Die Geschichte des Einkaufswagens

Einer der größten Vorzüge des Archivarberufs ist, dass es beinahe täglich etwas Neues zu lernen gibt. Zugegeben: es ist nicht immer die große Geschichte und noch nicht mal immer Kirchengeschichte, wie man es im Landeskirchenarchiv erwarten könnte.
Aber manchmal sind auch die ganz alltäglichen Dinge interessant, ganz einfach aus dem Grund, dass man sich noch nie tiefergehend darüber Gedanken gemacht hat.

So bin ich bei der Verzeichnung der Fotosammlung des Presseverbandes auf dieses scheinbar völlig banale Foto gestoßen.

Frauen mit Einkaufswagen im Selbstbedienungsladen, aus Bestand 8SL 069 (Fotosammlung Presseverband), © Archiv der Evangelischen Kirche im Rheinland/ Hans Lachmann, in: Der Weg 41/1964

Der Pressefotograf Hans Lachmann hat es irgendwann in den frühen 1960er Jahren aufgenommen, möglicherweise in einem Düsseldorfer „Selbstbedienungsladen“.

Der erste Blick fällt auf die Einkaufswagen im Zentrum des Bildes, die die Damen durch den Markt schieben. Sie fallen durch ihre deutlich kompaktere Form auf im Vergleich zu heutigen Modellen. Und schließlich kam mir die Frage in den Sinn: Seit wann gibt es eigentlich Einkaufswagen? Die Antwort (laut Wikipedia): zum Zeitpunkt der Aufnahme noch gar nicht so lange. Erst um 1950 wurden in Deutschland die ersten Einkaufswagen nach heutiger Art eingeführt. Die Entwicklung ging Hand in Hand mit der Verbreitung der Supermärkte. Leichteres Einsammeln und Transportieren der Waren sollten für größere Einkaufsmengen sorgen.

Der Artikel in der Kirchenzeitung Der WEG, der mit diesem Bild illustriert ist, beschäftigt sich mit den Vor- und Nachteilen der „Selbstbedienungwelle“, wobei der Autor Hans Looks eher vor den Nachteilen warnt, nämlich dem Verlust des persönlichen Kontakts. Damit einhergehe  „die Einsamkeit, die Leere, die Unpersönlichkeit, die lähmende Stille unausgesprochener Worte, die Enttäuschung über den ausgebliebenen Händedruck, das verstehende Kopfnicken.“ Aber zumindest die Damen auf dem Foto scheinen einen der Vorschläge zu beherzigen, die der Autor macht, um diesen Gefahren zu entgehen: „So könnte man zu zweit über den Supermarkt bummeln, im Gespräch sich beraten und Erfahrungen tauschen.“ (Den ganzen Artikel gibt es hier)

Wer hätte gedacht, was alles hinter der Geschichte des Einkaufswagens steckt… ?!

 

 

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