Ja natürlich, wenn Sie etwa in Mettmann das nach ihm benannte Gymnasium besucht haben oder generell gut bewandert in der niederrheinischen Landes und Religionsgeschichte des 16. Jahrhunderts sind. Aber die Beschäftigung mit seiner Persönlichkeit lohnt sich für alle.
Im Zuge der vom Archiv der EKiR begleiteten Kunstaktion „Kirchenköpfe“ ist jetzt das Portrait des Humanisten und fürstlichen Rates Konrad Heresbach (1496-1576) der Öffentlichkeit vorgestellt worden. Informationen zu seiner Vita und zur künstlerischen Realisierung finden Sie hier.
Unter diesem Titel hat die Grafikerin Lena Zeise jetzt einen sehr ansprechend gestalteten Überblick über die Schriftarten und Schreibtechniken von der Antike bis zur Gegenwart vorgestellt. Eine ausführliche Besprechung finden Sie hier.
Obgleich der Band zahlreiche aussagekräftige Schriftbeispiele von der Antike bis zum 20. Jahrhundert bietet, ist er nicht als praktische Übungshilfe für das Transkribieren der gotischen Minuskel oder der deutschen Kurrentschrift zu verstehen. Hierfür gibt es in Buchform und im Web zahlreiche hilfreiche Angebote gerade auch für familienkundlich Interessierte. Ein guter Überblick findet sich bei Archivalia. Für die ganz Eiligen seien hier etwa die „Zehn Goldenen Regeln der Paläographie“ genannt, u. a. mit dem meines Erachtens empirisch wirklich zutreffenden Tipp: „Im Zweifel ist es immer ein ´W´…“
Warum also der Buchhinweis in einem Archivblog? Nun, es
schadet auch den meist sehr pragmatisch agierenden Archivarinnen und Archivaren
nicht, den Blick vom reinen Entzifferungsgeschäft auf die Kulturtechnik des
Schreibens zu weiten. Diese ist bekanntlich durch den technisch-kulturellen
Wandel vielfach bedroht. Der vorliegende Band regt dazu an, wieder stärker ihren
kognitiven Wert anzuerkennen.
Nachdem den Besuchern des Tages der Archive in Düsseldorf in der vergangenen Woche ein umfangreiches Programm zum Thema Archivwesen, Kultur, Sport- und Lokalgeschichte geboten wurde, möchten wir hier auf unserem Blog einmal resümieren.
Für uns im Archiv der Evangelischen Kirche im Rheinland startete die Woche am Montag mit einer Führung durch unsere „Katakomben“. Anhand von Quellen des Mittelalters bis hin zum 20. Jahrhundert (z.B. Mittelalterliche Urkunden; Protokollbücher, Kirchenbücher, Plakate und Tagebücher), wurde den Teilnehmern ein kleiner Eindruck über unsere Archivbestände gegeben. Im Anschluss war noch genügend Zeit für Fragen und gegenseiten Austausch.
Wer kennt sie nicht, diese sogenannten „Stereotype“? Sie begegnen uns überall im Alltag – so also auch, als ich erzählte, dass ich ein Praktikum im Archiv der Evangelischen Kirche im Rheinland machen würde. Für manche hieß das, den ganzen Tag verstaubte Akten im Keller zu wälzen, etwa so, wie es manchmal im Fernsehen dargestellt wird. Ich persönlich hatte selbst noch keine konkrete Vorstellung dessen, was mich im Praktikum erwarten würde. Immerhin konnte ich nach meinem ersten Tag mit einem Schmunzeln berichten, dass sich die Magazine, in denen die Archivalien aufbewahrt werden, im Untergeschoss befinden, entgegengesetzt einiger Annahmen, waren diese jedoch nicht verstaubt.
Aus einem der Magazine holte ich den Bestand herauf, den es von mir zu erschließen galt. Es handelte sich um einen Teilnachlass eines ehemaligen Pfarrers aus Bonn. In den kommenden Tagen machte ich mich daran, das Material zu sichten. Schnell hatte ich die ersten spannenden Entdeckungen gemacht: „Mein“ Nachlasser äußerte sich zum „Kirchenkampf“ hielt nach Ende des zweiten Weltkrieges Predigten in Schweriner Flüchtlingslagern und positionierte sich zu politischen Themen (so beispielsweise zur Oder-Neiße-Grenze oder zum politischen Nachtgebet).
