Quecksilber in der Suppe: Ein Ehedrama im Jahr 1601

Crustarius, Johannes (1552-1617) Pfarrer Kgm. Bacharach, Inspektor ( Superintendent ); AEKR 8SL 046 (Bildarchiv) 80034_2

Crustarius, Johannes (1552-1617) Pfarrer Kgm. Bacharach,
Inspektor ( Superintendent ); AEKR 8SL 046 (Bildarchiv) 80034_2

Bei dem grimmig blickenden Herrn auf dem Kupferstich handelt es sich um Johannes Crustarius, von 1587 bis 1617 als reformierter Inspektor oberster Geistlicher im kurpfälzischen Oberamt Bacharach am Mittelrhein.

Er stand dem reformierten Klassikalkonvent vor, der über die Kirchenzucht zu wachen hatte. Klagen über mangelnden Kirchenbesuch und Entheiligung des Sonntags standen dort ebenso auf der Tagesordnung wie Tanzvergnügungen und abergläubische Rückfälle in die katholische Vergangenheit. Im Frühjahr 1601 hatte sich der Konvent mit einem weitaus ernsteren Vergehen zu beschäftigen: Der erst 19-jährige Johannes Rödgen aus Nauheim bei Steeg hatte einen Giftanschlag auf seine Ehefrau verübt.

Die strengen Sittenwächter zeigten aber bei der Untersuchung, dass sie durchaus zu verantwortungsvollem seelsorgerlichen Handeln imstande waren. Im Protokoll heißt es nämlich: „Ob aber wol solches Stück der Obrigkeit zu strafen und dero anzubringen gebühret, jedoch dieweil dieser Mann noch sehr jung, also daß er über 19 jahre nicht alt, das Weyb sehr streng und böß, ihr Vater ein gottloser Mann und diesen Jungen ohn Vorwissen seiner Vormundte hintergangen, seine Tochter ihm ufgesattelt, auch den Eydam (= Schwiegersohn) in stehender Ehe geschlagen, haben wir alle mit dem jungen Mann ein Mitleyden. Derowegen auch Domino Georgio, Pfarrer daselbsten zu Steeg, bevohlen, ihn privatim in Gegenwart eines Eltesten (= Presbyters) vorzunemen.“

Zu dem Gespräch kam es aber nicht mehr: „…Ehe aber solches von ihme in effectum produciret, hat sich jener (=Johannes Rödgen) darvon gemacht.“ Sein weiteres Schicksal ist unbekannt.

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