Was bleibt vom Predigerseminar Bad Kreuznach?

Betonverglaste Fensterleiste von Hanns Pastor in der Kapelle des Predigerseminars Bad Kreuznach (Foto: © Günter Perplies), aus Bestand: AEKR Boppard 2LR 041B (Predigerseminar Bad Kreuznach), Nr. 172.

Hanns Pastor, ein Pionier der abstrakten Kunst der 1950er und 1960er Jahre, hätte 2017 seinen 100. Geburtstag feiern können. Der Aachener Galerist Günter Perplies, ein Freund Hanns Pastors aus dessen letzten Lebensjahren, hatte es sich daher zur Aufgabe gemacht, das Werk des Künstlers zu dokumentieren. Seine Recherchen führten ihn auch in die Evangelische Archivstelle Boppard.

Hanns Pastor, der sich vor allem als Maler, Grafiker und Bildhauer einen Namen gemacht hat, gestaltete auch Kirchenräume und schuf kirchliche Ausstattungsgegenstände. Günter Perplies stieß bei seinen Recherchen auf das 1960 eröffnete Predigerseminar Bad Kreuznach und wurde neugierig. Denn Hanns Pastor hatte, so fand er heraus, die Kapelle des Predigerseminars mit einer Schieferwand ausgestattet und das Lesepult gestaltet – das Gebäude selbst war aber bereits 2003 geschlossen und im Folgejahr von der Evangelischen Kirche im Rheinland verkauft worden. Was jedoch war mit den Kunstwerken von Hanns Pastor geschehen? Ließ sich noch etwas über ihre Geschichte herausfinden?

Die Kapelle des Predigerseminars Bad Kreuznach bei der Einweihung im Jahr 1960, (Foto: © Dr. Wolff & Tritschler OHG), aus Bestand: AEKR Boppard 2LR 041B) Predigerseminar Bad Kreuznach), Nr. 172.

Günter Perplies wandte sich an die Archivstelle Boppard, die 2003 die schriftlichen Unterlagen des Predigerseminars Bad Kreuznach übernommen und durch ein Findbuch erschlossen hatte, und wurde fündig. Der Aktenbestand enthält zahlreiche Unterlagen aus der Bauzeit des Gebäudes, darunter Zeitungsberichte über seine Einweihung am 29. Juni 1960, die auch auf die künstlerische Ausgestaltung eingingen.

Bericht über das neue Predigerseminar in Bad Kreuznach im der Zeitung „Der Weg“ vom 15. Januar 1961, aus Bestand: AEKR Boppard 2LR 041B (Predigerseminar Bad Kreuznach), Nr. 172.

Über den Verbleib der Kunstwerke nach dem Verkauf des Predigerseminars fand sich jedoch nichts. Also machte sich Günter Perplies kurzerhand selbst auf den Weg nach Bad Kreuznach und stellte fest, dass in dem seit Jahren leer stehenden Gebäude bis auf den Altar fast alle Ausstattungsgegenstände der Kapelle noch an Ort und Stelle waren. Den trostlosen Zustand des verwahrlost wirkenden Baus und die sich noch in der Kapelle befindenden Werke von Hanns Pastor hielt er fotografisch fest – und kam damit gerade noch zur rechten Zeit, denn das Seminargebäude soll demnächst abgerissen werden und einer Wohnanlage weichen.

Das ehemalige Predigerseminar Bad Kreuznach am 6. Dezember 2017 (Foto: © Günter Perplies), aus Bestand: AEKR Boppard 2LR 041B (Predigerseminar Bad Kreuznach), Nr. 172.

Günter Perplies freute sich, dass er mit Hilfe der Archivstelle Boppard der Dokumentation zum Werk Hanns Pastors, dem zum 100. Geburtstag in Aachen eine Ausstellung gewidmet war, eine wichtige Ergänzung hinzufügen konnte. Seine Fotos stellte er der Archivstelle Boppard zur Verfügung, wo man diesen unerwarteten Zuwachs gerne in den Bestand Predigerseminar Bad Kreuznach übernahm.

Ein Gedanke zu „Was bleibt vom Predigerseminar Bad Kreuznach?

  1. Sehr geehrter Herr Metzing,

    „Was bleibt vom Predigerseminar ?“ ….so ist es in Ihrem Blog zu lesen.

    Nun, wie Sie wissen, wollten wir retten, was noch zu retten ist und tatsächlich gelang es uns gestern mit freundlicher Gestattung des Abrissunternehmens, sowohl alle zehn Fensterelemente, als auch die Fronttafel der Kanzel auszubauen und zu retten.
    Es war eine ordentliche Schufterei, wiegen die einzelnen Elemente doch gut und gerne 60-70 KG. Aber mit vereinten Kräften – übrigens unter tatkräftiger Hilfe eines von mir betreuten afghanischen Flüchtlings- konnten wir schließlich alles ausbauen und zunächst in meiner Garage einlagern.
    Sollte Ihr Archiv an einem der Fenster interessiert sein, lassen Sie es mich bitte wissen. Gegen eine gute Tasse Kaffee und ein paar Kekse wäre ich bereit, es Ihnen zu bringen. Am wirkungsvollsten sind die Fenster natürlich, wenn sie von hinten durchleuchtet werden, sei es mit natürlichem Licht oder durch künstliche Beleuchtung.
    So ganz genau wissen wir noch nicht, was wir mit all dem machen werden. Die Altartafel werde ich wohl auf meiner Terrasse instsallieren, für ein Fenster muss ich noch einen geeigneten Platz finden, da die innere Bemalung einen Aufbau im Freien wohl nicht zulässt.
    Aber zunächst sind wir stolz und glücklich, alles vor der baldigen Zerstörung gerettet zu haben und genau dokumentieren zu können. Der Rest wird sich zeigen. Das Suermondt-Ludwig-Museum in Aachen hat schon Interesse bekundet, mindestens eines der Fensterelemente in die dortige Sammlung aufzunehmen. Es gibt dort malerische Arbeiten von Hanns Pastor und da es auch eine Abteilung für Glasfenster gibt, würde es gut passen.
    Wir werden Sie auf dem Laufenden halten.

    Herzliche Grüße aus Aachen

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