Nachtrag zum Beitrag vom 25.8.2016
Die Familie des rheinischen Pfarrers Emanuel Leberecht Garschagen (1831-1910) lebte von 1874 bis 1908 in Nimwegen, wo er in der Deutschen Lutherischen Gemeinde Dienst tat.
Die Predigten Garschagens aus diesen Jahren sind in mehreren Büchlein in ordentlicher Handschrift festgehalten.
Das Besondere daran ist in diesem Fall der mit Bleistift hinzugefügte Hinweis im Einband des Büchleins, den vermutlich Garschagen Sohn Lebrecht (geb. 1873) geschrieben hat:
Predigten unseres lieben Vaters, niedergeschrieben von unserem Dienstmädchen aus dem Gedächtnis. L.G.
Auf den Familienfotos der Garschagens ist das genannte Dienstmädchen natürlich nicht zu sehen und auch seinen Namen erfährt man an keiner Stelle. Dennoch scheint es dem Sohn wichtig gewesen zu sein, auf ihre Leistung hinzuweisen, die sicher nicht zu dem üblichen Aufgabenkatalog der Hausbediensteten gehörte. Das Dienstmädchen scheint die Familie regelmäßig in die Kirche begleitet zu haben und ihr scheint diese durchaus intellektuelle Aufgabe auch zugetraut worden zu sein. Auch muss sie mehrere Jahre im Haushalt der Garschagens verbracht zu haben: Zumindest stammen die Predigtniederschriften der Jahre 1886 bis 1892 aus ihrer Feder. Sohn Lebrecht wird seine Jugend mit ihr verbracht haben.
Was danach aus ihr geworden ist, wissen wir leider nicht. Fraglich ist auch, ob ein so kleiner Hinweis schon ausreicht, um auf eine familiäre Bindung des Dienstmädchens zur Familie Garschagen zu schließen. Aber zumindest scheint sie dort eine „religiöse Geborgenheit“ gefunden zu haben, wie sie der Sozialausschuss des Rheinischen Mädchenwerkes 80 Jahre später für Dienstmädchen einforderte.