Was bisher geschah: Am 18. Januar 2016 wurden 27 rheinische Pfarrer ohne Vergangenheit und Zukunft in die Weiten des Internet geschickt. Leider erreichte mich bislang über keinen von ihnen eine Nachricht.
Dieser Weg scheint also wenig erfolgversprechend zu sein. Da ich aber nach dem Motto lebe „Von der Politik lernen heißt Siegen lernen“ wende ich dies Mittel einfach weiter an und setze die Serie unverdrossen fort.
Im Jahre 1773 wurde der Pfarrer der kleinen lutherischen Gemeinde in Krefeld, Johannes Zacharias Dieterich, dienstunfähig.
Die Gemeinde stand also vor dem Problem, einerseits ihren bisherigen Pfarrer irgendwie versorgen zu müssen, andererseits aber auch einen Nachfolger einzustellen. Die finanziellen Möglichkeiten waren sehr eingeschränkt. Und da die größere reformierte Gemeinde gerade einen aufwendigen Pfarrhausneubau durchführen mußte, war von dieser Seite, und das heißt de facto auch von der Regierung in Moers, nicht viel zu erwarten. Man ging zunächst die Versorgung des bisherigen Pfarrers an. Nachdem dies Problem im Herbst 1774 endlich gelöst war, wandte man sich der Pfarrersuche zu. Da das Einkommen nicht gerade üppig sein würde, mußte man jeden nehmen, der sich bewerben würde. Auf Vermittlung des Pfarrers der lutherischen Gemeinde in Duisburg stellte man einen Kandidaten Steinmetz ein. Der Vorname wird weder in den Krefelder Akten, noch später in Stolberg genannt. Auch seine Herkunft bleibt ungenannt. Steinmetz nimmt seinen Dienst als Krankheitsvertretung für Dieterich im September oder Oktober 1774 auf. Er kann auch bald eine Anhängerschaft in der Gemeinde sammeln, ebenso schnell stößt er aber andere durch sein Verhalten vor den Kopf. Es droht die Gefahr der Gemeindespaltung. Man sucht also schnell nach einer Dauerlösung und findet bereits im Dezember 1775 einen geeigneten Kandidaten. Steinmetz hat die Gemeinde zu dieser Zeit bereits verlassen.
Etwa gleichzeitig mit Krefeld bekam auch die lutherische Gemeinde in Stolberg Probleme durch die Erkrankung ihres Pfarrers. Ihre finanzielle Lage war jedoch deutlich besser. Sie konnte unter mehreren Kandidaten als Krankheitsvertreter wählen. Und sie konnte diese sogar für jeweils einige Wochen zur Probe einstellen. Unter diesen Kandidaten war auch Steinmetz. Er hatte ja schon in Krefeld gezeigt, daß er es verstand, Menschen für sich einzunehmen. Die Gemeinde Stolberg entschied sich im Oktober 1776 für ihn als Vertreter des Pfarrers Fabritius. Aber auch Stolberg mußte die gleichen Erfahrungen mit ihm machen wie Krefeld: es entstanden Parteiungen.
Auf die charakterlichen Schwächen von Steinmetz muß ich hier nicht näher eingehen, Werner Mohn zitiert in seiner Krefelder Gemeindegeschichte ausführlich aus den entsprechenden Akten. Aber es gab ein weiteres Problem: Steinmetz weigerte sich seine Zeugnisse vorzulegen. Ohne diese durfte er eigentlich nicht eingestellt werden. In Krefeld konnte man wegen der finanziellen Situation nicht wirklich mit Nachdruck auftreten, in Stolberg war die Lage anders. Und hier mußte auch die jülich-bergische Regierung zustimmen. Diese bestand auf Vorlage der Prüfungszeugnisse. Steinmetz weigerte sich beharrlich sie vorzuweisen, also wurde ihm von der Regierung die weitere Dienstausübung (nicht nur in Stolberg) untersagt. Damit verliert sich seine Spur.
Wie in Folge 1 auch hier die Kurzangaben zu weiteren Pfarrern, über die ich sonst nichts finden konnte:
Andreas Saurenhaus, Orsoy 1649-?
Johann Heinrich Saxo, Gleiberg ca 1642-1650
Heinrich Seyl, Leuscheid ?-1565
Johann Soppen, Idar 1578-1598
Christoph Ludwig Speck, Daxweiler 1675
Johann Ludwig Speck, Greifenstein 1634-1639
Tilmann Speicher, Medard 1553
Konrad Sporus, Waldböckelheim 1637
Heinrich Sprengel, Werlau ca 1533-1560
Jakob Staud, Rhens 1578-1579
Jost Stauss, Kröffelbach ca 1549
Kaspar Steinlein, aus Straßburg, Völklingen 1576-1579
Dietrich Steller, Volberg ?-1589 (+)
Johann Konrad Stertzenbach, Hohensolms 1694-1695
Wilhelm Stranso, Neuss und Düsseldorf 1578
Melchior Streiparth, Klosterkumbd ?-1577-?
Johannes Streit, Lötzbeuren ?-1590-?
Johann Sulzbach, Dill 1557-1560
Friedrich Sulzbacher, SynVik Solingen 1893
Heinrich Syboth, Laufersweiler 1600-1602 (+), vorher Lehrer in Kirn
Gerhard Sylvester, Volberg vor 1582
Na, wenn sich kein anderer meldet, will ich mal etwas zu zwei Pfarrern auf der Liste sagen:
Heinrich Syboth: 1582 Matrikel des Marburger Pädagogium: „M. Henricus Sybothus Battenbergensis“. Von 1596 bis 1599 wird er als Lehrer in Kirn erwähnt. In einer RKG-Akte betr. Laufersweiler fand ich: „1600: d. 22 Jan. Ist Pfarrer allda gewesen Henrich Sybod, so von Herrn Rheingraffen Adolphs Inspectore examinieret worden und hat seine Probepredigt zu Kyrn gethan, ist anno 1602 allda [Laufersweiler] gestor-
ben. d. 4t. 7br Ist eine ratification zwischen dem alten und neuen Pfarrer zu Laufersweiler vorgenommen worden zu Dhaun.“
Ein Johannes Syboth war 1600-1623 Pfarrer in Hohensolms
Johann von Sulzbach: 1529 präsentierte der Pfarrer von Sensweiler Johann von Sulzbach dem Dompropst von Mainz als Pastor „zur capella in Kempenfeld [Kempfeld], in dicta personali ecclesia sita“. Offenbar war er später in Dill. Über ihn steht ja einiges im hintersponheimischen Visitationsprotokoll von 1560, nur leider nichts Biographisches. Aber schon erstaunlich: Ein Pfarrer, der den Amtmann vertritt, und wenn es sonntags zur Kirche läutet, seinen Amtsgeschäften nachgeht. Im Examen hat er nicht bestanden und musste seinen Hut nehmen. Ob es tatsächlich so kam, wer weiß?