Im 1. Weltkrieg mussten sehr viele Kirchengemeinden ihre Kirchenglocken aus Bronze für die Rüstungsindustrie abgeben. Diese wurden dann eingeschmolzen um „Kriegswichtige Güter“ davon anzufertigen. Nach dem Ende des 1. Weltkrieges wurden die noch erhaltenen Bronzeglocken zum Teil an die Kirchengemeinden zurück gegeben. Um nicht noch einmal die Glocken für einen Krieg abgeben zu müssen, beschafften sich einige Kirchengemeinden Glocken aus Stahl. Die meisten Stahlglocken lieferte der Bochumer Verein für Bergbau und Gussstahlfabrikation, dessen Glocken nicht aus Gusseisen , sondern aus Gussstahl waren, der eine sehr lange Lebensdauer hat (die Haltbarkeit wird mit 300 Jahren angegeben und da der Gussstahl nur oberflächlich Flugrost ansetzt, entsteht dadurch keine Behinderung in der Klangentfaltung, sondern diese ist nur ein Schönheitsfehler) und wie das Geläut der Evangelischen Kirche in Traben beweist, einen Klang haben, der nach Expertenmeinung dem der Bronzeglocken entspricht. In unserer Sammlung fand ich eine Werbung des Bochumer Vereins für Bergbau und Gussstahlfabrikation. Diese Firma hatte bereits ein Herstellungssortiment und bekam viele Auszeichnungen im Ausland. Die Abbildung zeigt eine Kopie des Plakates der Firma von 1895, dass ich in der Sammlung fand.
Ein kleines Gedicht über die Glocke:
DIE GLOCKE
Wie es Schiller einst gedichtet,
Wird es heute noch verrichtet.
So kann die Glocke werden
Seit ewiger Zeit auf Erden.
Gegossen in kühler Erde,
Hervorgeholt mit starker Hand;
Dass sie Gottes Klingspiel werde,
Erschallend weithinaus ins Land.
Hoch oben über dem Altar,
In des Kirchturms rauhen Balken;
Zeigt sich die Glocke wunderbar,
Edler Glanz im Reich der Falken.
Als Alarmglocke gab sie Kunde
Bei naher Gefahr und Feuerschein
Die Glocke schlägt uns die Stunde,
Lädt uns zum Gottesdienste ein.
Beim Weg zum ewigen Bunde
Darf sie Hochzeitsglocke sein.
Uns’re allerletzte Runde
Läutet die Totenglocke ein.
Rainer Kirmse , Altenburg
Mit freundlichen Grüßen