Pfarrer Karl Krampen: Ein Nachlass und seine Dokumentation

Karl Krampen (1901-1945) wuchs in Witten auf. Nach dem Theologiestudium wurde er 1926 zum Pfarrer in Wilnsdorf bei Siegen gewählt. Drei Jahre später wechselte er an die Ev.-Luth. Gemeinde Wuppertal-Wichlinghausen. 1941 zur Wehrmacht eingezogen, fällt er kurz vor Kriegsende. Sein Nachlass wird im Archiv der EKiR verwahrt. Diese fünf dürren Sätze vermögen den Facettenreichtum eines Menschenlebens nicht zu würdigen und ganz gewiss nicht in diesem Fall. Dies ist vielmehr das Verdienst des Kirchenmusikers Hans Krampen, dem 1929 geborenen zweiten Sohn des Pfarrers. Über Jahrzehnte hat er die vollständig erhaltene Überlieferung seines Vaters an Predigten, Vortragsmanuskripten und privater Korrespondenz nicht nur transkribiert sondern auch sachkundig kommentiert. Dies mündete in eine Biografie, in der er zu einer fairen und ausgewogenen Beurteilung der nationalkonservativen Prägung seines Vaters gelangt.

Karl Krampen, 1927.

In der Terminologie von Wolfgang A. Mommsen handelt es sich damit um einen „angereicherten Nachlass“. Die historischen Auswertungsmöglichkeiten dieses Bestandes sind vielfältig, gerade weil Karl Krampen in vielem archetypisch für die Mentalität seiner Profession wie auch Generation steht.

1933 fand er nach anfänglich vorbehaltloser Zustimmung zum NS-Regime den Weg zur Bekennenden Kirche. Dies war ja auch durchaus kein Gegensatz in sich und ist bei vielen evangelischen Theologen jener Zeit belegt. So wurde Krampen einerseits im Pfarramt von der Gestapo mit Redeverboten drangsaliert, stand aber politisch weiterhin loyal zum „Werk des Führers“. Dies veranschaulicht seine Predigt in dem am 26. Juni 1940 nach dem Sieg im Westfeldzug abgehaltenen Dankgottesdienst. 1941 wurde Krampen zum Militär eingezogen und war zunächst im westfälischen Dorsten stationiert. Im Dezember 1942 wurde er an die russische Front verlegt und stand von da an in unmittelbarem Kampfeinsatz.

Karl Krampen, 1938.

„Wie gern möchte ich Euch alle wiederfinden und mit Euch ein neues Leben, und wär´s das allerärmste, führen!“ Dieser Wunsch in seinem letzten Brief an seine Ehefrau Mathilde und die drei Söhne vom 11. März 1945 sollte sich nicht erfüllen. Krampen fiel am 21. April 1945 in Gefechten bei Feldstetten in der Schwäbischen Alb, gerade drei Wochen vor Kriegsende. Die Nachricht von seinem Tod erreichte die Familie erst im Oktober.

2 Gedanken zu „Pfarrer Karl Krampen: Ein Nachlass und seine Dokumentation

    • Hallo Jeffrey,
      er wurde als Soldat eingezogen. Zunächst, z. B. in seiner Zeit in Dorsten, tat er Dienst in der Schreibstube seiner Kompanie. 1944-1945 stand er in Kampfeinsatz.
      Stefan Flesch

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