Schreibschriften – Eine illustrierte Kulturgeschichte

Unter diesem Titel hat die Grafikerin Lena Zeise jetzt einen sehr ansprechend gestalteten Überblick über die Schriftarten und Schreibtechniken von der Antike bis zur Gegenwart vorgestellt. Eine ausführliche Besprechung finden Sie hier.

Obgleich der Band zahlreiche aussagekräftige Schriftbeispiele von der Antike bis zum 20. Jahrhundert bietet, ist er nicht als praktische Übungshilfe für das Transkribieren der gotischen Minuskel oder der deutschen Kurrentschrift zu verstehen. Hierfür gibt es in Buchform und im Web zahlreiche hilfreiche Angebote gerade auch für familienkundlich Interessierte. Ein guter Überblick findet sich bei Archivalia. Für die ganz Eiligen seien hier etwa die „Zehn Goldenen Regeln der Paläographie“ genannt, u. a. mit dem meines Erachtens empirisch wirklich zutreffenden Tipp: „Im Zweifel ist es immer ein ´W´…“

Warum also der Buchhinweis in einem Archivblog? Nun, es schadet auch den meist sehr pragmatisch agierenden Archivarinnen und Archivaren nicht, den Blick vom reinen Entzifferungsgeschäft auf die Kulturtechnik des Schreibens zu weiten. Diese ist bekanntlich durch den technisch-kulturellen Wandel vielfach bedroht. Der vorliegende Band regt dazu an, wieder stärker ihren kognitiven Wert anzuerkennen.

Film zu automatischer Handschriftenerkennung auf YouTube

Über das Tool Transkribus zur automatischen Erkennung von Handschriften ist im Archivblog schon öfter berichtet worden. Nun hat in Wien die zweite Userkonferenz stattgefunden. Von den im Web verfügbaren Präsentationen dieser Tagung sei der Beitrag von Mark Ponte aus dem Stadtarchiv Amsterdam herausgegriffen. Er zeigt die Einsatzmöglichkeiten von Transkribus als Hilfsmittel bei dem großen niederländischen Crowdsourcing-Projekt VeleHanden, bzw. demonstriert umgekehrt, wie das Tool durch die Leistung der ehrenamtlichen Helfer fortentwickelt werden kann.

Bei dieser Gelegenheit produzierte Euronews einen anschaulichen Dokumentationsfilm zu Transkribus, der jetzt auf Youtube eingestellt ist. Wohltuend entspannt dabei agieren die österreichischen Kollegen, ohne ständig mit weißen Baumwollhandschuhen zu wedeln…

Das Kreuz mit der deutschen Kurrentschrift (Teil II)

Vor knapp zwei Jahren haben wir hier über die ersten Versuche einer automatisierten Erkennung älterer Handschriften berichtet. Hierzu wurde das Tool Transkribus entwickelt. Nun wird zur ersten Transkribus User Conference eingeladen, die am 2.-3. November 2017 in Wien stattfinden wird. Die Tagung wird ausgerichtet von der EU-Initiative READ (Recognition and Enrichment of Archival Documents). Im Mittelpunkt steht das Feedback der Testnutzer der Software:

„The event will shed light on the latest technological advances in the fields of Automated Text Recognition, Layout Analysis, Writer Identification, Keyword Searching and Information Extraction.  It will also provide many opportunities for users to give feedback to Transkribus developers and ask questions about how automated processing can work on their documents.“

Es ist gut vorstellbar, dass in vielleicht zehn Jahren die Entzifferung und Transkription handschriftlicher Dokumente des 16.-20. Jahrhunderts wie selbstverständlich über solche Tools laufen wird.

Das Kreuz mit der deutschen Kurrentschrift

Deutsche Kurrentschrift

Deutsche Kurrentschrift, Quelle: Wikimedia Commons

Jeder, der einmal die Feldpostbriefe seines Großvaters oder ältere Kirchenbucheinträge lesen wollte, wird die Erfahrung bestätigen: Ohne ein regelrechtes Erlernen und Üben der sogenannten Kurrentschrift wird es beim bloßen Wortraten bleiben. Diese Buchstabenformen bildeten nun einmal vom 16. Jahrhundert an bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts die Grundlage aller deutschen Privat- und Behördenschreiben. Natürlich  bieten bereits VHS-Kurse und klassische Übungsbücher eine gute Trainingsgrundlage. Es gibt aber ganz aktuell auch einige neue Online-Angebote. Weiterlesen