Das Museum der Rheinischen Provinzialkirche: Ein gescheitertes Kulturprojekt in der Weimarer Republik

„Im Übrigen war es eine große Freude für mich, nach all dem hypermodernen Kitsch, den man jetzt allenthalben zu sehen bekommt, in diesen alten Formen wieder einmal gesunde Schönheit beobachten zu können. Ich möchte hoffen, dass das Museum Wirklichkeit wird.“ Arno Eugen Fritsche, der Leiter des provinzialkirchlichen Bauamtes, lässt seinen Ressentiments gegenüber Bauhaus und Neuer Sachlichkeit freien Lauf, als er im Oktober 1927 den Kapitelsaal des ehemaligen Kartäuserklosters in Köln besichtigt.

Diesen sollte er im Auftrag des rheinischen Präses Walther Wolff auf seine Eignung für ein geplantes provinzialkirchliches Museum überprüfen. Hintergrund dieses Vorhabens war die große „Jahrtausend-Ausstellung der Rheinlande“, die im Sommer 1925 in den Kölner Messehallen stattgefunden hatte.

Informationsbroschüre zu „Jahrtausendausstellung der Rheinlande, Köln 1925“, aus Bestand: AEKR 5WV 051 (Diakonisches Werk – Bestand Ohl); Nr. 1049

Raum 12 war dabei der Evangelischen Kirche gewidmet, die Räume 13-14 präsentierten die verschiedenen Arbeitsfelder der Inneren Mission. In einem Fotoalbum des damaligen rheinischen Generalsuperintendenten Karl Klingemann sind Aufnahmen der Ausstellungsräume überliefert:

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Aus dem Nachlass des Koblenzer Kirchenmalers Fritz Schönhagen

Titelblatt der Zeichnungssammlung „Florinskirche Koblenz“ von Fritz Schönhagen, um 1930 (Bestand AEKR 7NL 173B, Nachlass Kirchenmaler Fritz Schönhagen)

Der Kirchenmaler Fritz Schönhagen (1888-1964) hat in den 1930er bis 1950er Jahren zahlreiche rheinische und hessische Kirchen ausgemalt. Viele seiner Aufträge bekam er von seinem älteren Bruder Otto Schönhagen (1885-1954) vermittelt, der als Leiter des Provinzialkirchlichen Bauamts der Rheinischen Landeskirche für zahlreiche Kirchenrenovierungen und -restaurierungen verantwortlich war und auch die Umgestaltung der Koblenzer Florinskirche in den Jahren 1929/30 leitete. Bruder Fritz hielt das neue Erscheinungsbild dieser mittelalterlichen Kirche Anfang der 1930er Jahre in einer Serie von 12 Federzeichnungen fest, die sich in seinem in der Archivstelle Boppard aufbewahrten Nachlass befinden und ein eindrückliches Bild von der ästhetischen Gestaltungskraft dieses Kirchenmalers geben.

Noch mehr kirchliche Plakate…

….gibt’s auch im Landeskirchlichen Archiv in Baden

Plakate sind gefragte Archivalien, da sie wie kaum ein anderes Medium Stimmungen und Zeitgeist visuell erlebbar machen. Die umfangreiche Plakatsammlung unseres Archivs ist online recherchierbar.

Auch das Badische Landeskirchenarchiv hat nun sein neues Findbuch zur Plakatsammlung mit vielen interessanten Motivbeschreibungen online zur Verfügung gestellt.

Wolfgang Kliege, Siegelzeichner der Evangelischen Kirche im Rheinland

Wolfgang Kliege, 2014, Foto: M.L. Syring

Wolfgang Kliege, Bildhauer, Grafiker und Zeichner, geb. 1939 in Altena, hat in den frühen Jahren seines Schaffens für die Evangelischen Kirchengemeinden Siegel gezeichnet. Einige dieser Siegel  sind im Archiv der Evangelischen Kirche im Rheinland aufbewahrt.

