Aktueller Sachstand beim Archivportal NRW

Warten auf Godot oder Prinzip Hoffnung? Irgendwo zwischen Samuel Beckett und Ernst Bloch bewegt sich die Erwartungshaltung aller Archive in Nordrhein-Westfalen, die auf den Relaunch des Portals archive.nrw.de warten. Dieser wird sich nach der jüngsten Mitteilung der Projektgruppe weiter verzögern.

Dies ist umso bedauerlicher, als das Portal ja als Aggregator für die Weiterleitung von Daten an das Archivportal-D und im Archivportal Europa dienen soll. Einen vollständigen Überblick über alle Findmittel des Archivs der Evangelischen Kirche im Rheinland zumindest im PDF-Format bietet daher z. Zt. nur die Homepage des Archivs.

2 Gedanken zu „Aktueller Sachstand beim Archivportal NRW

  1. Hallo,

    bin gerade gestern im LAV NRW in Duisburg gewesen, um dort den ganzen Tag in Kirchenbüchern und Personenstandsregistern zu forschen und viel Material abzufotografieren. Aber es kam ganz anders: Statt in Büchern wurde mir mitgeteilt, dass viele Bücher nur als Digitalisate am Computer eingesehen werden können – also keine Chance für eigene Fotos. Diese Digitalisate kann man dort in S/W auszudrucken, damit ich diese dann wieder fotografieren kann – zum Preis von 30 Cent pro Ausdruck, auf dem man kaum noch was lesen kann, weil ja alles verkleinert ist. Anschließend große Ernüchterung, dass für Einsicht in gewünschte Bücher, die noch nicht digitalisiert sind, zunächst der Bestand am Computer gesucht werden muss, um dann zunächst die Microfishes mit den Namensverzeichnissen zu suchen sind, deren Signatur man einem Buch entnehmen können soll, in dem aber keine Signatur dafür steht, damit ich dann in eben jenen Microfishes nach der Signatur des passenden Buch kann, um diese wiederum zu notieren und dann manuell am Terminal einzugeben. Damit wird sicher vermieden, dass Tagesgäste überhaupt Bücher bekommen, weil die Archivare dafür wahrscheinlich ohnehin keine Zeit haben. Diese sind damit beschäftigt, Rückfragen der Damen und Herren am Ausgabeschalter zu beantworten, da diese weder wissen noch selbst nicht entscheiden können, ob eine Archivalie fotografiert werden darf. Das geht im Landesarchiv Niedersachsen deutlich besser. Zum Guten Schluß habe ich mir die Haare gerauft, als ich dann feststellte, dass die dort angeblich vorhandenen Bücher teilweise von den Gatermann-Filmen stammen und diese als in ein Buch gebundene schlechte A4-Fotokopien von den Filmen stammen, die man trotz angeblicher Fotografiermöglichkeit seit 1.1.2018 nicht per Handy ohne Blitz fotografieren darf. Stattdessen muss das Buch in die Repro-Abteilung um diese zum Preis von 50 Cent + CD Rohling anzufordern. Echte Bücher mit Dokumenten habe ich daher überhaupt nicht in die Hand bekommen – bis ich das mit den Microfishes wusste, waren die Aushebezeiten vorbei, weil es dem „fachkundigen“ Personal überlassen wird, jedem zufällig das eine oder andere zu erläutern.

    Am Ausgang des LAV NRW Duisburg hing ein großes Plakat zum Archivportal NRW und daher habe ich mir das heute angesehen. Habe dann auch gleich gesehen, dass angeblich das Stadtarchiv Wuppertal mitmacht. Wenn ich dann die Inhalte sehe – meist ja nur Verlinkungen zu ohnehin schon bekannten Archiven, dann muss man sich fragen, was die mit dem Geld machen. Lieber ein kostenpflichtiges, funktionierendes Online-Archiv wie Archion oder Ancestry als ein vermeintlich kostenloses ohne Inhalte.
    Bei solchen Archiven muss ich nicht Reisen, brauche keinen Urlaub zu nehmen. Archive, die nur Informationen veröffentlichen, die sowieso niemand sehen will, braucht niemand.
    Und bei anderen Archiven gibt es auch Wartezeiten, bis das eine oder andere Online kommt, aber die werden ja auch nicht mit öffentlichen Mitteln – also meinen Steuern – bezahlt.

    Soviel Dilettantismus mit gehobenem Anspruch sucht seines Gleichen – sowohl bei den Archiven, die liefern sollten als auch bei diesem Portal, das da heiße Luft in Tüten verkauft. Ein Portal zur Findung von anderen Archiven braucht fast niemand mehr – da gibt es im Internet so viele Suchmöglichkeiten, dass eine teure High-End Linkliste sicher entbehrlich ist.
    Fazit: Nix drin, nix dran, zu nix zu gebrauchen.

    Viele Grüße aus Wuppertal

    • Hallo Frau Peschel,

      ich danke für Ihr Feedback anlässlich des Besuches im Landesarchiv NRW Abteilung Rheinland. Allerdings sind wir im Archiv der EKiR hierfür nicht der richtige Adressat. Es wäre gut und wichtig, wenn Sie Ihre Erfahrungen unmittelbar den Kollegen und Kolleginnen in Duisburg mitteilen.

      Was das Archivportal NRW betrifft, so stecken alle kommunalen und kirchlichen Archive in unserem Bundesland zur Zeit im gleichen Boot. Darauf bezog sich mein Blogbeitrag. Das Portal bündelt vorrangig die Erschließungsdaten zu den Aktenbeständen der teilnehmenden Archive. Es richtet sich weniger an dezidiert genealogische Interessenten, die sicherlich in den von Ihnen bereits benannten Online-Angeboten leichter fündig werden.

      Viele Grüße
      Stefan Flesch

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