Seit 2004 genießen wir in der Ev. Kirche im Rheinland den erfreulichen Zustand, dass der IT-kompatible Einheitsaktenplan für alle Ebenen der Verwaltung (Kirchengemeinden, Kirchenkreise und Landeskirche) Anwendung findet. Freilich bedarf er steten Trainings, wozu das Archiv der EKiR regelmäßig Schriftgutlehrgänge anbietet. Dort wird die korrekte Ablage nach Aktenzeichen eingeübt, die durch die Einführung von DMS-Systemen fast noch wichtiger als im herkömmlichen Papierzeitalter geworden ist.
Taschenbuch: Scribemecum pastorale, von Karlheinrich Dumrath, 1963
Der Bedarf an praktischen Beratungshilfen für die Kirchengemeinden war ein Thema für alle Landeskirchen. Ein früher Vertreter dieses Genres bildete das Büchlein „Scribemecum Pastorale“, das Karlheinrich Dumrath 1961 beim Evangelischen Presseverband in München publizierte. Die launig formulierten Texte und zahlreichen Zeichnungen nahmen die Missstände in der kirchlichen Schriftgutverwaltung nicht nur ins Visier, sondern boten auch konkrete Tipps zur Abhilfe. Weiterlesen →
Im Zuge der vom Archiv der EKiR begleiteten Kunstaktion „Kirchenköpfe“ ist jetzt das Portrait von Magdalene von Waldthausen (1886-1972) der Öffentlichkeit vorgestellt worden. Frau von Waldthausen war seit 1929 bis 1951 Vorsitzende der Rheinischen Frauenhilfe, die sie ab 1933 in den Konflikten mit dem NS-Regime und der offiziösen Reichskirche auf dem Kurs der Bekennenden Kirche hielt. Nach 1945 machte sie sich um die Sicherung des vollen kirchlichen Wahlrechtes für Frauen verdient.
Schöpfer des Portraits ist der Künstler Thomas Baumgärtel, auch als „Bananensprayer“ bekannt. Ein Audiobeitrag zur Biografie ist hier abrufbar.
1535 – Armenfürsorge; Armenordnung der Evangelisch reformierten Gemeinen in dem Herzogtum Berg
Die evangelischen Kirchenordnungen der frühen Neuzeit enthielten von Beginn an Regelungen zur Armenfürsorge. Dieses Thema haben wir in unserer Online-Ausstellung „Anvertraute Zeit“ illustriert. Ähnlich wie in dem Beispiel aus Aachen 1579 wurden jährlich die Einnahmen- und Ausgabenrechnungen der Armenkasse gelegt. Die Einnahmen rekrutierten sich aus Vermächtnissen, Schenkungen, Stiftungen und Bußgeldern, wobei das angesammelte Kapital durch geschickte Kreditvergaben noch gemehrt werden konnte. „Fremde Bettler“ fanden bei der Verteilung zumeist keine Berücksichtigung; als Idealtyp wurde ihnen der ortsansässige, fromme, arbeitsame und unverschuldet in Not geratene Arme gegenüber gestellt.
Das gesiegelte Testament der Aachener Eheleute Laurents und Feyen von Eiss aus dem Jahr 1597 illustriert das Finanzierungssystem. Beide sind an der in der Stadt grassierenden Pest erkrankt und vermachen den Armen der reformierten Kirchengemeinde 100 Taler, da sie keine Leibeserben haben und ihr Onkel bereits von der Armenkasse unterhalten wird.
Eine weitere Einnahmequelle bildete der anlässlich der Reformation eingezogene Klosterbesitz. In Meisenheim am Glan wurden 1535 die nicht mehr benötigten liturgischen Gewänder und Alben an Bedürftige unentgeltlich verteilt bzw. an Bessergestellte verkauft. Die Verteilungsliste findet sich mitte links auf der Ausstellungstafel: „Des tauben Clasen Stieftochter, ist lame“ erhielt dabei ein altes grünes Messgewand .
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