DER WEG, das evangelische Sonntagsblatt für das Rheinland, berichtete in seiner Ausgabe Nr. 3 vom 18. Januar 1959 (S. 2):
Telefonseelsorge in Düsseldorf. Unter der Nummer 5 15 15 sind bei Tag und Nacht Ratgeber zu erreichen
Ein telefonischer Seelsorgedienst wird vom 10. Januar an allen ratsuchenden Menschen in Düsseldorf zur Verfügung stehen. Unter der Telefonnummer können die Anrufer Tag und Nacht Aerzte, Juristen, Pfarrer und andere fachkundige Persönlichkeiten zur seelsorgerlichen Aussprache erreichen. Der zu diesem Zweck […] gebildete Arbeitskreis hat sich den Namen „Die dargebotene Hand“ gegeben. Er hat seinen Sitz im neuen Gebäude der Evangelischen Beratungsstelle für Erziehungs-, Ehe- und Lebensfragen in Düsseldorf-Oberkassel, Kaiser-Friedrich-Ring 27.
Man stütze sich auf das Vorbild und die Erfahrungen aus Berlin, Kassel und einigen europäischen Städten und gehe von der Erkenntnis aus, dass in Verzweiflung geratene Menschen mit ihren persönlichen Nöten sich scheuten, einen Arzt oder Pfarrer aufzusuchen. Das zunächst anonyme Telefonat biete hier eine Chance.

Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) war im Herbst 1957 auf diese neue Form der Seelsorge aufmerksam geworden und hatte unter dem Betreff „Telefon-Pfarrämter“ bei den Landeskirchen nach bereits bestehenden Einrichtungen dieser Art gefragt (1OB 017 I Nr. 3694). Der oben im Zitat erwähnte Name „Die dargebotene Hand“ stammte aus der Schweiz. In einem Bericht vom 13.01.1958 an die EKD heißt es, es solle auch nicht der in Berlin gebräuchliche Begriff „Lebensmüdenbetreuung“ verwendet werden, da diese nach den Erfahrungen nur einen kleinen Teil der Anrufer ausmachten. Der Ausdruck „kirchlich“ oder „pfarramtlich“ solle tunlichst vermieden werden. „Telefonseelsorge“ wurde bereits mit dem Start zum Markennamen. Der Personalbedarf wurde auf 15 bis 20 Mitarbeiter für die Telefonbesetzung rund um die Uhr – heute sagt man 24/7 – geschätzt, dazu die Leitung der Einrichtung. Nachts könne eventuell der Anruf in die Wohnung des diensthabenden Seelsorgers weitergeleitet werden „(was postalisch eingerichtet werden kann)“. Bei der Personalgewinnung scheine es nach den bisherigen Erfahrungen leichter zu sein, Frauen zu gewinnen. Männer kämen eigentlich erst nach der Pensionierung in Frage. Ein wesentlicher Punkt sei die Schulung der Mitarbeiter.
Drei Monate nach dem Start des Angebotes in Düsseldorf bringt die Zeitung DER WEG einen Bericht auf Seite 1 der Ausgabe 16 vom 19. April 1959:

Auf der ersten deutschen „Evangelischen Konferenz für Telefonseelsorge“ im Herbst 1959 in Hamburg wird die Zahl 2.000 Anrufer in den ersten 9 1/2 Monaten der Arbeit in Düsseldorf genannt (DER WEG Nr. 47 vom 22.11.1959, S. 2). Damals führte ein Teil „der ‚Fälle‘ aus der Anonymität des Telefons in die Sprechstunde des Seelsorgers.“ Dieses sei bis Ende der 70er Jahre möglich gewesen (Festschrift „50 Jahre Telefonseelsorge Düsseldorf 1959-2009“, S. 18). 1969 wird bei etwa 50 ehrenamtlich Mitarbeitenden die Zahl von 8.000 Anrufen im Jahr genannt, 1979 14.000 (Festschrift, S. 19 u. 20).

Einen guten Einblick in die Telefonseelsorge Düsseldorf bietet die o.g. Festschrift zum 50jährigen Jubiläum (Archivbibliothek, Signatur OD 15 336).