Mit der Barmer Theologischen Erklärung gegen das Mariendogma

Konfessionelle Fragen spielten im öffentlichen Leben der jungen Bundesrepublik in den 1950er Jahren noch eine beträchtliche Rolle.

Besonders deutlich wurde das im Jahr 1954, als Papst Pius XII. zur Erinnerung an das hundert Jahre zuvor verkündete Dogma von der unbefleckten Empfängnis Marias ein „marianisches Jahr“ ausgerufen hatte und der Kölner Erzbischof  Kardinal Frings auf dem Fuldaer Katholikentag das deutsche Volk dem „unbefleckten Herz Mariens“ weihte. In zahlreichen katholischen Orten wurden damals, ähnlich wie bereits ein Jahrhundert zuvor, Mariensäulen auf öffentlichen Plätzen errichtet – sehr zum Verdruss der evangelischen Bevölkerung und vor allem ihrer Pfarrerschaft.

Evangelische Erläuterung zur Mariensäule

Evangelische Erläuterung zur Mariensäule

Im Saarland, wo es seit den Erscheinungen von Marpingen 1876/77 eine stark ausgeprägte Marienfrömmigkeit gab und wo 1954 in mehreren Orten Mariensäulen errichtet wurden, waren die Auseinandersetzung besonders heftig. Die evangelischen Superintendenten und Dekane des Saarlandes sahen sich veranlasst, mit einer „Evangelischen Erklärung zur Mariensäule“ an die Öffentlichkeit zu treten und das römisch-katholische Dogma von der Mittlerschaft Marias mit deutlichen Worten zurückzuweisen. Dabei griffen sie bewusst auf die erste These der Barmer Theologischen Erklärung von 1934 zurück, mit der die Bekennende Kirche seinerzeit auf die von der NS-Ideologie geprägten Theologie der Deutschen Christen geantwortet hatte. Die biblisch begründete Rolle Marias als Vorbild im Glauben und Gehorsam wurde hingegen nicht geleugnet, sondern im Gegenteil durch den Abdruck des Lobgesangs der Maria aus dem Lukasevangelium besonders herausgestellt. Dies ist  sicherlich als Ausdruck einer prinzipiellen Verständigungsbereitschaft zu werten.

Dennoch erregte die Aktion im Saarland ein nicht unbeträchtliches Aufsehen und führte im konfessionellen Dialog zu Irritationen – nicht zuletzt deshalb, weil Exemplare der evangelischen Erklärung, die eigentlich nur für Presse und Öffentlichkeit gedacht war, ohne Absenderangabe in den Briefkästen zahlreicher katholischer Priester landeten.

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