Ein Buch aus dem Vorbesitz des Adelbert von Chamisso in der Archivbibliothek

Viele Bücher in unserer Archivbibliothek tragen Vermerke über ihre Vorbesitzer in sich: handschriftliche Einträge, Exlibris oder Stempel. Wir hatten bereits einmal über ein aus Frankreich stammendes Buch berichtet . In unserer Bibliothek stammen naturgemäß viele Titel aus Nachlässen früherer Pfarrer unserer Landeskirche. Die Namen sind meist nicht erfasst. So habe ich auch zufällig festgestellt, dass wir ein Buch aus dem Vorbesitz des Naturforschers und Dichters Adelbert von Chamisso im Bestand haben.

Theosophia Revelata : Das ist Alle Göttliche Schriften des Gottseligen und Hocherleuchteten Deutschen Theosophi Jacob Böhmens, Gedruckt im Jahre der Verkündigung 1715, Besitz Adelbert von Chamisso (Autograph); aus Bestand: AEKR Düsseldorf Bibliothek Goe 6867,1

Theosophia Revelata : Das ist Alle Göttliche Schriften des Gottseligen und Hocherleuchteten Deutschen Theosophi Jacob Böhmens, Gedruckt im Jahre der Verkündigung 1715, Besitz Adelbert von Chamisso (Autograph); aus Bestand: AEKR Düsseldorf Bibliothek Goe 6867,1

Adelbert von Chamisso  wurde 1781 in Frankreich als Sohn eines verarmten Grafen geboren; die Familie verließ 1792 Frankreich auf der Flucht vor der Revolution und ließ sich 1796 in Berlin nieder. In die etwa zehnjährige Dienstzeit in der preußischen Armee bis 1806/07 fallen Chamissos Studien der Philosophie und der deutschen Literatur und seine  Anfänge als Dichter; Weltruhm erlangte er durch die Veröffentlichung von „Peter Schlemihls wundersame Geschichte“ 1814. Bei einem Aufenthalt in der Schweiz um 1812 fand er Interesse an der Naturwissenschaft, vor allem der Botanik. Er nahm an naturwissenschaftlichen Exkursionen teil und wurde 1819 Kustos am Königlichen Herbarium in Berlin und 1835 ordentliches Mitglied der Preußischen Akademie der Wissenschaften. Chamisso starb am 21.08.1838 in Berlin.

 

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Adelbert von Chamisso Kupferstich. Quelle: Adelbert von Chamisso’s Werke. Fünfte vermehrte Auflage. Erster Band. Berlin, Weidmannsche Buchhandlung. 1864. S. 2

Chamisso war katholisch getauft, neigte aber später einem liberalen Protestantismus zu.  Das Buch, das den Anlass zu diesem Blogeintrag gibt, ist das Werk des deutschen Mystikers, Philosophen und Theosophen Jakob Böhme (1575-1624):

Theosophia Revelata. Das ist: Alle Göttliche Schriften des Gottseligen und Hocherleuchteten Deutschen Theosophi Jacob Böhmens, darinnen die allertieffesten Geheimnisse Gottes und seines Wesens … entdecket werden. … Anbey mit des… Johann Georg Gichtels … geistreichen Marginalien oder summarischen Einhalt … vermehret, 2 Teile gedruckt (ohne Ort) 1715, Umfang: 3928 Spalten. Signatur Goe 6867

 

Chamissos Name findet sich in beiden Teilen auf dem Titelblatt in der oberen Hälfte rechts unter „Böhmens“. Auf dem Titel von Teil 1 ist außerdem unten rechts der Name J.A. Herwich zu lesen.

In unsere Archivbibliothek gelangt ist das Werk aus dem Nachlass des Bonner Theologen und Professors für Kirchengeschichte J.F. Gerhard Goeters (verstorben 1996), der von seinem Vater Professor Wilhelm Goeters  dessen wertvolle Bibliothek übernommen hatte. Wilhelm Goeters hat in vielen alten Büchern Vermerke über den Erwerb gemacht. So steht auch hier in Teil 1 auf der Innenseite des Buchdeckels: „Dieses Werk, wichtig wegen seiner früheren Besitzer Johann Andreas Herwig, 1689-1773, Berlin, und des Dichters Adelbert von Chamisso ist mir nach dem Tode des H. Friedrich Aug. Niendorf (6.2.1827-8.2.1917) zum Geschenk übergeben worden.“

Johann Andreas Herwig  war ein Anhänger Johann Georg Gichtels (1638-1710), der die Werke Jakob Böhmes herausgegeben hat. Es muss zwischen Herwig und Chamisso noch mindestens einen weiteren Besitzer gegeben haben, der sich aber nicht verewigt hat. Über Friedrich August Niendorf konnte ich nichts ermitteln.

Beide Titelblätter weisen Streichungen, Unterstreichungen und Übermalungen einzelner Wörter und Zeilen auf. So ist in Teil 2 das Wort „Göttliche“ in „Gottlose“, „Gottseligen“ in „Gottlosen“ und „Hocherleuchteten“ in „Hocherlogenen“ verändert worden. Was mag das zu bedeuten haben?

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