Band II der Pfalz-Zweibrücker Kirchenvisitationsprotokolle ist erschienen

Drei Jahre nach dem ersten Band ist nun plangemäß der nächste Teil dieser Edition als Band 40 der Schriftenreihe des Archivs erschienen. Behandelt wird der Zeitraum 1555-1561: In der unmittelbaren Zeit nach dem Augsburger Religionsfrieden stabilisiert sich die lutherische Landeskirche des Herzogtums Pfalz-Zweibrücken. Hierzu trägt auch die neue Kirchenordnung Herzog Wolfgangs von 1557 bei.

Kirchenvisitationsprotokolle des Herzogtums Pfalz-Zweibrücken, Bd. 2, 1555-1561, Hg. Bernhard H. Bonkhoff, ISBN 978-3-930250-53-0

Dass sich bereits im 16. Jahrhundert die Bürokratie und ihre papiernen Hinterlassenschaften rapide ausbreiteten, macht ein Vergleich der Seitenumfänge deutlich: Hatten bei Band I noch 262 Seiten für die Protokolle des Zeitraums 1538-1555 ausgereicht, so benötigen die sechs Jahre des zweiten Bandes schon 452 Seiten.

Der Weg zur (aus Sicht von herzoglicher Verwaltung und Kirchenrat) erfolgreichen Sozialdisziplinierung der Untertanen war freilich noch weit, wie die Visitatoren 1558 in der Pfarrei Baumholder feststellen:

„[In Baumholder] alß biß anhero im brauch gewesen, daß man alle sontag nach der mittagpredig, sommer und winter, gedantzt. Item daß die junge knaben und mägd miteinander zu wein gehen und biß in die lange nacht zechen, darauß dann etliche heimlichen ehen erfolgt. Und dann, daß die jungen gesellen von einem dorf zum andern eyer heyschen und samlen. Solche heydnische epicurische mißbreuch und leichtfertigkeiten, so zu vilem unrhat ursach geben und den christen nit geziemen, sollen die ambtleut abstellen und verbieten, auch die überfarer strafen.“

Die theologische Qualifikation der Pfarrerschaft hatte sich gegenüber den Anfängen der Reformation bereits gesteigert, bot aber noch Luft nach oben. Dies veranschaulicht das Examen Pastorum, das 1558 für die 21 Pfarrer im Oberamt Meisenheim abgehalten wurde. Fast die Hälfte (neun) wurde als „utcumque“ beurteilt, was frei übersetzt als „geht so“ interpretiert werden darf. Sieben Geistliche wurden mit „bene“ bewertet, immerhin fünf mit „male“.

Der in bewährter Weise von Bernhard H. Bonkhoff herausgegebene Band ist zum Preis von 29,80 € im Buchhandel oder beim Archiv der EKiR erhältlich.

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