Wie kommt der Kohl ins Bild?

Das alte Siegel der Evangelisch-Reformierten Kirchengemeinde Gruiten

Das alte Siegel der Evangelisch-Reformierten Kirchengemeinde Gruiten

Im Archiv der Evangelischen Kirche im Rheinland befindet sich ein altes Siegelbild der Evangelisch-Reformierten Kirchengemeinde Gruiten. Das Siegelbild zeigt einen Kohlstrauch, über den die Sonne aufgeht. Die Umschrift lautet: „Siggilum Gruitenae Nova Luce Resurgo“ übersetzt „Siegel von Gruiten, im neuen Licht stehe ich wieder auf“. Welcher Sinn steckte hinter dem Siegelbild? Wie kommt der Kohl ins Bild? Die Siegelakte und alte Protokolle geben folgende Auskunft: Das Siegelbild ist eine Anspielung auf den Namen des ersten Predigers der Evangelisch-Reformierten Kirchengemeinde Gruiten, Thomas Kohlhagen. Vielleicht handelt es sich um das Kohlhagensche Familiensiegel  – was aber nicht durch Quellen belegt ist. Gleichzeitig ist die Umschrift auch ein Hinweis auf die Schwierigkeiten, die sich für die Gemeinde daraus ergaben, dass sie noch keine eigene Gottesdienststätte hatte und vor dem Religionsvergleich zu Cleve im Jahr 1672 in den Herzogtümern Kleve und Berg auch keine Kirchengemeinde im rechtlichen Sinne darstellten.

Am 22. Mai 1678 präsentierte Kohlhagen dem Presbyterium das Kirchensiegel mit folgenden Worten:

„das neugemachte Konsistorialsiegel, in welches ein Kohl mit darüber aufgehender Sonne ist gesetzet worden, mit der Überschrift: Nova Luce Resurgo, welches Siegel mir, Prediger Kohlhagen, ist geliefert und eingehendiget worden.“1

Kohlhagen führte zudem ein Protokollbuch über die Sitzungen des Presbyteriums und Kirchenbücher über Eheschließungen, Taufen und Begräbnisse in die Kirchengemeinde ein. Damit sorgte er als erster Prediger für ein geordnetes Gemeindeleben bei den Reformierten in Gruiten.²  Er kümmerte sich auch um den Bau eines eigenes Predigthauses, das es bisher nicht gab. Die Gemeinde war arm, woraus sich für Kohlhagen und für das zu erstellende Predigthaus finanzielle Probleme ergaben. Kohlhagen klagte deswegen gegenüber der Synode, dass sein Predigergehalt viel zu niedrig sei. Jedoch verwendete die Kirchengemeinde das Geld, das er deshalb von Gönnern zusätzlich bekommen sollte, für den Kirchenbau beziehungsweise, um die Schulden dafür zu begleichen. Die Kirchengemeinde war eben  – wie viele andere Kirchengemeinden auch  – eine arme Kirchengemeinde. Trotzdem blieb er dreißig Jahre Prediger der Evangelisch-Reformierten Kirchengemeinde Gruiten. Thomas Kohlhagen verstarb  am 7. Januar 1706.

Das gültige Siegel der Evangelisch-Reformierten Kirchengemeinde Gruiten

Das gültige Siegel der Evangelisch-Reformierten Kirchengemeinde Gruiten

Die Gemeinde bestand bis in die 60-iger Jahre auf dem alten Siegel und wurde nach zähen Verhandlungen mit dem Siegelamt der Evangelischen Kirche im Rheinland davon überzeugt, dass die Umschrift den gültigen Richtlinien entsprechen sollte. Die Grafikerin Jutta Müller-Zantop zeichnete im Auftrag der Gemeinde 1966 ein neues Siegel nach dem Muster des alten Siegelbildes. Sie hat das Siegelbild und die Umschrift nach den gültigen Richtlinien neu gestaltet. Erst 1967 wurde eine äußere Umrandung des Siegels zum Schutz des Siegelbildes vor Verschleiß vorgeschrieben.

Die Webseiten zur Evangelisch-Reformierten Kirchengemeinde Gruiten mit näheren Angaben zu Thomas Kohlhagen:

In der Archivbibliothek gibt es folgende Literatur zum Thema:

  1. Matthias Henrici: Aus der Geschichte der Niederbergischen Synode, S. 30
  2. Rudolf Vömel: Aus der Geschichte des Ortes und der reformierten Gemeinde Gruiten fortgeschrieben von Wolfram Braselmann S. 16
  3. Protokolle der Evangelisch-Reformierten Kirchengemeinde Gruiten transkribiert von Lothar Weller
  4. Gruiten : die Geschichte eines Dorfes an der Düssel von Fritz Breidbach
  5. Historischer Gemeindekalender 1976

 

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