Nana Kofu Marfu II. – Missionar Hans-Fritz Pawelzik in Afrika

Missionar Fritz Pawelzik als Aschanti-Häuptling Nana Kofu Marfu II. Copyright: Missio-Camp – Tagungsstätte Hohe Rhön gGmbH

1994 ernannte der Stamm der Aschanti Hans-Fritz Pawelzik, Weltdienst-Sekretär des CVJM-Westbunds, zum Häuptling Nana Kofu Marfu II. Auf seine Initiative hin hatte die Kleinstadt Konongo, die in der Region des Stammes der Aschanti in Ghana/Afrika lag, eine Berufsschule und ein Krankenhaus erhalten. Aus Dankbarkeit wurde er zum lebenslangen Mitglied in das Leitungsgremium der Stadt berufen, und war fortan für ihre Entwicklung mit verantwortlich. Bis ins hohe Alter flog er mindestens einmal jährlich nach Ghana und half mit in Deutschland gesammelten Spenden, Kindergärten, Schulen und Kliniken zu bauen.

Nichts deutete darauf hin, dass Fritz Pawelzik ein engagierter Missionar des CVJM werden sollte. Am 2. Dezember 1927 wurde er in Herne als Sohn eines Bergarbeiters geboren. Obwohl sein Vater von den Nationalsozialisten inhaftiert wurde, gehörte er der Hitlerjugend an und meldete sich 1943 als 15-Jähriger freiwillig zum Militärdienst. Er wurde zum Kampfflieger ausgebildet, kam dann allerdings bei den Bodentruppen an der Ostfront und im Oderbruch zum Einsatz. Kurz vor Ende des 2. Weltkriegs geriet er in Berlin in sowjetische Kriegsgefangenschaft. Nach 18 Monaten konnte er fliehen und kehrte zurück nach Herne. Er begegnete einem britischen Soldaten, der ihm eine Bibel schenkte. Ihre Lektüre veränderte sein Leben. Er engagierte sich im CVJM. Bei ihm stellte sich der Wunsch ein, Missionar zu werden.

Fritz Pawelzik (voller Name Hans-Fritz Pawelzik)
Missionar, Christlicher Verein Junger Menschen (CVJM)/Westbund
AEKiR-Bildersammlung, Hans Lachmann, Signatur: 60013_324

Zunächst arbeitete Pawelzik als Bergmannsmissionar. Auf Anfrage des YMCA Ghana betraute ihn der CVJM 1959 mit dem Aufbau der Arbeit in diesem, erst seit 1957 unabhängigen afrikanischen Land. Mit seiner Familie lebte er zunächst in Takoradi, anschließend von 1964 bis 1966 in Accra. Er konzentrierte sich auf die Arbeit mit Schülern und Studenten, um ihnen schnellst möglich die Verantwortung für die Leitung eigener Clubs zu geben. Anlässlich eines Besuchs des Bundespräsidenten Heinrich Lübke erhielt er einen Zuschuss über 100.000 DM Entwicklungshilfefont für den Bau eines Lehrlingswohnheims. Während dieser Zeit gelang es ihm, ein Berufsbildungszentrum für Schreiner und Maurer, ein Hostel, eine Kantine, Büros und Mitarbeiterwohnungen zu errichten.

Nachdem Pawelzik als erster deutscher CVJM-Sekretär 1967 am George Williams College in Chicago den Master in Social Science erworben hatte, leitete er das von ihm konzipierte Ausbildungsprogramm „Christian Leadership Development Program (CLDP) für CVJM-Sekretäre in den drei Ländern Uganda, Kenia und Tansania. Finanziert wurde es von der Evangelischen Zentralstelle für Entwicklungshilfe, von dem weltweiten YMCA und durch den CVJM-Westbund. Er hält fest: „Um acht muss ich in unserer Klasse sein. Zwei Monate lang, sieben Unterrichtsstunden am Tag, werden unsere neuen Sekretäre für den Uganda YMCA ausgebildet. Wir sind dauernd zusammen. Unser Lernkollektiv hat sich mittlerweile zu einer Großfamilie entwickelt.“ Die Kosten stiegen immens, so dass der YMCA-Weltbund das Programm 1978 auslaufen ließ.

