Das Pfarrergeschlecht Graeber: sechs Generationen, 18 Pfarrer (Teil 1)

In der Geschichte unserer Landeskirche sind Pfarrergeschlechter, also die Tatsache, dass zwei oder mehr Generationen einer Familie mindestens einen Pfarrer oder – heute auch – eine Pfarrerin aufweisen, nicht selten. Etliche dieser Familien sind mir in meiner Arbeit begegnet. Mit den Pfarrern mit Namen „Graeber“ soll hier das wohl umfangreichste Pfarrergeschlecht vorgestellt werden: sechs Generationen, 18 Pfarrer; über genau 220 Jahre – 1769 bis 1989 – haben diese ihre Pfarrämter versehen!

Für die Pfarrer namens Graeber hat sich bereits 1930 der rheinische Pfarrer und Kirchenhistoriker Wilhelm Rotscheidt interessiert und „unter gütiger Mitwirkung von Herrn Pfarrer lic. M. W. Graeber in Barmen-Wupperfeld“ einen Beitrag in „Monatshefte für Rheinische Kirchengeschichte“, Jg. 24/1930, veröffentlicht. Hier sind bereits 15 Pfarrer aufgeführt, es fehlen nur die drei Pfarrer der sechsten Generation. Detailliert sind die Angaben zu Veröffentlichungen von und über die Pfarrer, so auch bei Gruch (Die ev. Pfarrerinnen und Pfarrer, Bd. 2, E-J, Bonn 2013).

Graeber, Helmut, Pfarrer ca. 1949 (siehe unten 112111)

Im ersten Teil werden hier die drei ersten Generationen und die Nachkommen von (112) Hermann Johann Graeber vorgestellt (in der Nachkommentafel oben in rot eingefärbt):

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Eine Festzeitung von 1897 und was dahinter steckt

In Archiven freut man sich immer wieder über unerwartete Bestandszugänge von privater Seite. So haben wir jetzt von Nachfahren der rheinischen Pfarrerfamilie Engelbert ein Konvolut mit persönlichen Unterlagen vor allem aus der Zeit des Kaiserreichs erhalten. Dazu zählt eine großformatige und aufwändig gestaltete Festzeitung, die am 8. August 1897 anlässlich des fünfzigjährigen (sic!) Dienstjubiläums von Pfarrer Richard Engelbert als Leiter der Diakonenanstalt Duisburg erstellt worden war.

Jubiläumszeitschrift zum 50-jährigen Amtsjubiläum von Direktor Richard Engelbert, aus Bestand: AEKR 8SL 045 (Biografische Sammlung), Richard Engelbert

Aus diesem Anlass wurde er mit dem Roten Adlerorden 3. Klasse ausgezeichnet. Der Festgottesdienst fand in der Duisburger Salvatorkirche statt. Highlight des Tages war die Grundsteinlegung der neuen Anstaltskirche. Wer war aber Richard Engelbert?

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Band II der Pfalz-Zweibrücker Kirchenvisitationsprotokolle ist erschienen

Drei Jahre nach dem ersten Band ist nun plangemäß der nächste Teil dieser Edition als Band 40 der Schriftenreihe des Archivs erschienen. Behandelt wird der Zeitraum 1555-1561: In der unmittelbaren Zeit nach dem Augsburger Religionsfrieden stabilisiert sich die lutherische Landeskirche des Herzogtums Pfalz-Zweibrücken. Hierzu trägt auch die neue Kirchenordnung Herzog Wolfgangs von 1557 bei.

Kirchenvisitationsprotokolle des Herzogtums Pfalz-Zweibrücken, Bd. 2, 1555-1561, Hg. Bernhard H. Bonkhoff, ISBN 978-3-930250-53-0

Dass sich bereits im 16. Jahrhundert die Bürokratie und ihre papiernen Hinterlassenschaften rapide ausbreiteten, macht ein Vergleich der Seitenumfänge deutlich: Hatten bei Band I noch 262 Seiten für die Protokolle des Zeitraums 1538-1555 ausgereicht, so benötigen die sechs Jahre des zweiten Bandes schon 452 Seiten.

Der Weg zur (aus Sicht von herzoglicher Verwaltung und Kirchenrat) erfolgreichen Sozialdisziplinierung der Untertanen war freilich noch weit, wie die Visitatoren 1558 in der Pfarrei Baumholder feststellen:

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Ein Weihnachtsgedicht von 1875

Ein besinnliches Weihnachtsgedicht von Pfarrer Martin Hugo Lange (1818-1895) aus dem Nachlassbestand der Pfarrerfamilie Lange aus Halberstadt. Der Bestand verfügt über eine umfangreiche Gedichtsammlung.

Martin Hugo Lange war 1853-1893 Domprediger in Halberstadt und hat Gedichte unter dem Pseudonym „Martin“ veröffentlicht. Sein Sohn Siegfried Lange war ebenfalls Domprediger in Halberstadt (1853-1945). Über dessen Sohn Joachim Lange (1895-1975) gelangte das Familienarchiv der Theologenfamilie ins Rheinland.

