): 546.
Diese Zahl überrascht mich noch mehr als die „historische“ Angabe aus 1962. Ich bin allerdings Einwohner einer Großstadt, die Kirchengemeinden haben hier alle eigene kirchliche Räume, heute eher zu viele davon, so dass sie sich bemühen, den Bestand zu verkleinern. Aber das ist ein anderes Thema …
Evangelischer Schulgottesdienst in der Aula des Gymnasiums (inklusive Klavierbegleitung durch die Musiklehrerin der Lehranstalt) – um 1966