Basiskurs Archivarbeit vom 23. bis 26. Februar 2015 in Köln-Deutz

22 ehrenamtliche Archivbetreuerinnen und Archivbetreuer aus dem gesamten Bereich der Evangelischen Kirche im Rheinland haben erfolgreich den Basiskurs Archivarbeit absolviert. In Kooperation von LVR-Archivberatungs- und Fortbildungszentrum und dem Archiv der EKiR wurde diese Veranstaltung zum zweiten Mal nach 2013 angeboten. Vermittelt wurden Informationen über das Archivwesen und Grundkenntnisse der Archivpraxis unter dem besonderen Blickwinkel der kirchlichen Archivpflege.

 

Zum Einstieg bot Dr. Michael Habersack von der LVR-Archivberatung unter dem Titel „Das Archivwesen ist nicht das Wesen im Archiv“ einen Überblick über die gerade für Einsteiger oft verwirrende Archivterminologie. Nach einer Einführung in die rechtlichen Grundlagen kirchlicher Archivarbeit im Rheinland stellte Michael Hofferberth vom Archiv der EKiR den Einheitsaktenplan als die verbindliche Gliederungsgrundlage für Gemeinderegistraturen vor. Als Übung erhielten die Teilnehmer Schriftstücke aus allen denkbaren gemeindlchen Aufgabenfeldern, die gemäß dem Sachaktenprinzip mit dem richtigen Aktenzeichen zu versehen waren.

Die Leitfrage des zweiten Tages lautete: Was gehört ins Archiv? Hierzu führte Claudia Brack vom Landeskirchlichen Archiv Bielefeld in das Thema der Bewertung ein. Grundlagen für Kassationsentscheidungen sind im Bereich der EKiR der Einheitsaktenplan mit integriertem Kassationsplan sowie die Handreichung „Wie werfe ich richtig weg?“ Frau Brack hatte als praktisches  Übungsmaterial Akten einer westfälischen Kirchengemeinde mitgebracht, die von den Teilnehmern auf ihre Archivwürdigkeit hin zu bewerten waren. Die Restauratorinnen Michaela Keil und Martina Moritz vom LVR-AFZ gaben praxisorientierte Tips zur Schadensprophylaxe mit einem Schwerpunkt auf der Gefahr der Schimmelbildung. Anschließend stellten sie geeignete Ordnungsmaterialien für den Archivbereich vor.

Basiskurs Archivarbeit für ehrenamtliche Archivbetreuerinnen und Archivbetreuer in der Evangelischen Kirche im Rheinland vom 23. bis 26. Februar 2015

Basiskurs Archivarbeit für ehrenamtliche Archivbetreuerinnen und Archivbetreuer in der Evangelischen Kirche im Rheinland vom 23. bis 26. Februar 2015

Der dritte Tag war der Kernaufgabe Erschließung und Verzeichnung gewidmet. Im theoretischen Teil erläuterte Dr. Stefan Flesch vom Archiv der EKiR Funktion und Aufbau archivischer Findmittel. Am Beispiel typischer Findbücher zu Gemeindebeständen wurden Vor- und Nachteile tiefer und flacher Verzeichnung illustriert. Anschließend ging es wieder an die praktische Arbeit. Am Beispiel eines Vereinsarchivs, der Gustav-Adolf-Frauenarbeit im Rheinland, sollten erste Erfahrungen mit der Strukturierung und Beschreibung größerer Schriftgutmengen gewonnen werden. Die Teilnehmer arbeiteten hierzu in sieben Kleingruppen, auf die die ca. 5 Regalmeter an Unterlagen aufgeteilt wurden. Die Zeit verging naturgemäß wie im Fluge. Aus der Bündelung der Gruppenergebnisse erwuchs eine geeignete Klassifikation für den Bestand, der im Archiv der EKiR abschließend bearbeitet werden wird.

Ortswechsel am letzten Kurstag: Die Teilnehmer trafen sich im Landeskirchenamt Düsseldorf, in dem auch die Hauptstelle des Archivs der EKiR untergebracht ist. Eine Führung durch die Magazine veranschaulichte die Vielfalt der ca. 7.000 Regalmeter umfassenden Bestände, zeigte durchaus aber auch einzelne qualitative Defizite bei der Lagerung auf. Gerade den Betreuern kleinerer Gemeindearchive mit ihren Keller- und Speichermagazinen kamen diese sehr vertraut vor. Nach einer Präsentation des Leistungs- und Beratungsangebotes des Landeskirchlichen Archivs anhand der Webseite www.archiv-ekir.de folgte ein Überblick über die Dienstleistungs- und Förderangebote des LVR-AFZ für die rheinischen Archive. Nach der Mittagspause führte Dr. Andreas Metzing vom Archiv der EKiR in die spezifisch „kirchliche“ Quellengattung der Kirchenbücher ein. Im Zentrum seines Vortrags stand der sachgerechte Umgang mit diesen z.T. bis ins 16. Jahrhundert reichenden Amtsbüchern. Zum Abschluss referierte Monika Marner M.A. von der LVR-Archivberatung über das Berufsbild, die verschiedenen Aus- und Fortbildungsmöglichkeiten sowie die wichtigsten Hilfestellungen im Web. Eindrücklich haften blieb ihr auf der Grundlage von belletristischer Literatur und Filmkunst gewonnener Überblick über gewisse hartnäckige Klischees -oder doch zutreffende Beobachtungen?- betreffend Archivarinnen und Archivare.

Das Fazit nach den vier Tagen fiel positiv aus. Natürlich konnten viele Themen nur angeschnitten werden, doch der stete Austausch mit den Refererierenden und vor allem auch zwischen den Teilnehmenden selbst klärte zumindest einige wesentliche Fragen der praktischen Archivarbeit. An die Sichtung und Ordnung etwa der wuchernden Altregistraturen in vielen Gemeindeämtern werden die Absolventen des Kurses mit mehr Zuversicht gehen können.

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