Quelle: Grapheion, J.: Martin Hugo Lange weiland Domprediger zu Halberstadt. Ein Lebensbild, Halberstadt 1909.
Quelle: AEKR 7NL057 Pfarrerfamilie Lange (Nr. 133)

Die Herberg zur Weihnacht   24.12.1875

Es legt die Stadt auf Thal und Höf
Ihr breites schwarzes Flügelpar,
der Weg vergeht im tiefen Schnee,
dem Wanderer starren Bart und Haar.

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Der rheinische Pfarrer Peter Thielen auf einem Reliefbild der Siegessäule in Berlin

„Wer in Berlin die Siegessäule auf dem Königsplatze betrachtet, der wird auf einem der bronzenen Reliefbilder auch die Gestalt eines evangelischen Geistlichen wahrnehmen, der hervorragend teilgenommen hat an dem Aufbruch des Volks in Waffen. Es ist der nun von Gott heimgerufene Feldpropst Dr. Thielen, welcher dort in Erz und Marmelstein inmitten der gewaltigen Männer einer geharnischten Zeit ein bleibendes Denkmal erhalten hat.“

Zufällig hatte ich diese Seite (11) der „Monatsschrift für christliche Volksbildung“, 5. Jg. 1888, aufgeblättert. Einige Zeilen tiefer in diesem Beitrag fielen mir die Orte Mülheim an der Ruhr und Duisburg ins Auge, so dass ich neugierig wurde. Bereits im dritten Absatz war klar, dass es sich um einen rheinischen Pfarrer handelte. Ein rheinischer Pfarrer ist auf der Siegessäule in Berlin abgebildet? Das fand ich sensationell!

Bronzerelief der Siegessäule in Berlin, „Einzug des siegreichen Heeres“. Der Geistliche in der Mitte ist gut in seinem weiten Talar zu erkennen. Quelle: commons.wikimedia

Peter Thielen wird am 24.10.1806 in Mülheim an der Ruhr als Sohn des Schiffsbaumeisters Hermann Thielen und der Katharine geb. Hülsmann geboren. Nach dem Besuch der Gymnasien in Detmold und Duisburg studiert er in Bonn und Berlin evangelische Theologie. Nach den theologischen Examina 1828 und 1829 wird er 1831 zum Garnisonpfarrer in Wesel berufen. Er wird bereits ein Jahr später als Divisionsprediger bei der 14. Division nach Düsseldorf versetzt.

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Schweißgebadet zur Bibelstunde: Die Betreuung von Hollandgängern im 19. Jahrhundert

Bereits in den Jahrzehnten nach dem Dreißigjährigen Krieg hatten die wirtschaftlich prosperierenden Niederlande Wanderarbeiter aus dem Münsterland und dem Lipperland angezogen. Den Anstoß zu einer pastoralen Betreuung dieser sogenannten Hollandgänger gab aber erst Johann Hinrich Wichern, der in seiner berühmten Rede auf dem Wittenberger Kirchentag 1848 erstmals die sozialen Folgen der Industrialisierung in den Blick nahm: „Wir Deutschen sind nicht bloß ein ansässiges, sondern zu Hunderttausenden noch ein Nomadenvolk.“

Deutsches Notgeld aus Freren, im Wert von 75 Pfennig, aus dem Jahr 1921.

Der daraufhin neugebildete „Central-Ausschuß für Innere Mission“ warb seit den 1860er Jahren einen Kreis von ca. 40 Reisepredigern an, die in detaillierten Berichten ihre seelsorgerliche und oft auch soziale Betreuung der Wanderarbeiter dokumentierten. Einige davon sind im Original in unserem Altbestand zum Rheinischen Provinzialausschuss enthalten, seit 2007 liegt auch eine umfassende Edition dieser interessanten Zeugnisse vor.

Zu dem Kreis der saisonalen Reiseprediger zählte der Süchtelner Pfarrer August Grashof (1825-1898), der zwischen 1872 und 1883 sechsmal in Nordbrabant weilte und dort vor allem Arbeiter aus Ladbergen im Tecklenburger Land betreute. Aus dieser gerade 2.200 Einwohner zählenden Gemeinde gingen von April bis Juli jährlich ca. 200 Männer auf Hollandgang zum Torfstechen. Aus dem Reisebericht von 1874 sei ein Abschnitt wörtlich zitiert:

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Pfarrer-Grabstätten auf dem Golzheimer Friedhof in Düsseldorf (Teil 2)

Auf dem alten Golzheimer Friedhof in Düsseldorf steht ein Grabdenkmal, das dem Pfarrer und Konsistorial- und Schulrat Carl Heinrich Engelbert von Oven sowie seiner Frau und seiner Schwiegermutter gewidmet ist.

Grabstätte Carl Heinrich Engelbert von Oven (1795-1846) auf dem Golzheimer Friedhof, Düsseldorf
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