Pfarrer wechseln bekanntlich schon mal die Pfarrstelle. Selbst wenn sie in eine andere Landeskirche wechseln, ist üblicherweise zumindest der Name dieser Kirche bekannt. Aber nicht immer. Und es gibt Fälle, da ist zwar der Name des neuen Pfarrortes überliefert, aber dies nützt immer noch nichts, denn diesen Ortsnamen gibt es mehrfach.
Was kann ich in solchen Fällen tun?
Als erstes sehe ich natürlich in den geographisch und/oder konfessionell naheliegenden Pfarrerbüchern nach. Hilft dies nicht weiter, werden die übrigen verfügbaren Pfarrerbücher durchsucht, anschließend das Internet.
Zunächst möchte ich einen konkreten Fall vorstellen, anschließend bitte ich bei einer ganzen Reihe ähnlicher Fälle um Ihre Hilfe.
Wilhelm Christian Groos war von 1811 bis 1813 Pfarrer in Züsch. Rosenkranz schreibt, ohne daß mir seine Quellen bekannt geworden wären, Groos sei am 1. Feb. 1787 als Sohn des Pfarrers Georg Groos und seiner Ehefrau Klara Sofia geb. Christian in Wehrheim bei Usingen geboren worden. Von 1813 bis zu seinem Tod am 26. Aug. 1823 wäre er Pfarrer in Eberbach am Neckar gewesen.
Soweit sein Lebenslauf, der auf den ersten Blick nicht stutzig macht. Eberbach/Neckar gehörte seit 1806 zum Großherzogtum Baden, also ist ein Eintrag im badischen Pfarrerbuch von Heinrich Neu zu erwarten. Dort wird er nicht erwähnt. Und in der series pastorum ist auch kein Platz für ihn. Die Arbeit von Heinrich Neu hat sich in vielen Fällen als fehlerhaft erwiesen (kein Wunder bei dem Umfang), aber in diesem Fall wurde auch vom Karlsruher Archiv bestätigt, daß Groos weder in Eberbach Pfarrer wurde, noch dort starb.
Nun gibt es viele Orte namens Eberbach. Auf der Karteikarte von Rosenkranz stand versehentlich als Geburtsort „Wertheim bei Usingen“, diesen Ort gibt es nicht, er brachte mich aber auf die Idee, ein paar Kilometer von Eberbach/Neckar entfernt in Hohenlohe zu suchen. Es gibt ein Eberbach bei Künzelsau, aber dies war wohl nie Pfarrort.
Der Neckar hat einen Nebenfluß namens Fils. Und an diesem liegt das Städtchen Ebersbach, dort war gegen Ende des Zweiten Weltkrieges Ilse Härter Pfarrerin. Seit einigen Jahren ist eine Klassenkameradin von mir dort Pfarrerin, ich habe also auf dem kurzen Dienstweg nachgefragt. Nein: einen Pfarrer Groos (oder so ähnlich) gab es in ihrer Gemeinde zu dieser Zeit nicht.
Das heutige Ewersbach hieß in der Frühen Neuzeit (Berg-)Ebersbach, aber auch dieser Ort war nicht gemeint.
Es gibt in Deutschland etwa zwanzig Orte namens Eber(s)bach, nicht alle hatten evang. Kirchengemeinden, dennoch kann ich noch viele Anfragen verschicken. Aber die Rosenkranzsche Angabe „Eberbach“ kann ja auch völlig falsch sein.
Wilhelm Christian Groos gehörte zu einer im Grenzbereich Rheinland-Westfalen-Hessen weitverbreiteten Pfarrer- und Beamtenfamilie. Eine Familiengeschichte ist mir nicht bekannt.
Bei dem Namen „Groos“, der ja in einer anderen Gemeinde trotzdem anders geschrieben worden sein kann, hilft die undifferenzierte Internetsuche nicht weiter. Dies gilt ganz allgemein für häufige Familiennamen (Meyer, Müller, Schneider), sowie Familiennamen nach Ortsnamen oder Berufen oder sonst noch existierenden Wörtern (Schein, Schnell u. ä.).
