Es ist ein trauriges Jubiläum, das sich an diesem Tag zum 20. Mal jährt. Vor genau 20 Jahren entführten am 11. September 2001 Mitglieder der terroristischen Gruppierung al-Qaida vier Passagierflugzeuge, um diese auf zivile und militärische Ziele in den USA zu lenken. Um 8:45 Uhr Ortszeit raste ein Flugzeug in den nördlichen Turm des World Trade Centers in New York, um 9:05 Uhr in den Südturm. Ein drittes Flugzeug stürzte um 9:39 Uhr über dem Pentagon in Arlington im Bundesstaat Virginia und um 10:29 Uhr auch das vierte in der Nähe der Stadt Pittsburgh ab. Es ist wohl dem mutigen Einsatz der Passagiere zu verdanken, dass die vierte Maschine ihr Ziel, das Weiße Haus in Washington, nicht erreichte.
Diese Terroranschläge forderten über 3.000 Tote, doppelt so viele wurden verletzt. Auf der ganzen Welt standen Menschen unter Schock. Die Vereinigten Staaten von Amerika antworteten ihrerseits mit dem „war on terror“, dem Kampf gegen den Terrorismus. Die Folge waren die Kriegseinsätze in Afghanistan 2001 und Irak 2003.
Die Evangelische Kirche im Rheinland unter Präses Manfred Kock (geb.1936) richtete noch am selben Tag eine Internet-Kondolenzliste ein. Zwischen dem 11. September und dem 1. Oktober 2001 konnten User auf dieser Plattform ihre Gedanken, Empfindungen und Beileidsbekundungen niederschreiben. Anschließend wurden die Einträge gedruckt und gebunden.
Die damaligen Einträge sind Zeugnisse unmittelbarer Reaktionen auf die Anschläge. Sie spiegeln die Gefühle, Ängste und Hoffnungen der v.a. in Deutschland lebenden Bürger wider. Als Quelle sind sie von besonderem Interesse, denn sie
dokumentieren die Erwiderung und das Echo einer Zivilgesellschaft auf ein eminentes Ereignis ihrer Zeit.
Im angegebenen Zeitraum kamen über 1384 Beiträge zusammen. „Fassungslos“, „entsetzt“, „sprachlos“ sind die mit Abstand am häufigsten verwendeten Adjektive. Die Beitragsverfasser stammten aus dem ganzen Bundesgebiet. Daneben finden sich auch einige Einträge aus den USA oder auch den Niederlanden. Die Verfasser selber entspringen allen Altersgruppen. So finden sich auch zahlreiche Einträge von Schülern oder ganzen Schulklassen.
Eingedenk aller Opfer dieses schrecklichen Anschlags sollen hier exemplarisch einige der Einträge aufgezeigt werden. Auf einen Kommentar oder eine Wertung wird verzichtet, die Schreibweise original wiedergegeben. Die Einträge sprechen für sich.
„Immer noch bin ich geschockt über die Geschehnisse in den USA. Jeden Tag habe ich Angst, wenn ich das Fernsehen anschalte, neue Terroranschläge zu sehen. Am meisten beunruhigt mich der Gedanke, ein weiterer Weltkrieg könnte ausbrechen. Mein tiefstes Mitgefühl gilt allen Menschen, die in den Trümmern des WTC ihre Liebsten verloren haben“.
„ich habe angst vor der zukunft“.
„Ich bin ein junger Pastor, der in diesen Tagen verzweifelt versucht, eine Erntedankpredigt zu verfassen….. Es ist für mich das schwerste, wichtigste und gefährlichste Erntedankfest das ich erlebe. Es ist schwer zu akzeptieren, daß es wohl meine einzige Chance ist, mich an der Unausrottbarkeit von Dankbarkeit und Hoffnung zu beteiligen, um mein Leid, meine Ohnmacht, meine Angst und meinen Haß zu überwinden. Und es ist wohl jetzt wichtiger als sonst, Blumen der Dankbarkeit und der Hoffnung durch den dicken Straßenteer des Todes wachsen zu lassen. Aber ich hoffe und bete, daß in diesen Tagen nirgendwo bei mir oder bei anderen jene Dankbarkeit zu finden sein wird, die einen eingeschränkten Horizont erkennen läßt und die jenseits des Horizonts als makaberer Witz erlebt werden muß. Danke all denen, die sich für den Sieg des Lebens eingesetzt haben und einsetzen“.