Pawelzik ging zurück nach Deutschland und übernahm die Weltdienst-Arbeit des CVJM-Westbunds. Seine Arbeit konzentrierte sich auf Ghana und später auf Sierra Leone. Entsprechend seinen bisherigen Erfahrungen kam es ihm darauf an, Partnerschaften aufzubauen und die Vereine vor Ort selbst entscheiden zu lassen, was wichtig und vorrangig ist: Bau und Unterhaltung von Kindergärten und Schulen, Förderung landwirtschaftlicher Projekte, Finanzierung von Gehältern und beruflicher Bildung. Da weder der YMCA-Gesamtverband in Ghana noch der CVJM-Gesamtverband noch der CVJM-Westbund unmittelbaren Einfluss auf seine Arbeit hatten, bestand die Sorge, dass die Vereinspartnerschaften organisatorisch wie finanziell aus dem Ruder laufen könnten. Dies war jedoch nicht der Fall, im Gegenteil, belebten sie die internationale Arbeit.

17 Jahre lebte Fritz Pawelzik in Afrika, vornehmlich in Ghana, Tansania, Kenia und Uganda, begleitet von seiner finnischen Frau Karin. Während er als Entwicklungshelfer den ghanischen CVJM aufbaute, missionierte und YMCA-Gruppen schulte, kümmerte sie sich um die maladen Zähne der Bevölkerung. Sie war Zahnärztin.

Fritz Pawelzik am Rednerpult, Christlicher Verein Junger Menschen (CVJM)/Westbund, 
AEKiR-Bildersammlung, Hans Lachmann, Signatur: 60013_334

In Deutschland hielt Fritz Pawelzik Vorträge in Schulen und anderen Bildungseinrichtungen. Er war ein begnadeter Erzähler, der seinen Zuhörern wie auch den Lesern seiner zahlreichen Bücher und Artikel, etwa in dem evangelischen Sonntagsblatt „Der Weg“, die Augen für die Menschen in Afrika, ihre Kulturen und ihren Glauben öffnen konnte. Fritz Pawelzik verstarb im Alter von 87 Jahren am 29. Januar 2015 in Mülheim/Ruhr.

 

4 Gedanken zu „Nana Kofu Marfu II. – Missionar Hans-Fritz Pawelzik in Afrika

  1. Ich werde Fritz nicht vergessen. Wie er erzählen konnte. Wie er in unserem CVJM evangelisiert hat. Und später sein Häuptlingsschwert in unserem Kindergarten, der Jugendgruppe und dem Erwachsenenkreis gezeigt hat. Wie er offen und ehrlich über seine Vergangenheit in der Hitlerjugend und einer der Hitlerschulen schrieb und erzählte.
    Und ich habe ihm jedes Wort geglaubt. Gut, in seiner Autobiographie ging es um Karin und Kaminski, aber diese Verfremdung nahm ich nicht als Warnung, dass ein guter Geschichtenerzähler eben auch Geschichten gut erzählt. Und die Geschichte seiner Inthronisation.
    Und dann starb Fritz. Und sofort gab es einen Eintrag in Wikipedia. Und fast genauso schnell wurde er wieder gelöscht mit den Hinweis, dass es für das Behauptete keine neutralen Quellen gäbe, sondern alles seinen Büchern und seinen Geschichten entstamme. In den Kommentaren dazu konnte man erfahren, dass dieser große Häupting der Ashantis bei Ashantis völlig unbekannt sei. Und im Artikel über das Königreich der Ashantis fand sich, dass es das Königreich schon seit Jahrzehnten nach der Zerschlagung durch die Briten gar nicht mehr gab.
    Sollte man bei ihm auch lernen können, was dichterische Freiheit ist? Ich glaube, man kann noch viel mehr von ihm lernen.