Ich füge hier eine Liste von Pfarrern an, von denen ich nur den Namen und die rheinische Dienstzeit auf einer Pfarrstelle kenne, aber sonst nichts. Sie sind weder in anderen Pfarrerbüchern auffindbar, noch ergab die Internetsuche ein weiterführendes Ergebnis. Ich beschränke mich auf Pfarrer deren Familiennamen mit „Sch“ beginnen. Für Hinweise jeder Art bin ich dankbar.
Michael Schatz, aus Bracht, Volberg ?-1582-?
Christoph Schein, Pferdsfeld 1568-1572
Dietrich Schelmann, Lennep 1608-1612
Reinhard Heinrich Schenck, Rhens 1657-1658
Johann Scherer, Hohensolms 1699-1701
Johann Wilhelm Scherer (Tonsor), Neuerkirch 1601-1626 (vertrieben)
Peter Scherer, Gladbacher Quartier 1608-1609
Johann Schickerus, Thalfang 1600-?
Johannes Schieferstein, Großenlinden und Hörnsheim ?-1554-1560-?
Michael Schipelius, Düsseldorf luth 1648-1655
Heinrich Schleich, in der Superintendentur Oppenheim ?-1581-?, Windesheim 1583-1586 (+)
NN Schlemmer, Kirchenbollenbach 1564 (kurz)
Balthasar Schlösser, Martinstein 1579-1599 (+)
Engelbert Schmits, Bretzenheim u. Winzenheim 1691-1706 (+)
Philipp Schmitz, Wassenberg 1708-1743
NN Schneider, Krankheitsaushilfe in Neuerkirch und Biebern 1759/60
NN Schneider, Hilfsdienst in Georg-Weierbach 1821-1822
NN Schneider, Provinzialvikar in Dillheim 1900-1901
Johann Schnell, UNI Straßburg 1673, Köln luth 1683-1686
Johann Schnorrenberg, Eckenhagen 1614-1615
Friedrich Karl Schreiner, Hennweiler 1706-1735 (+)
Johann Schütz, Dabringhausen 1611 (als Reformierter verdrängt) Bacharach 1625-?
Heinrich Jakob Schuler (Schüler), Pleizenhausen 1758-1765
Dr. Helmut Schuster, Bonn StudPfr März-Herbst 1949
Thomas Schwarze, Wiedenest 1619-1636
Valentin Schweitzer, aus Saarbrücken, UNI Wittenberg 1589, Niederlinxweiler ?-1605-?
NN Schwem, Köln dt-ref 1698-1700
Zur Familie Groos aus Breitscheid (bei Herborn) gibt es eine Familienchronik: http://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:hbz:061:1-477983 .
Sehr geehrter Herr Job, vielen Dank für diesen Hinweis, die Schrift war mir noch nicht bekannt. Allerdings gehört der von mir gesuchte Wilhelm Christian Groos zu einem anderen, lutherischen, Familienzweig. Die Breitscheider Groos waren reformiert, auch die Kirchengemeinde Berg-Ebersbach war reformiert, daher kann dieser Ort nicht beim Lutheraner Wilhelm Christian Groos gemeint sein.
…und noch zwei Funde:
Johann Georg Groos 1724-1736 Pfarrer in Breitscheid (bei Herborn)
Quelle: http://www.ge-li.de/breitscheid/kirche-evangelisch-pfarrer-alle-1.htm
„24. Johann Georg Groos, vorher Prediger zu Breitscheid, kam hierher 1736, 1745 ging er von hier nach Berg-Eberbach.“
Quelle: Dillenburgische Intelligenz-Nachrichten, Bd 6 S. 118, Februar 1778
https://books.google.de/books?id=PvVdAAAAcAAJ&pg=RA2-PR7