 

Weitere Informationen zur Person und ein Interview mit Wolfgang Kliege >>

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Blut ist dicker als Weihwasser

Wie in vielen  Hunsrücker Kirchen, so ist auch in der Stephanskirche in Simmern neben dem Wappen der Grafen von Sponheim mit seinem charakteristischen Schachbrettmuster auch das weiß-blaue Wittelsbacherwappen zu sehen. Historischer Hintergrund ist, dass nach dem Aussterben des Sponheimer Grafenhauses im Spätmittelalter ein Teil seiner Gebiete an die Wittelsbacher Linien Kurpfalz und Pfalz-Zweibrücken vererbt wurde. Aus der Zweibrücker Linie ging zu Beginn des 19. Jahrhunderts das bayerische Königshaus hervor.

Wappenstein von 1557 im Chorraum der Stephanskirche Simmern mit dem kurpfälzischen Löwen, dem blau-gold geschachten Wappen der Vorderen Grafschaft Sponheim und dem weiß-blau gerauteten Wittelsbacher Wappen (Quelle: www.hunsrueck-museum.de/wp-content/uploads/2017_reformation-simmern-4.jpg)

Dass die Beziehungen zwischen Bayern und dem Hunsrück noch im 20. Jahrhundert durchaus wirkmächtig waren, beweist ein Schriftstück, das jetzt bei Ordnungsarbeiten am Aktenbestand der Kirchengemeinde Simmern zutage getreten ist. Seine Koenigliche Hoheit Prinz-Regent Luitpold von Bayern haben Allergnädigst geruht, zur Restauration der evangelischen Stadtkirche in Simmern den Betrag von 1000 M. (Eintausend Mark) zu spenden“, heißt es in einem am 11. August 1904 vom Königlich Bayerischen Hof-Secretariat ausgefertigten Schreiben.

Schreiben des Königlich Bayerischen Hof-Secretariats an das Presbyterium der Ev. Gemeinde Simmern vom 11. August 1904 (AEKR Boppard, Best. 4KG 113B, Kirchengemeinde Simmern-Altweidelbach)

In der evangelischen Gemeinde Simmern wird man sich über diesen großzügigen Zuschuss aus dem katholischen Bayern gefreut haben. Er belegt eindrücklich, dass trotz der konfessionellen Unterschiede im Bewusstsein der Zeitgenossen die alten dynastischen Verbindungen von der Isar in den Hunsrück und die gemeinsame wittelsbachische Vergangenheit noch sehr präsent waren.

 

Hinweis: Der Wappenstein wurde auch in einer Sonderausstellung zum Thema „Der Kampf um die Wahrheit – Gesellschaftlicher Umbruch, Reformation, Gegenreformation
und Konfessionalisierung im 16. und 17. Jahrhundert“ gezeigt.

Kunst und protestantische Kirche während des Nationalsozialismus

Unter diesem Titel veranstaltet die Evangelische Akademie Loccum am 15. – 17. Juni 2018 eine Tagung zum Umgang mit kirchlichem Kunstgut aus der Zeit des Nationalsozialismus. Die Hakenkreuzglocken, die den öffentlichen Diskurs der letzten Monate bestimmt haben, bilden dabei nur eine Facette. Die Leitfragen der Tagung lauten:

Was ist zu tun, um systematisch die Basis einer Aufarbeitung von Kunstgut in protestantischen Kirchen bereit zu stellen (Inventarisierung; Überblick über verlorengegangene Kunstwerke; Provenienzfragen)?

Unter welchen Bedingungen und in welchen politischen und institutionellen Zwängen wurde Kunst produziert?

Was kann man aus der Analyse von „schwierigen Fällen“ für die vielerorts noch ausstehende Deutungsarbeit gewinnen?

Was kann man von den Herausforderungen und Schwierigkeiten der Aufarbeitung in anderen Institutionen lernen?

Welches sind die nächsten Schritte und Verfahren auf dem Weg zu einer sachgerechten Aufarbeitung von Kunstgut im Raum der protestantischen Kirche während der Zeit des Nationalsozialismus?

Das vollständige Programm und den Link zur Anmeldung finden Sie hier.