„Ich bete für die Opfer und ihre Mörder. Ich hoffe, dass wir den Attentätern nicht zu ihrem Ziel verhelfen, indem wir uns von Hass und den Gedanken zur Rache leiten lassen. Hass kann nicht durch Hass besiegt werden!“
„In den letzten Beiträgen wurde oft davon gesprochen, daß die politisch und militärisch Verantwortlichen der USA besonnen handeln mögen. Was sie auch getan haben. Und daß sie keine (militärischen) Vergeltungsmaßnahmen durchführen sollten. Aber diejenigen, die jetzt „nur“ nach friedlichen Lösungen rufen, würden wahrscheinlich ganz anders reden, wenn sie selbst Freunde, Bekannte, Verwandte, Familienangehörige etc. verloren hätten. Was sie meiner Meinung auch tun. Aber mit Bin Laden, den Taliban und diesen Terroristen kann man nicht VERNÜNFTIG reden! Und auch politische Diplomatie bringt hier rein gar nichts!“
„Herr, ich weiss nicht, ob wir angesichts dieses Anschlags ueberhaupt noch zu dir beten koennen! Wir koennen Dich nicht mehr guten Gewissens als „allmaechtig“ bekennen, sonst waere dies nicht passiert!“
„Ich bin zwar kein gläubiger Christ und auch kein heiliger, aber dennoch ist mein Leben geprägt von Moral und Ethik. Ich habe einen fundamentalen Respekt vor allem Leben und verurteile auf’s schärfste diesen Terror gegen unschuldige Menschen! Ich teile mit den Angehörigen der Opfer aufrichtig meinen Schmerz und hoffe, daß die Schuldigen dieses feigen Anschlags vor Gericht gestellt und bekämpft werden. Wir sind alle Bewohner dieser Erde und sitzen somit in dem selben Boot. Gerade in dieser schweren Zeit sollten ALLE Menschen auf dieser Welt zusammenhalten und gemeinsam dem Terror auf Erden ein Ende bereiten“.
„In Jericho rollen soeben Panzer ein. Betet auch jemand für diese Menschen?“
„Eine Schülerin meiner 6. Klasse fand am 12.9. die Worte: „Ich glaube, Gott ist sehr traurig. Und er ist enttäuscht von den Menschen“.
„Wir (ein Moslem und eine Christin) haben mit Entsetzen und Abscheu die Geschenisse gemeinsam verfolgt und sind der Meinung, dass kein Ziel Gewalt in irgendeiner Form rechtfertigt. Niemand hat das Recht, andere Menschen zu töten. Das gilt auch für die andere Seite“.
„Ich werde von Tag zu Tag betroffener und kann das Elend und die unendliche Trauer der Angehörigen kaum noch ertragen. Ich habe große Angst. Was wird aus uns, in welcher Welt muss meine kleine Tochter zukünftig leben? Bleibt denn keine Generation vom Krieg verschont? Gott steh uns und den Politikern bei!“
„Our family who has close ties with the United States, is shocked by these atrocities against humanities and the American people. We would like to express our deepest sympathy in these dark hours with the families, friends and collegues of the victims. We especially pray for the rescuers that their work is not unbearable and does not hurt them. We also feel the need to express that we all here in Germany stand strongly behind the forces against these incredible terrorist and that we hope they will not find shelter. God bless us all!”
„Ich habe noch nie in meinem Leben wirklich gebetet. In diesen Tagen tu ich es. Mein tiefstes Mitgefühl für alle Menschen, die in welcher EWeise auch immer von dem unglaublichen Geschehen betroffen sind“.
„Gestern (12.09.2001) hatte ich meinen 24. Geburtstag. Ich habe irgendwie das Gefühl, daß es mein letzter war. Ich bete, daß ich mich irre“.
„Wir stehen fassungslos vor dieser Tragödie, die nicht nur das amerikanische Volk betroffen hat, sondern alle Menschen, die sich fuer Frieden, Verstaendnis und Freundschaft in aller Welt einsetzen und die sich gegen Hass, Fanatismus und Terror stemmen – immer, ueberall und mit ganzer Kraft“.
„Wer die Unmenschlichkeit und die Kälte besitzt mehrere Tausend Opfer mit sich in den Tod zu reißen, dem fehlt der Glaube zu Gott. (Egal wie er ihn nennt)“.
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