Reformationsjubiläum im Jahr 1830

Das 300-jährige Jubiläum des evangelischen Augsburger Bekenntnisses (Confessio Augustana)

Zur Feier des 300jährigen Jubiläums der Übergabe der Augsburgischen Konfession am 25. Juni 1830

Zur Feier des 300jährigen Jubiläums der Übergabe der Augsburgischen Konfession am 25. Juni 1830

Zum 300-jährigen Jubiläum der Übergabe des evangelischen Augsburger Bekenntnisses (Confessio Augustana) an Kaiser Karl V. auf dem Augsburger Reichstag am 25. Juni 1530 erschien im Jahr 1830 eine Flut populärer Kleinschriften, die dieses Ereignisses der Reformationsgeschichte gedachten. Die enorme Publikationswelle ist nur dadurch zu erklären, dass es nicht einfach um einen historischen Gedenktag ging, sondern dass das Augsburger Bekenntnis von 1530 zur Projektionsfläche für zahlreiche aktuelle kirchenpolitische Fragen der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde.

So war die nur ein Jahr nach dem gescheiterten Marburger Religionsgespräch von 1529 verfasste Confessio Augustana bewusst konfessionsverbindend angelegt gewesen und deshalb 300 Jahre später in den Augen des preußischen Königs Friedrich Wilhelm III. hervorragend dazu geeignet, die von ihm seit 1817 betriebene Union zwischen Lutheranern und Reformierten zu fördern. In der königlichen Kabinettsordre vom 4. April 1830, die den 25. Juni als Tag der Übergabe der Confessio Augustana zum kirchlichen Gedenktag erhob, ist deshalb konsequent von den „evangelischen Gemeinden“ und den „evangelischen Glaubensgenossen“ die Rede, und nicht von Lutheranern und Reformierten.

Neben dieser „unionistischen“ Aktualisierung des Augustana-Jubiläums diente die Erinnerung an das Augsburger Bekenntnis aber auch als Waffe in der gerade im Jahr 1830 besonders heftig geführten Auseinandersetzung zwischen Vertretern des theologischen Rationalismus und ihren konservativen Gegnern. Die Konservativen nahmen das Jubiläum zum Anlass, die Wichtigkeit eines Bekenntnisses als konstituierender Mittelpunkt und verbindliche Lehrgrundlage der Kirche zu betonen. Dagegen war man auf Seiten des theologischen Rationalismus im Anschluss an Hegel und Schleiermacher der Meinung, dass eine der Freiheit verpflichtete evangelische Kirche nicht auf dem Buchstaben der Bekenntnisschriften gründen könne, und sah in der Hochschätzung kirchlicher Lehrtexte wie der Confessio Augustana die Gefahr einer Fessel für die Freiheit des Glaubens und der theologisch-wissenschaftlichen Forschung. Diese Theologen stellten deshalb beim Gedenktag 1830 nicht die Bekenntnisschrift von 1530 als solche in den Mittelpunkt, sondern sahen vor allem in dem selbstbewussten Akt ihrer Übergabe an den Kaiser durch die Fürsten und Stände – also durch Laien – einen wichtigen Schritt in Richtung auf von priesterlicher Bevormundung emanzipierte Glaubensfreiheit.

So ist das Augustana-Jubiläum von 1830 ein anschauliches Beispiel dafür, wie die Erinnerung an ein historisches Ereignis für die verschiedensten tagesaktuellen Zwecke nutzbar gemacht werden kann.

Ein Gedanke zu „Reformationsjubiläum im Jahr 1830

  1. Sehr geehrter Herr Metzing,
    Hegel nannte die Confessio Augustana das „vornehmste symbolische Buch der Lutheraner“, also nicht die Bibel. Sie heben auch hervor, dass die Condessio von Fürsten, also Laien übergeben wurde. Hegel sah auch im Zölibat die „Verunsittlichung des Lebens, speziell der Familie“. Sie schreiben auch von den Konservativen und den Rationalisten. Wer sind diese Konservativen? Die die Bibel noch als verbindliche Wahrheit ansehen? Wer sind die Rationalisten? Die, die ihren eigenen Verstand, ihre eigene Logik über die Bibel stellen, von der Jesus sagte, daß es ewig gilt? Hugo Ball unterscheidet in seinem Buch „Die Folgen der Reformation …“ zwischen Logik und Verstand. Ich vermute, daß das ein wichtiger Gesichtspunkt ist. Man kann selbstverständlich logisch auf einer Prämisse folgern, dabei bleibt der Verstand sehr oft im Abseits. Das hat Friedrich Georg Jünger in seinen beiden bedeutenden Schriften „Perfektion der Technik“ und „Die vollkommene Schöpfung“ sehr logisch und verstandesgemäß dargelegt.
    Ein befreundeter ref. Pastor sagte mir häufig: „Die Katholiken haben es gut, sie haben nur einen Papst, wir haben hunderte.“ Ich muß Ihnen gestehen, daß ich in der Bibel noch nie eine Stelle fand, die ich als unlogische empfand, das heißt nicht, daß ich alles verstanden hätte.
    Mit freundlichen Grüßen und pax et bonum
    Horst Reichhardt

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