    Manche seiner Geschichten habe mehrfach gehört. Hier bei einem Treffen der CVJM-Jungendschaften, da bei einem Weltdienst-Sonntag, dann wieder bei einem Seminar oder wenn er in unserem CVJM zu Besuch war. Nie waren die Geschichten ganz gleich. Immer gab es kleine Unterschiede, und einmal sagte er mir, er habe sie heute anders erzählt, weil ich sie doch schon so oft gehört habe.
    Seitdem habe ich eine ganz eingene Auffassung zum synoptischen Problem und zur Bewertung der Frage, welche Paulusbriefe echt sind, wenn es mal einen anderen Sprachgebrauch gibt oder ein völlig untypischer Begriff verwendet wird. Wer Fritz zuhörte, konnte lernen, dass es sowas geben kann. Und es war immer Fritz, der es erzählte.
    Von Fritz habe ich gelernt, dass Gott auch gute Geschichtenerzähler liebt. Menschen, die eine Geschichte gut ausschmücken können. So gut, dass man irgendwann Dichtung und Wahrheit gar nicht mehr unterscheiden kann. Gott ist auch in der Bibel kein bürokratischer Historiker, der nur an Fakten, Fakten, Fakten interessiert wäre. Er mag Kunst, Literatur, Musik, Fiktion.
    Bei Fritz könnte man lernen, das Wahrheit nicht nur historische Wahrheit ist.

    Und da gestehe ich: Die literarische Fiktion seines Lebens, die kenne ich. Vieles habe ich von ihm selbst gehört. Vieles hat er in seinen Büchern geschrieben. Und ich habe die meisten davon im Regal stehen und gelesen. Und es ist schön und spannend und das meiste ist davon auch „wahr“.
    Aber hier würde mich interessieren, wie es denn nun „wirklich“ gewesen ist.
    Und wenn es mal eine ausführlichere Biographie geben würde, in der auch die Unterschiede deutlich würden zwischen dem, was passiert ist und dem was er draus gemacht hat – und was man daraus eben auch für den Umgang mit dem Thema „Wahrheit“ im Blick auf ein Buch wie die Bibel lernen könnte:
    Darüber würde ich mich riesig freuen.

    https://de.wikipedia.org/wiki/Fritz_Pawelzik

  2. Ich lese hier mit Befauern, dass Fritz Pawelzik bereits 2015 gestorben ist. Ich habe am 13.12.98 noch mit ihm gesprochen, nachdem ich von meiner eigenen Instalation als Queenmother bei den AKWAPIM aus Ghana zurückkam. Gibt es jemanden, der sein Tun in Ghana fortsetzt? Würde mich über einen Kontakt sehr freuen

  3. Als jemand, der sich für Missionstätigkeit interessiert, finde ich die Geschichte von Nana Kofu Marfu II. und Missionar Hans-Fritz Pawelzik in Afrika faszinierend. Es ist beeindruckend zu sehen, wie sich Menschen unterschiedlicher Kulturen und Hintergründe begegnen und zusammenarbeiten, um ein gemeinsames Ziel zu erreichen. Diese Geschichte erinnert uns daran, wie wichtig interkulturelle Verständigung und Zusammenarbeit sind, um positive Veränderungen in der Welt zu bewirken.

  4. Die Lektüre von Hans-Fritz Pawelziks Weg vom Soldaten zum Missionar in Afrika hat mich sehr bewegt. Sein tiefes Engagement für die Menschen in Ghana und sein lebenslanger Einsatz für den Bau von Bildungs- und Gesundheitseinrichtungen zeigen, welch tiefgreifende Wirkung ein Einzelner haben kann. Es ist inspirierend zu sehen, wie seine Taten noch lange nach seinem Tod Leben beeinflussen.

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