Quellen des Provinzialkirchenarchivs online – Teil 1

Unterschiedliche Archivalien des Provinzialkirchenarchivs Bestand 1OB 020

Das Provinzialkirchenarchiv 1OB 020 stellt den ältesten und wichtigsten Bestand des Archivs der Evangelischen Kirche im Rheinland dar. Umso erfreulicher ist es, dass die Quellen nun in ihrer Gänze für Recherchen auf der Homepage des Archivs online gestellt werden können. Den Anfang machen dabei die Unterlagen der Reformierten Kirche von der Reformation bis zur französischen Zeit 1794 (Gliederungspunkt A l). Zur schnelleren Navigation und leichteren Handhabung orientiert sich die Präsentation der PDFs auf der Website am Inhaltsverzeichnis des Findbuches, über die jeweiligen Kapiteln bzw. Unterkapiteln gelangt man zu den gewünschten Bestandsnummern.

Zwischen 2013 und 2015 wurden die Archivalien des Bestandes 1OB 020 Provinzialkirchenarchiv auf Mikrofilm verfilmt. Die Digitalisierung der Rollfilme erfolgte anschließend erst 2016. Interessanterweise wird heute mittlerweile genau umkehrt verfahren. D.h. die Mikrofilme werden von den Digitalisaten der originären Quellen erstellt. (Zur Aktualität des Themas Bundessicherungsverfilmung sei hier auf den Beitrag von Dr. Sarah Rudolf vom LVR-AFZ auf dem RAT 2022 verwiesen.) Doch unabhängig der Reihenfolge der Vorgehensweise die Schutzverfilmung ist und bleibt ein dankbar angenommenes und v.a. kostenloses Angebot des Bundes an nichtstaatliche Archive. Hier entwickelte sich ein besonders vielversprechender mehrgleisiger Ansatz seine kostbarsten Bestände langfristig zu schützen und der Nachwelt zu erhalten – als Original bei den Archiven vor Ort, als Schutzverfilmung im Barbarastollen bei Freiburg und schließlich als Digitalisat. Bedenkt man, dass man zur Zeit annimmt, dass Mikrofilme über eine Haltbarkeit von 500 Jahren! verfügen, leicht ausgelesen werden können und ihr Datensatz nicht migriert werden muss, steigt ihre Attraktivität als Speichermedium. Nur zum Vergleich: eine CD-Rom hat Schätzungen nach eine Lebensdauer von 10-50 Jahren und das auch nur bei optimalen Lagerungsbedingungen.

Protokoll der 13. Sitzung der 8. Provinzialsynode am 25. 10.1853, S. 190.

Der Bestand des Provinzialkirchenarchivs ist nach dem Pertinenzprinzip zusammengewachsen, als seine Unterlagen zwischen 1854 und 1855 an das erst neu gegründete Archiv der Provinzialkirche in Koblenz abgegeben wurden. Erst knapp zwei Jahre zuvor, am 25. Oktober 1853, sprach man sich auf der 13. Sitzung der 8. Rheinischen Provinzialsynode für die Gründung eines Archivs aus. Vorangegangen war eine Anfrage des Superintendenten der Synode Wesel, wie mit den dort aufbewahrten Beständen zu verfahren sei. Dies hat das Konsistorium zur „Veranlassung genommen, alle evangelischen Pfarrer in der
Rheinvrovinz zum Bericht über die in den Archiven ihrer Gemeinden
vorhandenen älteren Acten und seltenen Drucksachen aus der Zeit
vor der Besitznahme durch die Krone Preußen aufzufordern und hat
in der Anlage eine Uebersicht aller vorhandenen älteren Acten aufgestellt
“ (Verhandlungen der achten Rheinischen Provinzial-Synode, Elberfeld 1853, S. 190). Die Rückmeldungen mündeten schließlich in der Überzeugung, dass „das Ergebniß schon jetzt so bedeutend und wichtig, daß die Verzeichnung, Sammlung, Ordnung und Aufbewahrung der Acten behufs Nutzbarmachung für die Geschichte und das Recht der evangelischen Kirche der Rheinprovinz rathsam und nothwendig erscheint“ (ebd.). Die bereits oben genannten Einsendung bildeten somit das Fundament der Vorgängerinstitution des heutigen Archivs der EKiR. Übrigens, eine ausführliche Darstellung der Geschichte unseres Archivs findet sich auf der Website unter „Archivgeschichte“ oder hier.

Inhaltlich weist dieser Bestand eine weite Bandbreite auf. So sind neben den Akten der Generalsynoden, Kirchenordnungen, Beschwerden gegen Kirche und Klerus, Visitationen, Predigten und Korrespondenzen von Pfarrern, Auseinandersetzungen mit Sekten zum Beispiel auch Unterlagen zu bürgerlichen Angelegenheiten enthalten und damit Quellen, die nicht nur zur Klärung rein kirchenhistorischer Fragestellungen herangezogen werden können, sondern auch andere Fachdisziplinen der Geschichtsforschung in den Blick nehmen.

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