Ein verhängnisvolles Unglück traf am 23. Mai 1854 das Westerwalddorf Schöneberg: Es brach ein Brand aus, der binnen weniger Stunden neunzehn Gehöfte, darunter sämtliche Pfarrgebäude, in Schutt und Asche legte. Auch die alte romanische Kirche wurde von den Flammen ergriffen und zerstört. Drei schwere Glocken aus dem Turm zerschmolzen.
Die Brandkatastrophe belastete das kirchliche Leben in Schöneberg auf Jahrzehnte hinaus. Pfarrer Emil Müller und seine Familie mussten zwischenzeitlich im Pfarrhaus der Nachbargemeinde Almersbach untergebracht werden. Die Gottesdienste fanden bis auf weiteres im Freien statt. Bei Beginn der kalten Jahreszeit baute man die Ruine des abgebrannten Gotteshauses zur behelfsmäßigen Notkirche um.
Zur Erlangung der für einen Neubau erforderlichen Mittel startete die Gemeinde im Herbst 1856 einen Kollektenaufruf bei sämtlichen evangelischen Gemeinden der Rheinprovinz. Doch erst am 25. Mai 1864 – fast auf den Tag zehn Jahre nach dem Brand – konnte der Grundstein für den Kirchenneubau gelegt werden, der dann anderthalb Jahre später, am 20. Oktober 1865, eingeweiht wurde.
Aber schon 1874 wurde der Turm der neuen Kirche wieder abgetragen – Baumängel, die Pfarrer und Presbyterium schon seit Jahren moniert hatten, führten zu akuter Einsturzgefahr. Über dreißig Jahre musste die Gemeinde Schöneberg mit einer turmlosen Kirche leben, bevor im Jahr 1908 einer neuer Kirchturm eingeweiht werden konnte. Über ein halbes Jahrhundert nach dem Brand von 1854 konnte die Angelegenheit endlich zu den Akten gelegt werden.